Prozess: Rentnerin aus Dörentrup fährt Fußgänger an

Bad Oeynhausen/Dörentrup. Ein Parkplatzrempler war offenbar der Auslöser für eine ganze Reihe von Straftaten, begangen von einer 71-jährigen Rentnerin aus Dörentrup. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Bielefeld stieß die Frau beim Einparken vorm Bad Oeynhausener Bahnhof mit einem anderen Fahrzeug zusammen. Die Autofahrerin kümmerte sich jedoch nicht um den Schaden und ließ sich auch nicht von einem Zeugen aufhalten, der sich vor ihr Auto stellte.

Die Rentnerin fuhr den Mann an, der sich dabei angeblich leicht am Knie verletzte. Dann parkte sie auf einer anderen Stellfläche – und ging in ein Ladengeschäft in der Bad Oeynhausener Innenstadt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat der Dörentruperin wegen Nötigung, vorsätzlicher Körperverletzung und Unfallflucht einen Strafbefehl über 50 Tagessätze zu 30 Euro (1500 Euro) und zwei Monate Fahrverbot auferlegt. Die Rentnerin hatte keine Vorstrafen und keine Punkte in Flensburg.

Die 71-Jährige will das jedoch nicht akzeptieren. Über ihren Bruder, der Rechtsanwalt ist, legte sie Widerspruch ein und ließ sich am Montag vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen vertreten. So ein Verhalten kenne er von seiner Schwester nicht, beteuerte der Anwalt, verlas eine längere Erklärung und verwies auf die Spurenlage. Demnach passen die Schäden an den Autos beim Parkplatzrempler nicht zusammen. Der parkende Seat ist offenbar an einer Stelle beschädigt worden, wo ihn der VW-Beatle der Rentnerin gar nicht habe treffen können.

Verteidiger: Der Mann hat sich auf die Motorhaube gelegt Als dann aber ein Mann laut schreiend auf ihr Auto zu rannte und den Weg blockierte, bekam die Dörentruperin offenbar Panik. Sie habe das als Bedrohung empfunden und einen Fluchtweg gesucht, so der Verteidiger. Den Mann habe sie aber nicht angefahren. Er habe sich stattdessen auf ihre Motorhaube gelegt und als das Auto anhielt, auch noch ihren Autoschlüssel weggenommen. Andere zu verletzen, so der Anwalt, sei seiner Schwester wesensfremd.

Ein unbeteiligter Zeuge schilderte das Verhalten der Rentnerin allerdings so wie der Staatsanwalt. Der Zeuge hatte an diesem Samstag, 14. September 2019, telefonierend vor einem Friseursalon gewartet und einen lauten Knall gehört. Dann beobachtete er, wie die Frau im Auto den Mann anfuhr, der sie zu stoppen versuchte.

Eine Verkäuferin aus der Innenstadt bestätigte den Gemütszustand der Dörentruperin. Sie habe &bdquo;total verstört“ und ängstlich gewirkt, als sie in den Laden der Zeugin kam. Die Verkäuferin kümmerte sich um ihre Stammkundin, nahm die Frau unter den Arm und überzeugte sie, zurück zur Unfallstelle zu gehen und mit der Polizei über den Vorfall zu sprechen. Der Polizist schilderte die Dörentruperin wiederum als verunsichert: &bdquo;Verängstigt fand ich sie aber nicht.“ Er habe &bdquo;normal“ mit ihr reden können. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass es ihr erster Unfall war“, sagte der Polizist.

Staatsanwalt verzichtet aufs Fahrverbot Nach diesen Zeugenaussagen beschränkte der Bruder und Anwalt der Dörentruperin seinen Einspruch auf die Rechtsfolgen. &bdquo;Meine Schwester war kopflos“, sagte er und bat um ein mildes Urteil. Seine Schwester lebe allein und sei auf ihren Führerschein angewiesen. Auf eine Zeugenvernehmung des Geschädigten verzichteten alle Beteiligten. Der Mann spricht kein Deutsch, seine Schwester versuchte, hilfsweise zu übersetzen.

Der Richter hatte keine Zweifel an der Schuld der Lipperin und verurteilte sie zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 30 Euro (1500 Euro). Das zweimonatige Fahrverbot hob er auf. Darauf hatte auch der Staatsanwalt nicht mehr bestanden.

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