Dörentrup. Dreifach ungewöhnlich: Der Dörentruper Haushalt 2021 ist der letzte von Kämmerer Burkhard Rüther, der erste des im Herbst neu gewählten Bürgermeisters Friso Veldink und zu guter Letzt einer, der auf dem Postweg eingebracht wird: Die Finanzplanung der Gemeinde Dörentrup wird nicht wie üblich vom Kämmerer „live“ im Rat vorgestellt, sondern aus Gründen des Infektionsschutzes per Post verschickt.
Corona-Defizit
Der Haushaltsentwurf hat ein Volumen von 18,5 Millionen Euro. Dabei erwartet Kämmerer Burkhard Rüther ein Defizit von 60.000 Euro. Eigentlich ist das Loch aber größer: Es würde bei 577.000 Euro liegen, wenn die Gemeinde nicht die „Buchungstricks“ anwenden dürfte, die das Land den von Corona gebeutelten Kommunen zubilligt. Das durch die Pandemie verursachte Minus darf quasi aus der Bilanz herausgenommen und über 50 Jahre abgeschrieben werden. Ursache für den Fehlbetrag ist in erster Linie der „Einbruch durch geringere Steuern“, wie Rüther erklärt. Wegen der Pandemie geht nicht nur das Gewerbesteueraufkommen zurück, sondern auch der Anteil der Gemeinde an anderen Steuerarten wie der Einkommensteuer – insgesamt etwa 350.000 Euro. Dörentrup bekommt überdies 400.000 Euro weniger Schlüsselzuweisungen. „Wir rechnen ab 2023 aber wieder mit einem Plus von 90.000 Euro“, sagt Rüther – ohne den Corona-Ausgleich.
Schulden, Gebühren & Co.
Gleichwohl steht Dörentrup in mancherlei Hinsicht gut da. „Wir waren nicht gezwungen, Kassenkredite aufzunehmen“, sagt Bürgermeister Veldink. Mit anderen Worten: Der „Dispo“ der Gemeinde liegt bei null. Manch andere Kommune hat hier Kassenkredite in Millionenhöhe. Darüber hinaus sind fürs laufende Jahr keine Erhöhungen von Gewerbe- oder Grundsteuern vorgesehen – seit 2019 gebe es hier Stabilität, betont Rüther. Auch die Gebühren bleiben unverändert, mit Ausnahme einer leichten Erhöhung beim Müll, die für einen Musterhaushalt bei zwölf Euro im Jahr liegt. Die Gemeinde hat weiter Schulden abgebaut. Sie liegen bei 11,1 Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung sinkt auf 1435 Euro. Dabei handle es sich um Schulden, die auf Investitionen beruhen, also beispielsweise durch den Bau von Gebäuden. Investitionskredite brauchte die Gemeinde freilich seit Jahren nicht mehr aufzunehmen Auch die Rücklage füllt sich weiter: 2021 soll der Eigenkapitalbestand bei 12,5 Millionen Euro liegen, mehr als in der ersten Bilanz 2008.
Investitionen
Trotz der Corona-Schwierigkeiten will die Gemeinde investieren – drei Millionen Euro im Baubereich etwa. So ist die Anschaffung von zwei Feuerwehrfahrzeugen geplant, für die 570.000 Euro im Planentwurf stehen. 141.000 Euro sollen in die weitere energetische Sanierung des Freibads fließen und 50.000 Euro in den Bau eines Parkplatzes am Sportplatz in Humfeld – dort, wo vor einiger Zeit an der Bundesstraße ein Haus abgerissen wurde. Für den Bau des Kunstrasenplatzes in Schwelentrup stehen 680.000 Euro im Etatentwurf. Die Gemeinde hofft auf eine 90-prozentige Förderung, hat aber noch keinen Zuschlag bekommen. Leader-Projekte wie das „Dorf der Tiere 3.0“ (30.000 Euro) und die Umgestaltung der Pottkuhle (200.000 Euro) finden sich ebenfalls im Etatentwurf. Für den Endausbau des Birkenwegs in Spork will die Gemeinde 30.000 Euro ausgeben – Anwohner werden dafür nicht zur Kasse gebeten. Für die Verlängerung des Radwegs an der Mittelstraße in Spork inklusive Versetzung der Bushaltestelle „Kreuzung“ sind 140.000 Euro vorgesehen (weiterer Bericht folgt).
Umorganisation
Diese und andere Punkte werden nun politisch beraten. Der Etat soll Ende kommenden Monats im Rat beschlossen werden. Kämmerer Rüther hält es für ein wichtiges Ziel, „so schnell wie möglich wieder positive Jahresergebnisse zu erzielen“. Dass Rüther, seit 2013 Kämmerer, im Mai altersteilzeitbedingt seinen Abschied aus dem Rathaus nimmt, nutzt die Gemeinde für eine interne Umorganisation. So werden aus seinem Ressort zwei: der Fachbereich Finanzen, geleitet von Rüthers Nachfolgerin Kathrin Dobrileit, und der Bereich Verwaltung und Organisation mit Axel Jungblut an der Spitze. Beide gelten als gut eingearbeitet. Neuer Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in der Verwaltung wird Bauamtsleiter Dirk Süllwold. Und was würde der scheidende Kämmerer den Ratsmitgliedern sagen, wenn er eine Haushaltsrede halten würde? „Tschüss“, antwortet Burkhard Rüther schmunzelnd.