Ein „Problemkraut“ macht Sorgen

Dörentrup-Schwelentrup. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust: Als Landwirt weiß Bernd Mühlenmeier um die Probleme, die das Jakobskreuzkraut verursachen kann. Als Naturschützer und stellvertretender Kreisvorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) freut er sich über die Raupen, die sich von der Pflanze ernähren und die zu schönen Schmetterlingen werden. Klar ist aber: Es ist ein gutes Jahr für das Jakobskreuzkraut.

Nach Mühlenmeiers Beobachtung hat sich die Pflanze so stark vermehrt wie seit 2015 nicht mehr. &bdquo;Es liegt an der Feuchtigkeit“, sagt der Landwirt aus Schwelentrup. Es ist eigentlich schön anzusehen, blüht derzeit gelb. Doch es gibt einen Haken, und der heißt: Gift. Unter Pferdebesitzern gilt die Pflanze als höchst unerfreulich, denn es kann sich in der Leber der Tiere anreichern und auf Dauer dazu führen, dass die Tiere krank werden oder gar verenden. &bdquo;Es führt zu Gesundheitsschäden“, sagt Bernd Mühlenmeier. Er weiß: Auch für Rinder kann die Pflanze gefährlich sein. Kühe fressen das Kraut. Pferde meiden es zwar in der Regel, weil es bitter schmeckt. Doch wenn die Wiese abgemäht wird, sieht das anders aus: Kommt das Kraut ins Heu, fressen es die Pferde mit. Denn im trockenen Zustand fehlen die Bitterstoffe – aber nicht das Gift, sogenannte Alkaloide. &bdquo;Ein Problemkraut“, sagt Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Lippe.

Pflanze fühlt sich auf mageren Wiesen wohl

Die einzige wirkungsvolle Möglichkeit ist so schlicht wie wirksam: ausreißen, ausgraben, am besten inklusive Wurzel. &bdquo;Öko-Bauern bleibt kaum etwas anderes übrig“, sagt Bernd Mühlenmeier. Auch Dieter Hagedorn sieht das als besten Weg. Die chemische Bekämpfung des Krauts sei äußerst schwierig und damit kaum praktikabel. Besonders wohl fühlt sich das Kraut – Mühlenmeiers Angaben zufolge übrigens eine heimische, keine zugewanderte Art – auf extensiv bewirtschafteten Weiden, wie er sie in Schwelentrup hat. Neben nicht so fetten Wiesen kommt das Jakobskreuzkraut oft auch an Straßenrändern vor.

Sein Sohn Julian, der den Hof mit Mutterkuhhaltung führt, und er reißen das Kraut regelmäßig in mühevoller Handarbeit aus. &bdquo;Am besten mit Handschuhen“, verweist Mühlenmeier auf die Giftstoffe. Die Wurzel mit zu erwischen, sei allerdings gar nicht so einfach, denn das Jakobskreuzkraut hat eine Pfahlwurzel, die fest im Boden ankert. Die Erfahrungen Mühlenmeiers bestätigt Albrecht Meyer zu Hölsen, der in Bad Salzuflen einen Hof führt und Flächen bewirtschaftet. &bdquo;Ich ziehe das Kraut schon seit Jahren von Hand aus. Bei uns steht nichts“, sagt Meyer zu Hölsen. Das könnten auch Spaziergänger machen. Das Kraut könne man an Ort und Stelle einfach liegen- und vertrocknen lassen.

Doch wer helfen will, muss es erst mal erkennen. &bdquo;Es ist nicht alles Jakobskreuzkraut, was gelb blüht“, sagt Bernd Mühlenmeier. Verwechseln könne man es beispielsweise mit dem Rainfarn, der Königskerze, der Platterbse, dem Wiesenpippau und dem Johanniskraut. Doch am lila-roten Stängel lasse es sich gut erkennen. Und es habe mehr Blütenblätter als das Johanniskraut – nämlich 13, sagt Albrecht Meyer zu Hölsen.

Allerdings: Das Kraut ist nach Bernd Mühlenmeiers Beobachtung oft Anflugstelle für Insekten. Und auch die schwarz-rote Schmetterlingsart profitiert davon: Die schwarz-gelb geringelten Raupen des Blutbären ernähren sich vom Jakobskreuzkraut und helfen so, es zu dezimieren. Allerdings glaubt Bernd Mühlenmeier: &bdquo;So viel Jakobskreuzkraut, wie es 2021 gibt, können sie gar nicht fressen.“

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