Die Siedlung Vogtskamp: Unbeugsam wie ein gallisches Dorf

Dörentrup. Vogtskamp wahrzunehmen, fällt den Autofahrern besonders leicht, wenn sie an der richtigen Stelle eine Vollbremsung hinlegen. Es ist der Moment, in dem ein Altglascontainer sichtbar wird. Dieser steht in der Busschleife, die liegt am tiefsten Punkt von Vogtskamp, der wiederum ist von der Sternberger Straße aus zu sehen.

Die Streusiedlung gehört zur Gemeinde Dörentrup. 71 Menschen leben in Vogtskamp. Berühmtester Ziehsohn indes ist der jüngst verstorbene Schauspieler Jan Fedder, bekannt als Polizist Dirk Matthies in der Fernsehserie Großstadtrevier. Fedder verbrachte seine Ferien als Kind in Vogtskamp. Warum?

Jan Fedder war regelmäßig Gast in der Pension Waldesruh Wir fragen Ernst Schafmeister. &bdquo;In unserer Siedlung gab es früher mal die Pension Waldesruh von der Familie Alisch. Die ist seit mehr als fünf Jahren dicht. Aber vor Jahrzehnten war sie in den Sommerferien stets das Ziel von Jan Fedder und seiner Mutter. Als Fünfjähriger kam der spätere Schauspieler immer nach Dörentrup und hat mit uns hier im Vogtskamp gespielt. Frau Alisch war quasi wie eine zweite Mutter für ihn. Als er längst ein Promi war, kam Fedder mal ohne Anmeldung zu einer Feier und blieb 48 Stunden, um alte Erinnerungen aufzufrischen“, erzählen Ernst Schafmeister und Fritz Drifte.

Rentner Fritz Drifte wohnt in Hausnummer 1 und kennt sich in der Siedlung genauso gut aus wie in seiner Westentasche. Gleiches ließe sich von Schafmeister sagen. Der 71-Jährige Schafmeister lebt bereits seit 1955 in Vogtskamp. Also nahezu sein ganzes Leben. Drifte und Schafmeister gehören zu den oben genannten 71 und kennen die &bdquo;Ur-Einwohner“ ebenso wie die Zugezogenen. Drifte ist zudem mit seinem Sohn Philipp der einzige Bewohner, der noch Landwirtschaft rund um Vogtskamp betreibt. Auf zehn Hektar wird Getreide angebaut. In erster Linie, weil die Anwohner ihre großen Gärten hinter den Häusern nicht mehr selbst beackern wollen.

Spielplatz mit nagelneuer Schaukel Die Siedlung gehört zu den wenigen Einheiten auf Dörentruper Gebiet, die nur über ein grünes Schild mit gelber Schrift verfügt. Im Laufe der Jahre kamen Errungenschaften für die Vogtskämper dazu, die Vorteile mit sich brachten: &bdquo;Die Druckentwässereung in den 90er Jahren, die uns Kosten der Regenwassereinleitung erspart“, erklärt Schafmeister. Andererseits musste man auch hinnehmen, dass der Busverkehr an den Altglascontainern faktisch zum Erliegen gekommen ist. Drifte weiß zu berichten, dass früher die Schulkinder dort abgeholt wurden. Dafür wiederum gibt es eine kleine Radwegstrecke von Humfeld bis in die Siedlung, die in Höhe Sanderhof auf die Bundesstraße trifft. Und einen eigenen Spielplatz mit einer nagelneuen Schaukel habe man ebenfalls.

Schaut man auf die gewöhnlichen und ungewöhnlichen Bedingungen in Vogtskamp, fallen die DHL- oder Amazon-Sprinter nicht weiter auf, sie fahren rein und raus wie in anderen Siedlungen. Schafmeister meint, mitbekommen zu haben, dass einige Fahrer sogar &bdquo;Bis morgen“ rufen. Glasfaser indes ist noch nicht angekommen. Über ein Leerrohr in der Straße ist der Ausbau nicht hinaus gekommen. Trotzdem, so Drifte, sei das Internet brauchbar. Schafmeister fügt lakonisch hinzu: &bdquo;Ja, wir haben Strom.“

&bdquo;Ein paar wenige Baugrundstücke gibt es noch" Rein räumlich sind die Vogtskämper klar Richtung Humfeld orientiert. &bdquo;Man fährt nicht über die Schotterpiste nach Schwelentrup, die Straße ist ungemütlich“, meint Schafmeister. Kindergärten oder Fußballfelder suche man eher in Bega, Wendlinghausen und Humfeld. Und die, die in der Siedlung einmal wohnen, würden tendenziell auch bleiben. &bdquo;Ein paar wenige Baugrundstücke gibt es noch. Lückenbebauung eben“, so Drifte, der selbst früher in der Barntruper Verwaltung beruflich viel rund ums Bauen gemacht hat und über entsprechende Expertise verfügt.

Und sonst? Drifte: &bdquo;Wir haben hier eine Firma, die als Lohnunternehmen diverse Mähdrescher im Einsatz hat. Das Weltunternehmen Claas aus Harsewinkel hat sogar mal für eine Feier ein Dutzend Mitarbeiter nach Vogtskamp geschickt, weil unser Nachbar regelmäßig seine Mähdrescherflotte erneuert.“ Überhaupt: Mit der Nachbarstraße Waldwinkel habe man vor Jahrzehnten ein jährliches Straßenfest ins Leben gerufen und an Weihnachten stelle man an der Busschleife einen Baum auf. Drifte und Schafmeister im Fazit: &bdquo;Die Gemeinschaft und der Flurfunk funktionieren. Ex-Bürgermeister Friedrich Ehlert hat sogar mal behauptet, wir wären ein wenig wie ein gallisches Dorf. Unbeugsam.“

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