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Wirte aus Dörentrup „packen aus“

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Jochen Brunsiek vom Kulturstellwerk Nordlippe moderiert die gutbesuchte
Erzählwerkstatt zur Kneipenkultur in Nordlippe im Dörentruper Bürgerhaus. - © Erzählwerkstatt Kneipenkultur
Jochen Brunsiek vom Kulturstellwerk Nordlippe moderiert die gutbesuchte Erzählwerkstatt zur Kneipenkultur in Nordlippe im Dörentruper Bürgerhaus. (© Erzählwerkstatt Kneipenkultur)

Dörentrup. Mit dem Song „Die kleine Kneipe“ hat Peter Alexander diesem Kulturort ein würdiges musikalisches Denkmal gesetzt. Mit der „Erzählwerkstatt Kneipenkultur in Nordlippe“ will das „KulturstellwerkNordlippe“ dieses Jahr viele Erinnerungen an eine Einrichtung auffrischen, die in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt worden sei, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Jeden Monat gibt es dieses Jahr in den vier nordlippischen Kommunen ein Treffen zum Thema „Kneipenkultur“. Die Eröffnungsveranstaltung der Reihe fand jetzt mit 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bürgerhaus Dörentrup statt. Jochen Brunsiek und Jürgen Scheffler präsentierten wie schon bei den ersten beiden„Erzählwerkstätten“ eine Einführung zu den Themen „Eisenbahn im Begatal“ und „Industrialisierung im Begatal“. Friedo Petig sorgte mit gereimten Kindheitserinnerungen für eine lockere, entspannte Atmosphäre, in der die ehemalige Dörentruper Wirtin Ursula Rohde sowie ihre Kollegen Dieter Blattgerste und Gerd Kruse mit ihren Schilderungen hinter die Kulissen des Kneipenlebens blicken ließen.

Die Kneipe als Mittelpunkt des Dorfes

Aller guten Dinge sind drei. So gab es auch in fast jedem Dorf drei Zentren: Kirche, Sportplatz, Kneipe. Folgerichtig stand das Gasthaus früher auch oft direkt neben der Kirche (wie in Bega oder Hillentrup) oder dem Sportplatz (wie in Humfeld). Die Stellung der Kneipe als Dorfmittelpunkt der Kneipe wurde oft dadurchhervorgehoben, dass meist eine Bäckerei, ein Kolonialwarengeschäft, ein Lebensmittelladen oder ein Bauernhof (zur Erzeugung von Milch, Eiern, Fleisch und zur Verwertung der Küchenrückstände) angeschlossen waren.

Waren sonntagmorgens die Sünden in der Kirche gebeichtet worden, durfte man sich auf dem Heimweg vor dem Mittagessen in der Kneipe noch ein – nicht selten alkoholisches – „Belohnungsgetränk“ mit reinem Gewissen genehmigen. War die heimische Fußballmannschaft erfolgreich angefeuert worden, mussten die Stimmbänder auf dem Rückweg vom Sportplatz natürlich in der Kneipe mit einem Getränk wieder abgekühlt werden.

Ein Saal musste her – und eigenes Personal

Für größere Familienfeiern reichte die „Wirtsstube“ räumlich nicht aus. Darum hatten viele Gaststätten einengrößeren Saal angebaut. Davon wusste auch Ursula Rohde zu berichten, die bis 1990 zusammen mit ihrem Mann Wilfried den „Krug zum grünen Kranze“ in Spork bewirtschaftet hatte. Anfangs war es noch üblich, dass die Gäste ihre eigenen Bedienungen – Familienangehörige und Bekannte - mitbrachten. Dann gab es den Wunsch nach einem Full-Service, und Familie Rohde musste sich nach eigenem Personal, also Hilfe aus der Nachbarschaft, für die Bewirtung von bis zu 120 Gästen umsehen.

Ließen mit ihren Schilderungen die Gäste der Erzählwerkstatt im Bürgerhaus Dörentrup hinter die Kulissen des früheren Kneipenlebens blicken: Dieter Blattgerste (von links), Ursula Rohde und Gerd Kruse. - © Kulturstellwerk Nordlippe
Ließen mit ihren Schilderungen die Gäste der Erzählwerkstatt im Bürgerhaus Dörentrup hinter die Kulissen des früheren Kneipenlebens blicken: Dieter Blattgerste (von links), Ursula Rohde und Gerd Kruse. (© Kulturstellwerk Nordlippe)

Verschwiegenheit ist erste Kneiperpflicht

„Das Wichtigste eines Wirtes ist seine Verschwiegenheit“, den nachhaltigsten Satz der Auftaktveranstaltung formulierte Gerd Kruse, zuletzt Wirt seines „Bürgerkellers“ in Schwelentrup. Wenn ein Gast keinen Drang hatte, nach Hause zu gehen, dann wusste Gerd Kruse genau, was notwendig war. Der Stammgast brauchte in seiner Stammkneipe ein Einzelgespräch mit der Person seines Vertrauens – also dem Wirt. Dann hörte Gerd Kruse Probleme, die er auch nicht lösen konnte, aber darüber sprechen zu können, war meist schon eine wichtigeHilfe.

In den Humfelder Reiterstuben geht es weiter

Weiter geht es mit der „Erzählwerkstatt Kneipenkultur“ am Dienstag, 25. Februar, um 18 Uhr in den „HumfelderReiterstuben“. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung und weitere Informationen: www.kulturstellwerk-nordlippe.de.

Die „Erzählwerkstatt Kneipenkultur“ in Nordlippe wird veranstaltet durch das Kulturstellwerk Nordlippe, ein Projekt des Landesverbandes Lippe. Kooperationspartner sind die Volkshochschulen Detmold-Lemgo und Lippe-Ost, der Lippische Heimatbund, Marketing Extertal und weitere nordlippische Heimatvereine.

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