Dörentrup. Viktor Neufeld muss ein besonderer Mensch gewesen sein. Hilfsbereit, fleißig und mit einer großen Liebe zu Natur und Tieren, wie seine Kinder Valentin Neufeld und Diana Schander erzählen. Am 23. Juni ist er im Alter von 64 Jahren an einem Hirntumor verstorben. Er hinterlässt eine Frau, zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Als Hausmeister hat er zuletzt bei der Gemeinde Dörentrup gearbeitet. War hauptsächlich für die Grundschule West und das Familienzentrum Abakus sowie die Flüchtlingsunterkünfte zuständig. Die Elternpflegschaft der Grundschule weiß, wie wichtig Viktor Neufeld für die Kinder war. Sie hat daher eine Spendensammlung gestartet. Innerhalb weniger Tage kamen mehr als 5000 Euro zusammen, um die Familie zu unterstützen. Doch was zeichnet den Verstorbenen aus? Warum sind so viele Menschen bereit, Geld zu spenden? Was war er für ein Mensch? „Ein Familienmensch“, sagen seine Kinder. Viktor Neufeld ist in Russland geboren, als drittältester unter sieben Brüdern. Seine Frau Irina Neufeld hat er bereits in der Schulzeit kennengelernt. Mit 16 Jahren seien sie ein Paar geworden. „Wir hatten damals eine Clique mit acht Pärchen. Sie besteht immer noch. Wir treffen uns jedes Jahr am Edersee, wandern, grillen und singen zusammen - obwohl alle weit auseinander wohnen“, erzählt die Witwe. Ein Haus im Grünen 1981 haben sie geheiratet, bevor das Paar 1990 nach Deutschland kam. „Mein Papa suchte hier nach einem Altbau mit viel Grundstück, Wald und Wasser“, erzählt Valentin Neufeld. Dieses Haus fand er in Dörentrup. Der gelernte Tischler baute viel selbst, steckte viel Arbeit und Zeit ins Grundstück. „Er war viel in seinem Schuppen, hat die Möbel im Haus und Spielgeräte für die Kinder im Garten gebaut. Den ehemaligen Schweinestall baute er zu einer Sauna um. Wir haben noch das Dach zusammen gedeckt“, erinnert sich sein Sohn. Außerdem liebte er die Natur: „Er war immer am Wurschteln, hat Obstbäume gezüchtet. Es sind mittlerweile 105, wir haben sie neulich gezählt. Weintrauben angebaut. Er hat Hühner gehalten. Vor der Tür gibt es einen Teich, wo wir hin und wieder schwimmen. Dort leben auch Schwäne. Es war gar nicht so einfach, ein Paar zu finden, das sich versteht. Letztes Jahr gab es Nachwuchs. Wir haben am Teich eine Kamera installiert, um ihm die Bilder jetzt im Krankenhaus zu zeigen. Das hat ihm große Freude bereitet“, sagt Valentin Neufeld. Beliebt bei den Kindern Nachdem Viktor Neufeld lange Zeit als Tischler gearbeitet hatte, fing er 2016 als Hausmeister bei der Gemeinde an. „Anders als auf der Baustelle, lernte er dabei viele Menschen kennen. Bei den Kindern blühte er richtig auf. Und sein handwerkliches Geschick kam ihm zugute“, sagt seine Tochter. Weil er Russisch sprach, konnte er sich gut mit den ukrainischen Flüchtlingen verständigen. „Er ist immer rausgefahren, wenn was war. Musste auch mal Streit schlichten. Hat alles für sie organisiert und war einfach ansprechbar für seine Mitmenschen, egal ob es schon abends oder am Sonntag war“, führt Diana Schander weiter aus. Sebastian Gerhadinger von der Schulpflegschaft weiß: „Viktor war den Kindern immer der beste Hausmeister. Alle mochten ihn und Viktor mochte die Kinder, kannte alle Namen.“ Und Schulleiterin Bettina Rethmeier ergänzt: „Wir waren ein gutes Team. Kinder, für die es besonders schwierig war, sind zu ihm gekommen. Er hat ihnen eine Aufgabe gegeben oder eine Lösung gefunden, ist mit allen Menschen gut ausgekommen. Das war schon etwas Besonderes.“ Am Standort West wurde ein Erinnerungsbuch ausgelegt, in das die Schüler hereinschreiben können. „Darin stehen so Sachen wie: Du hast immer den Ball vom Dach geholt. Schon in der Kita hast du mir die Schleife beigebracht. Du hast geholfen“, sagt die Schulleiterin. Von den „Erdmännchen“ der Klasse 3b gab es eine liebevolle Karte und bereits zu Weihnachten, kurz nach der Diagnose, ein Bilderbuch mit Genesungswünschen. Die Diagnose „Er hatte letztes Jahr plötzlich mit Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Sehproblemen zu tun, die trotz Brille nicht besser wurden. CT und MRT brachten dann die Erkenntnis: ein aggressiver Hirntumor - unheilbar“, berichtet seine Tochter. Für die Familie ein Schock, war Viktor Neufeld doch sportlich aktiv und vorher nie im Krankenhaus gewesen. „Mein Papa hatte eine Morgenroutine. Er ist erst mal gejoggt, hat seine Übungen gemacht und erst dann gefrühstückt“, sagt sein Sohn. „Wir dachten, wir hätten noch viel Zeit zusammen. Selbst seine Eltern und Schwiegereltern leben noch“, ergänzt Diana Schander. Für den Familienvater folgten eine Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Er bekam Physiotherapie. Doch Viktor Neufeld bekam zunehmend epileptische Anfälle, er baute motorisch ab. Seine Familie pflegte ihn, doch irgendwann ging es aus medizinischen Gründen nicht mehr daheim. Die letzten sieben Wochen verbrachte er im Hospiz in Detmold. Seine Frau Irina Neufeld zog mit ein. Die Kinder wechselten sich tagsüber ab. „Wir konnten zu jeder Tages- und Nachtzeit hin. Das war toll und hat ihm Kraft gegeben. Wir konnten aber nichts mehr tun“, sagt Valentin Neufeld. Doch zum Glück sei er bis zuletzt klar im Kopf gewesen, sodass die Familie alles für die Bestattung und Trauerfeier besprechen konnte. So wird Viktor Neufeld am Freitag, 11. Juli, um 11 Uhr im Ruheforst Schloss Wendlinghausen beerdigt. In der Natur. Dort, wo er immer war.