Landeseisenbahner machen historische Drähte in Extertal fit für die Zukunft

Extertal. Im lippischen Westen wird darüber diskutiert, ob die Bahnstrecke zwischen Bielefeld, Lage und Lemgo eine Oberleitung bekommen soll, damit die Züge dort elektrisch fahren können. Am anderen Ende der Bahnstrecke ist diese Frage bereits seit 1927 gelöst: Die Extertalbahn fährt seit Anbeginn elektrisch. Nun müssen die historische Oberleitung und die Pfeiler für den Fahrdraht überholt werden. Das Projekt läuft noch bis Ende des Jahres.

Auf 141.000 Euro taxiert Raphael Kahlert von der Landeseisenbahn Lippe das Vorhaben. Einen gehörigen Zuschuss gibt es vom Land NRW: 93.000 Euro kommen aus dem Förderprogramm für &bdquo;Verkehrshistorische Kulturgüter", das erstmals aufgelegt worden war, sagt Andreas Tappe, Dezernent bei der Bezirksregierung. Dass eine historische Eisenbahn Denkmalschutz-Zuschüsse bekomme, sei schon ungewöhnlich. &bdquo;Wir haben normalerweise mit Bauwerken zu tun."

Bei der Extertalbahn stehen aber nicht nur die beiden Original-E-Loks seit 2008 unter Denkmalschutz, sondern gleich die ganze Strecke inklusive Gleiskörper, Bahnstromtechnik, Oberleitung und Masten. Allerdings: &bdquo;Die Masten sind stark korrodiert. Sie müssen neu lackiert werden. Außerdem müssen wir die Isolatoren und andere Kleinteile tauschen und reinigen", sagt Projektkoordinator Rapahel Kahlert.

Weitere Original-Masten schlummern im Lager 40 Masten halten den Fahrdraht über dem sechs Kilometer langen Schienenstrang zwischen Bösingfeld und Alverdissen. Die Mitglieder des Museumsbahnvereins lassen sie sandstrahlen und bereiten die Technik in ehrenamtlicher Arbeit selbst auf – die Sachkosten sind durch die Landesförderung gedeckt. Und: &bdquo;15 Masten werden komplett ausgetauscht."

Weil die unter Denkmalschutz stehende Technik aber nicht einfach durch neue ersetzt werden darf, kommen Original-Masten und Original-Fahrdraht zum Einsatz, die bei den Verkehrsbetrieben Extertal (VBE) im Lager liegen. Die Museumsbahner hatten sie auf dem nicht mehr für den Bahnverkehr genutzten Stück zwischen Bösingfeld und Rinteln abgebaut. &bdquo;Wir haben eine wahre Schatztruhe an Ersatzteilen", sagt VBE-Geschäftsführer Sven Oehlmann. Der Extertalbahn-Nachfolgefirma gehört die Schienenstrecke.

&bdquo;Hier geht es auch darum, eine historische Technologie am Leben zu halten, die funktioniert hat und funktioniert. Die Oberleitung gehört genauso dazu", sagt Oehlmann. Es habe Sinn, diese Technik für die nächsten Generationen zu erhalten und Geld hineinzustecken, berichtete Andreas Tappe vom Urteil des NRW-Heimatministeriums.

Die Bahn soll auch zwischen Alverdissen und Barntrup wieder elektrisch fahren Zumal die Landeseisenbahner ein weiteres Ziel vor Augen haben: Sie wollen die Fahrleitung auch auf dem fünf Kilometer langen Stück zwischen Alverdissen und Barntrup wieder einsatzbereit machen, sagt Landeseisenbahner Jochen Brunsiek. Dort muss die Landeseisenbahn nach den Diebstählen der elektrischen Oberleitung vor mehreren Jahren mit Diesel fahren. Eine Neuauflage des Förderprogramms könnte dabei helfen.

Damit soll die historische Eisenbahn mit der rekonstruierten Oberleitung wieder auf der gesamten Strecke fahren, so die Landeseisenbahner. Dass die alte Technik Zukunft hat, davon sind sie überzeugt. Brunsiek nennt ein Beispiel: &bdquo;Wir sind bereits heute mit Ökostrom der Stadtwerke Lemgo unterwegs."

Übrigens: Die Oberleitung aus Extertal gleich bis Bielefeld weiterzubauen, klingt zwar reizvoll, ist technisch aber kaum zu machen. Schon allein, weil die Extertalbahn mit Gleichstrom und die Deutsche Bahn mit Wechselstrom fährt.

Auch das Umspannwerk steht unter Denkmalschutz Die historische E-Lok 22 nutzt zwischen Bösingfeld und Alverdissen tatsächlich noch die alte Oberleitungstechnik von AEG aus den 1920er Jahren. Sie sei damals &bdquo;hochmodern" gewesen, sagt Museumsbahner Raphael Kahlert. Ein Grund für die Elektrifizierung der Strecke war die Tatsache, dass das E-Werk Wesertal seinen Strom loswerden wollte. Die Extertalbahn fährt mit 1500 Volt Gleichstrom. Das dafür benötigte Umspannwerk in Bösingfeld steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Die Güter-E-Loks waren laut Kahlert zwar langsam, mit 600 PS aber gut motorisiert, so dass sie 320 Tonnen schwere Züge von Rinteln bis ins nordlippische Bergland ziehen konnten. Höhenunterschied: 205 Meter.

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