In Bösingfeld wird jetzt der Dudelsack gelehrt

Extertal-Bösingfeld . Dudelsackspielen, das ist eine rhythmische Kombination aus Blasen, Drücken und Greifen. Wird der Sack einmal &bdquo;angehauen", ist ein brummender Grundton zu hören. Dann erzeugt der Spieler mit dem Rausdrücken von Luft hohe und laute Töne – seit Neuestem immer wieder in Bösingfeld zu hören. Das schottische Instrument hat die Musikschule Extertal jüngst in ihr Programm aufgenommen. Durch einen Zufall ist die Idee entstanden.

Erste Griffe auf dem Übungsgerät Alles begann mit einem gebrauchten Dudelsack. Matijas Amelung-Perisic aus Rott ist seit einem Jahr Hausmeister an der Grundschule Bösingfeld. Oft hat er aus dem Musikraum verschiedene Instrumente gehört. &bdquo;Da habe ich richtig Lust bekommen, selbst eins zu erlernen", sagt der 48-Jährige. Der Dudelsack sollte es sein. Diese Musikrichtung habe er schon immer geliebt.

Im Internet hat er schließlich einen gebrauchten Dudelsack gefunden, der zum Kauf angeboten wurde. Er fragte seine Bekannte, ob dieser von vernünftiger Qualität ist. &bdquo;Es werden viele Attrappen im Netz angeboten, da muss man vorsichtig sein", weiß er. Seine Bekannte wiederum hat eine Mitsängerin aus dem Chor gefragt, die selbst Dudelsack spielt – Christiane Wehfer . So fand der Schüler seine Lehrerin. Kurz darauf entstand die Idee, das schottische Instrument in der Musikschule anzubieten.

&bdquo;Eigentlich nimmt ein Anfänger erst Unterricht, bevor er sich für viel Geld ein Instrument kauft", sagt Christiane Wehfer, die 16 Jahre in einer schottischen Band gespielt hat. Ein neuer Dudelsack würde immerhin rund 1000 Euro kosten. Und den brauche es zu Beginn gar nicht. Los gehen die ersten Stunden nämlich mit einem Übungsinstrument. Das ist leiser und handlicher. Auf dem sogenannten Practice Chanter, einer Übungsflöte, lernt der Schüler zunächst die Noten und die Handgriffe kennen. &bdquo;Die Finger müssen schnell arbeiten und schnell umgreifen, um die Löcher wieder zu verschließen, damit der entsprechende Ton rauskommt", erklärt die Musiklehrerin. Nach etwa einem Jahr erst kommen das Blasen und das Drücken des Sacks hinzu.

&bdquo;In Australien spielen sie mit Känguru" &bdquo;Früher waren die Säcke aus Kuh- oder Schafsleder", erinnert sich Christian Wehfer. &bdquo;In Australien spielen sie mit Känguru." Heute sind es meist wasserundurchlässige Funktionstextilien. Bevor überhaupt ein Ton rauskommt, wird der Sack aufgepustet. Ist er gefüllt, haut der Spieler einmal dagegen und ein brummender Grundton entsteht. Dieser wird über die sogenannten Drones, die drei langen Rohre am Dudelsack, ausgegeben. Wird nun die Luft rausgedrückt und auf der Melodieflöte die richtige Kombination gewählt, erklingen die Töne. Die können sich für Neulinge laut und stechend anhören – leiser stellen kann man das Instrument nicht.

Gewöhnungsbedürftig war die Lautstärke auch für Barbara, die mit ihrer Freundin Heather zu der Übungsstunde gekommen ist, um sich den Unterricht einmal anzusehen. &bdquo;Wenn das immer so laut ist, könnte ich nur mit Ohropax spielen", stellt sie fest. Ihre Freundin hat damit kein Problem. &bdquo;Mein Vater ist Schotte und wegen meiner Wurzeln möchte ich das Dudelsackspielen gerne erlernen", sagt Heather. &bdquo;Es ist perfekt, dass das jetzt in Bösingfeld möglich ist." In Schottland habe sie schon häufig Dudelsackspieler hoch oben in den Bergen spielen sehen. &bdquo;Genau so stelle ich mir das vor", fügt Matijas Amelung-Perisic hinzu. &bdquo;In Rott auf dem Berg stehen und Dudelsack spielen."

Christiane Wehfer weiß, dass der Weg dorthin harte Arbeit ist. &bdquo;Entweder ich will dudeln oder richtig spielen, dafür muss man brennen", stellt sie fest. Täglich zehn Minuten üben, das sollte neben der halben Unterrichtsstunde am Mittwoch mindestens drin sein. Finden sich genug Interessierte, kann der Unterricht am 1. September starten. Dann klingen jeden Mittwochabend schottische Töne durch Bösingfeld .

Weitere Informationen gibt es unter Tel. (05262) 402317 oder auf www.musikschule-extertal.de.

Ein Sack mit Pfeifen

Paula erklärt's

Ein Dudelsack ist ein altes Musikinstrument. Er besteht aus einem luftgefüllten Sack und mehreren Pfeifen. Der Spieler bläst Luft in den Sack und klemmt diesen unter den Arm, um die Luft in die Pfeifen zu pressen. Eine der Pfeifen ist die sogenannte Spielpfeife. Sie sieht so ähnlich aus wie eine Blockflöte.

Der Dudelsack-Spieler öffnet oder verschließt einige Löcher mit den Fingern und erzeugt so eine Melodie. In jeder Pfeife gibt es ein oder zwei Plättchen aus dünnem Holz oder Hanf. Diese geraten durch die hindurchströmende Luft in Schwingung und erzeugen so den Ton. Ähnlich wie bei dem Mundstück einer Flöte. Der Dudelsack gehört deshalb auch zu den Holzblasinstrumenten. Ein Dudelsack kann ziemlich laut werden. Darum spielt man ihn eher im Freien.

Bei uns bringt man den Dudelsack oft mit der Kultur Schottlands in Verbindung. Dort war er früher ein Kriegsinstrument. Die Schotten spielten ihn zum Angriff. Typisch schottisch ist auch die Uniform. Dazu gehört ein knielanger Rock, meist mit kariertem Muster. Dieser Rock wird Kilt genannt. Erfunden wurde der Dudelsack aber nicht in Schottland, sondern wahrscheinlich im alten Ägypten. Auch die Griechen und Römer haben das Instrument gespielt, bevor es vor vielen hunderten von Jahren nach Europa und somit auch nach Deutschland kam.

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