Heimatverein: Nachfolger für Vorsitzenden dringend gesucht

Extertal-Bösingfeld. Seit über 93 Jahren gibt es den Heimat- und Verschönerungsverein Bösingfeld, doch ob er seinen 100. Geburtstag noch erlebt? Zumindest Fred Piechnik hat da seine Zweifel. Seit 30 Jahren hat er den Vorsitz des Traditionsvereins inne und schon längst wollte er kürzer treten. Doch einen Nachfolger hat er – trotz aller Bemühungen – bislang noch nicht gefunden.

&bdquo;Die jüngeren Leute machen nicht mit", sagt der 81-Jährige resignierend. Im sechsköpfigen Vorstand sind fast alle über 80 und auch unter den 152 Mitgliedern gibt es nur wenige, die nicht im Seniorenalter sind. Jetzt sollen jüngere Leute ran, doch die sind nur schwer zu finden. Dabei, so ist er ehemalige Leiter der Extertaler Realschule überzeugt, lohne sich der Einsatz für den Ort und werde immer wieder mit Erfolgserlebnissen und guten Gespräche entlohnt. Denn der Verein hat im Laufe der neun Jahrzehnte einiges bewegt.

Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist dabei sicherlich der Aussichtsturm auf dem Hohen Asch, 1955 unter maßgeblicher Beteiligung des damaligen Verschönerungs- und Verkehrsvereins umgesetzt. Unter der Ägide von Karl-Hermann Haack, damaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Heimatvereins, folgte 1981 dann die Stahlbeton-Variante. Haack war es auch, der Fritz Piechnik für den Heimatverein und seine Nachfolge gewann. Und so trat der Realschullehrer, der 1977 von Aachen für den Beruf nach Bösingfeld zog, 1991 den Vorsitz an.

Radtour in Neuseeland

Gerne erinnert sich der 81-Jährige an die Bergfeste, die es in den vergangenen Jahrzehnten auf der vereinseigenen Wiese neben dem Aussichtsturm gab. Die Zufahrt wurde für den Privatverkehr gesperrt. Unermüdlich karrten Busse die vielen Besucher an, die auf dem Hohen Asch einen bunten Tag mit Gottesdienst, Frühschoppen, heimischen Vereinen, Musik und Tanz bis in die Nacht genossen. Geselligkeit wird im Verein bis heute groß geschrieben, vor allem auf den Wander- und Radtouren.

Als passionierter Radler hat sich Fred Piechnik den Radwanderungen verschrieben und war in der entsprechenden Fachstelle auch beim Lippischen Heimatbund aktiv. 31.000 Kilometer, erzählt der Pensionär, habe er allein für den Heimatverein an Kilometern zurückgelegt. &bdquo;Auf dem 50. Breitengrad ist das einmal um die Erde", sagt er fast nebenbei.Touren führten die Bösingfelder Radler nicht nur ins lippische Umland, sondern auch weit darüber hinaus. Entlang der deutschen und europäischen Flusstäler, nach Dresden, Mallorca, Irland oder auch in die Provence.

Selbst auf Neuseeland traten die Lipper in die Pedale. &bdquo;Fahrten und Touren, egal ob beim Wandern oder Radeln, die einfach zusammenschweißen", wie es Fred Piechnik noch heute erfährt – auch wenn Corona viele Vereinsaktivitäten in den vergangenen Monaten zum Erliegen brachte.

Bunter Tunnel wird zur Galerie

Und natürlich bringt sich der Verein auch für seinen Heimatort ein – und das auf vielen Ebenen: Da ist der &bdquo;Bunte Tunnel" , eine triste Unterführung, die der Verein mit Hilfe von vielen jungen Künstlern 2014 zu einer Art bunten Galerie aufpeppte, die noch heute mit ihren Bildern besticht. Wanderwege wurden und werden gepflegt, Bänke aufgestellt. An den Planungen für den &bdquo;Park mit Potenzial" hat sich der Verein beteiligt und dafür unter anderem die Expertise von Studenten aus Oldenburg eingeholt, die sich in ihren schriftlichen Arbeiten mit dem Park befassten.

Geschichtshefte wurden mit Hilfe des Vereins herausgegeben, Aussichtsturm und Denkmal Südhagenweg gepflegt. Als es Überlegungen gab, die Burg Sternberg zu verkaufen, brachte sich der Verein mit Kulturveranstaltungen auf der Burg ein und lud bekannte Bösingfelder zu Lesungen ein. Mit dabei waren unter anderem die Nachrichtensprecherin Pinar Atalay oder auch die renommierte Historikerin Prof. Dr. Ute Frevert, die – wie Fred Piechnik erzählt – für die Veranstaltungen gerne zurück in ihren Heimatort kamen.

Als passioniertem Radler liegen ihm vor allem auch die Radwege rund um die Gemeinde am Herzen. Viel gebe es da noch zu tun, und so ist der Verein natürlich auch an den Planungen für einen Bürgerradweg von Alverdisen bis Bögerhof beteiligt.

Viele Möglichkeiten für einen potenziellen Nachfolger, der Lust hat, sich aktiv für Bösingfeld einzubringen. Nicht immer gibt es dafür Anerkennung, dafür aber viele gute Stunden und befriedigende Momente, ist Fred Piechnik überzeugt.

Und manchmal kommen sie dann doch die lobenden Worte – unerwartet und zwar von ganz oben. Aus dem Aktenordner holt der Vorsitzende ein besonderes Schreiben hervor: vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Der ließ es sich nicht nehmen, den Aktiven zum 90. Geburtstag des Heimat- und Verkehrsverein für ihren außergewöhnlichen Einsatz zu danken. Und das, sagt Fred Piechnik bescheiden, &bdquo;hat mich wirklich gefreut".

Mehr Informationen über den Heimat- und Verkehrsverein gibt es unter www.heimatverein-boesingfeld.de und bei Fred Piechnik, Tel. (05262) 994406.

Heimatverein: Nachfolger für Vorsitzenden dringend gesucht

Darum wollen zwei Extertalerinnen eine Demokratieinitiative in der Gemeinde gründen

Heimatverein Hörste ruht weiter

Löschzüge Almena und Laßbruch können ihr neues Gerätehaus beziehen

1500 Euro für den Extertaler Försterpfad - und für sein Team

Meierberg: Hoch im Weserbergland hält man zusammen

Bösingfelder Senior verweigert der Feuerwehr Zutritt und legt sich mit Polizisten an

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €