Rott hat einen Hauch von Einsamkeit

Extertal-Rott. Wen trifft man in Rott? Heino Rinne und Sylvia Grote. Und was ist Rott? &bdquo;Wir sind nicht das Ende der Welt, aber nah dran“, sagt Rinne. Was sich hier im ersten Moment wie nach einer Wüste irgendwo in Texas anhört, ist allerdings intakt. Die Dörfer Rott, Hagendorf und Nösingfeld liegen in einer hügeligen Landschaft zwischen Rinteln und Bösingfeld. Bürgersteige, die man abends hochklappen könnte, sucht der Tourist hier vergebens. Es gibt sie nicht. Was es gibt, ist ein großer Zusammenhalt und eine pragmatische Haltung zu den alltäglichen Herausforderungen - so nah am Ende der Welt.

Rinne und Grote gehören zum Vorstand der Dorfgemeinschaft. Sie eint nicht nur der unbedingte Hang zum Tun, auch bei den kritischen Untertönen nicken beide. &bdquo;Ja, das schnelle Internet würden Sie hier vergebens suchen. Man kann seine E-Mails öffnen; steigen die Anforderungen, beispielsweise über Streamingdienste, wird es schon eng“, so bei beiden unisono. Neben den bereits erwähnten Bürgersteigen fehlen natürlich auch Radwege. Wer hier in der Extertaler Hügellandschaft wirklich Radfahren möchte, sollte sich ein E-Bike anschaffen.

Neue Einigkeit seit 2017 Angefangen hatte die &bdquo;neue Einigkeit“ in den Bergdörfern 2017. Die Friedhofskapelle sollte geschlossen werden und Widerstand formierte sich. Am Ende rückten die Bewohner zusammen und entwickelten aus alten Vereinsstrukturen wie dem Salatclub oder dem aufgelösten Gesangverein eine nagelneue Dorfgemeinschaft. Was sie nicht ändern konnten? Rinne: &bdquo;Wer Fußball spielen möchte, fährt runter nach Almena, die Grundschule steht in Silixen, weiterführende Schulen in Bösingfeld, Barntrup oder Lemgo.“ Grote kann ein Lied davon singen: &bdquo;Meine Tochter brauchte früher bis zum Gymnasium in Barntrup mit dem Bus fast zwei Stunden. Mit Umsteigen in Bösingfeld und 6 Uhr morgens aus dem Haus.“ Rott eben - manchmal doch weiter weg von allem als man denkt?

Rott hat bekanntlich noch einen anderen Faktor, der seit Jahrzehnten immer mal wieder den Weg ins &bdquo;Jetzt“ schafft: der Ferienpark jenseits der Siegfried-Helbich-Straße, genau genommen, rund 250 Meter vor der Grenze zu Niedersachsen. Dort leben sowohl Alteingesessene und auch Touristen - auf Zeit. Die Gaststätte &bdquo;Zum Grundberg“ ist seit 2023 dicht, das Gerücht, die letzten Pächter hätten sich über Nacht davon gemacht, hält sich stabil. Andere Gaststätten - Brand oder Korf - gab es, aber das ist lange her.

Osterfeuer und musikalischer Advent Die Klassiker, die auf dem Land in nahezu jeder Dorfstruktur eine Chance haben, kann auch Rinne aufzählen: &bdquo;Das Osterfeuer oder im Advent ein bisschen Musik mit dem Posaunenchor aus Almena. Wir versuchen, immer wieder neue Wege zu gehen, hatten schon eine Lesung in der Kapelle oder eine Nacht der langen Tische.“ 60 Mitglieder gehören zur Dorfgemeinschaft, ein Dutzend würden Grote und Rinne in den Zirkel des harten wie auch innovativen Kerns aufnehmen. Erst vor Kurzem rief Rott zum &bdquo;Kekswettbewerb“ auf. Sieben Kekse musste jeder, der mitmachen wollen, der Jury vorlegen. Gewonnen hat den Contest übrigens Elvi Meier mit gefüllten Mohnplätzchen.

Rott fühlt sich wohl zwischen der Brauchtumspflege eines Osterfeuers, den neuen Impulsen einer Krimilesung und der Gewissheit, dass auch einfache Dinge des Alltags wie das Aufstellen von Tannenbäumen oder das Schneeschieben in den Bergen des Extertals funktionieren.

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