ÖPNV in Lippe: Fahrermangel mildert sich ab

Kreis Lippe. Wer soll bloß die ganzen Busse in Zukunft steuern? Der Fahrermangel schreckt die Branche seit mehreren Jahren, und er soll sich bis 2030 sogar noch verstärken. Für Lippe scheinen die Gegenmaßnahmen allerdings schon jetzt zu greifen. Aktuell hat sich die Situation entspannt.

&bdquo;Wir bekommen derzeit regelmäßig qualifiziertes Personal“, sagt Sven Oehlmann, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Extertal (VBE) und damit eines großen Busunternehmens. Zur VBE-Unternehmensgruppe gehören die Busunternehmen Karl Köhne und Linke Lemgo. Sie sind im Stadtbusverkehr der Städte Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo und anderswo aktiv.

Grund für die positive Entwicklung sind nach Oehlmanns Worten zahlreiche Umschulungen, die die Arbeitsagentur angestoßen hatte. Auch von Kollegen aus der Busbranche in Lippe und darüber hinaus höre er, dass diese Maßnahmen fruchten und &bdquo;zurzeit keine größere Not“ da sei, Busfahrer einstellen zu können.

&bdquo;Dies wirkt ein ganzes Stück gegen das altersbedingte Ausscheiden von vielen Busfahrern“, sagt Oehlmann. Das ist ein wesentlicher Faktor für den Personalbedarf: Nach Schätzungen der Branche gehen bis 2030 deutschlandweit 80.000 Beschäftigte der Baby-Boomer-Generation in Rente. Außerdem wird für die Verkehrswende in Zukunft voraussichtlich mehr Fahrpersonal benötigt. Auch Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG), teilt die Einschätzung, dass der Fachkräftemangel aktuell keine Rolle zu spielen scheint. Allerdings: &bdquo;Was uns gespiegelt wird, sind relativ hohe Krankenstände.“

Bei den Verkehrsbetrieben Extertal spielt nach Oehlmanns Angaben für die positive Entwicklung noch etwas anderes eine &bdquo;wesentliche Rolle“: Das Unternehmen zahle übertariflich. Das sorge für einen &bdquo;hohen Haltefaktor“, also für geringe Kündigungszahlen.

Arbeitsagentur unterstützt Weiterbildung Die Arbeitsagentur Detmold betont auf LZ-Anfrage, dass über die berufliche Weiterbildung ein wirksames Mittel bestehe, dem Fahrermangel entgegenzuwirken. Für Weiterbildungen, die in der Regel drei Monate dauern, werden trotz der Entspannung weiter Interessenten gesucht: &bdquo;Aktuell suchen vier Betriebe Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer für die Personenbeförderung im Kreisgebiet“, heißt es.

Weiterbildungskosten werden demnach über einen Bildungsgutschein finanziert. Die Förderung könne zwischen 25 und 100 Prozent betragen. Detmolds Agenturleiter Rainer Radler betont, man wolle Betriebe unterstützen, geeignetes Personal zu finden und zu qualifizieren: &bdquo;Betrieben und Personen, die sich für diesen Beruf interessieren, empfehle ich, sich bei der Agentur für Arbeit zu melden.“

Allerdings gibt es nicht nur für Busfahrer weiter Chancen, auch Lokführer für die Bahn – Triebfahrzeugführer genannt – werden gesucht. So war der Personalmangel bei der Eurobahn ein Grund dafür, dass der Regionalexpress 82 (von Altenbeken über Detmold nach Bielefeld) im Frühjahr 2024 fast komplett eingestellt wurde. Doch auch hier greifen nach Unternehmensangaben die Gegenmaßnahmen, sodass die Eurobahn die Linie RE 82 ab Mitte Dezember wieder regulär fahren lassen will. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr 88 neue Lokführer eingestellt oder in Ausbildung gebracht. Mittel dazu waren unter anderem die Teilnahme an Jobmessen, Infostände und Job-Speeddating.

Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur ist erreichbar unter Tel. (0800) 4555520.

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