Missbrauch der eigenen Tochter - Die Hintergründe zum Urteil gegen Ehepaar aus Bad Meinberg

Detmold/Horn-Bad Meinberg. Ein Haus mit großem Grundstück samt Trampolin, großem Pool sowie gepflegtem Rasen und intakte Nachbarschaftsbeziehungen – eine Bilderbuchfamilie aus Horn-Bad Meinberg. Aber nur auf den ersten Blick. Denn hinter der Fassade taten sich Abgründe auf – die Eltern missbrauchten jahrelang die heute 15-jährige Tochter.

Das Detmolder Landgericht verurteilte den 51-jährigen Stiefvater des Mädchens wegen 36-fachen sexuellen Missbrauchs zu vier Jahren und drei Monaten Gefängnis. Seine 39-jährige Frau muss drei Jahre hinter Gitter wegen zehnfachen Missbrauchs und Beihilfe.

Beide haben nach Überzeugung des Gerichts von Sommer 2017 bis März 2019 die Tochter immer wieder missbraucht. Sie agierten teils gemeinsam. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit räumte das Paar, das seit Mitte März in U-Haft sitzt, die Taten ein, berichteten ihre Verteidiger Deborah Weinert und Christian Thüner in der Verhandlungspause.

"Sie haben großen emotionalen Druck ausgeübt" Die beiden hätten das Mädchen nicht misshandelt oder zum Sex gezwungen. Auch die Tochter, die unter Ausschluss der angeklagten Eltern ausgesagt hatte, habe in ihrer Aussage betont, dass sie zu nichts gezwungen und immer freiwillig Sex mitgemacht habe.

&bdquo;Sie haben das jungen Mädchen nicht gezwungen, aber großen emotionalen Druck ausgeübt", sagte Richterin Anke Grudda in der Urteilsbegründung. Wenn ein Elternpaar ihr Kind so sexualisiert erzieht, – das Mädchen bekam zu Weihnachten Dessous und Sexspielzeug geschenkt – dann werde aus einem Kind ein gleichwertiger Sexualpartner gemacht. &bdquo;Sie haben das Kind in dieses sexualisierte Welt gedrängt und wie eine Erwachsene behandelt", kritisierte Grudda. Und das Mädchen habe sich die sexualisierte Sprache und Praktiken zu eigen gemacht, um ihre Eltern nicht zu enttäuschen.

Als die Tochter einen Freund mit nach Hause bringt, sind die Eltern erzürnt Als die Schülerin, dann Ende 2018 einen Freund mit nach Hause gebracht habe, seien die Eltern auf dem Baum gewesen. &bdquo;Ihr wurde vorgeworfen, dass ihr Vater traurig ist und sie, nur wegen des Jungen, die ganze Familie zerstört, so Grudda. Doch die Familie sei schon nach den ersten sexuellen Übergriffen des 51–Jährigen im Jahr 2017 zerstört gewesen, fügt Grudda hinzu.

An die Mutter gewendet, sagte Richterin Grudda: &bdquo;Das oberste Gebot einer Mutter ist doch ihr Kind zu schützen, aber sie haben bei dem Missbrauch auch noch mitgemacht, das ist wirklich das Allerletzte." Dass eine Mutter dabei zusehe, wie das Leben des eigenen Kindes zerstört werde, habe die Kammer sehr getroffen.

Suche nach Auftragsmörder im Netz Der Missbrauch war aufgeflogen, als die Angeklagte einer alten Liebschaft im März dieses Jahres gegenüber Missbrauchsanspielungen gemacht hatte. &bdquo;Zudem hat sie mich gefragt, ob ich ihren Mann ’wegmachen’ kann", erinnerte sich der Straßenbauer im Zeugenstand.

Im Gespräch habe die 39-Jährige den Missbrauch an ihrer Tochter durch den Ehemann erwähnt. Zudem habe sie eine Möglichkeit gesucht, den Gatten &bdquo;unter die Erde zu bringen". Er habe ihr den Vogel gezeigt und sei zur Polizei gegangen. Die Idee, ihren Mann ermorden zu lassen, wiederholte die 39-Jährige nach der Verhaftung bei der Polizei.

Um den Plan umzusetzen, soll sie im Internet nach einem Auftragsmörder gesucht haben. Eventuell muss sie sich, nach dem Urteil im Missbrauchsprozess, wegen versuchter Anstiftung zum Mord verantworten. Es gibt den Anfangsverdacht, erklärt Oberstaatsanwalt Christopher Imig.

Missbrauch der eigenen Tochter - Die Hintergründe zum Urteil gegen Ehepaar aus Bad Meinberg

Mutter aus Lippe verkauft Kind an 50-Jährigen: „Wie kaltherzig kann man eigentlich sein?“

Geständnisse: Mutter aus Lippe bietet Tochter gegen Geld für Sex mit Bekannten (50) an

Barntruper wegen sexuellen Missbrauchs seiner Töchter in mehr als 400 Fällen verurteilt

Kita-Azubi missbraucht neun Mädchen: Vier Jahre Haft

Vorbestrafter vor Gericht: Blomberger soll Kind missbraucht, gefesselt und gequält haben

Haftstrafe für Lügder: Missbrauchsopfer lässt sich nicht bestechen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus