Haltepunkte in Horn-Bad Meinberg auf dem Prüfstand

Horn-Bad Meinberg. Mehr Menschen sollen vom Auto in die Bahn umsteigen. Dafür soll ein neues S-Bahn-System für Ostwestfalen-Lippe kommen, dass den Halbstundentakt ermöglicht. Federführend ist dabei der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. Sprecher Thomas Reffel hat den Mitgliedern des Ausschusses für Verkehr und Sicherheit nun die Pläne vorgestellt, den Bahnverkehr von Bielefeld bis Paderborn zu elektrifizieren – mit besonderem Augenmerk auf Horn-Bad Meinberg.

&bdquo;Abreißen", lautet der Ratschlag von Thomas Reffel mit Blick auf das alte Bahnhofsgebäude in Horn-Bad Meinberg. Die Stadt hat es vor gut einem Jahr von der Deutschen Bahn gekauft, aber bis heute ist niemandem eine taugliche Nutzung eingefallen. &bdquo;Wir brauchen es für unser Konzept nicht", sagte der Bahnplaner.

Die Bahn folgt insgesamt einem großen Trend, der &bdquo;E-Mobilität" heißt. Diesel ist out, Strom ist in. Wo das machbar ist, werden neue Oberleitungen gebaut; ansonsten fahren die Züge mit Akkus. Die sind aus der Perspektive von Autobauern ein Traum: &bdquo;Die Ladezeit beträgt acht bis zehn Minuten", erläutert Thomas Reffel.

Bahn als attraktives Ergänzungsangebot Bei der Vorstellung des großen Wurfes, bezogen auf die komplette Region Ostwestfalen-Lippe, hat der Planer die Sympathie des Ausschusses ungeteilt auf seiner Seite. Er verspricht &bdquo;am Ende" eine regelmäßige halbstündige Frequenz auf der Strecke Bielefeld-Paderborn. Die Bahn wolle das Auto nicht verdrängen, aber &bdquo;die verkehrliche Nutzung des Autos bereichern." Dann entwickelt er seine Zukunftsvision: &bdquo;Hybrides Arbeiten" werde sich durchsetzen, also eine Kombination von Büro und Homeoffice, so dass eine Familie nicht unbedingt zwei Autos brauche (für Vater und Mutter, um zur Arbeit zu kommen). Die könnten sich dann eins teilen. Immer unter der Voraussetzung, dass die Bahn ein attraktives Ergänzungsangebot vorhalte.

Die Bahn halbiert die Zahl der benötigten Autos, könnte man daraus folgern. So weit lehnt sich der Bahnplaner jedoch nicht aus dem Fenster. Es geht ja auch erstmal um die nächsten Jahre. Da stellt Reffel den Horn-Bad Meinbergern eine hochfrequente Trasse in die Oberzentren Bielefeld und Paderborn in Aussicht (regelmäßig halbstündlich), und eine schnelle Verbindung nach Lemgo (und weiter) über den Umsteigplatz Lage.

Doch als es in die Details geht, trübt sich die Stimmung im Ausschuss ein. Leopoldstal und Sandebeck werden im neuen Konzept ausgekoppelt, während in Detmold-Süd und Nieheim-Himmighausen neue Stationen gebaut werden sollen. Der Leopoldstaler Reinhard Gerke (die Grünen) weist deutlich auf den Widerspruch hin: Die Leute sollen einerseits vom Auto in die Bahn gelockt werden, andererseits nehme man Haltepunkte von der geplanten Verbesserung aus. Thomas Reffel räumt zügig ein, dass man noch am Anfang der Planung stehe und durchaus umdenken könne, wenn sich irgendwo auf der Strecke eine bislang unberücksichtigte signifikante Nachfrage zeige. Allerdings verzögere jeder weitere Haltepunkt die Reisegeschwindigkeit auf der Gesamtstrecke. Mehr Halt gleich weniger Fahrt.

Weniger Personal für den Bahnhof Die Stimmung im Ausschuss sinkt noch weiter, als es um die konkrete Ausgestaltung des Bahnhofes Horn-Bad Meinberg geht. &bdquo;Die Wege werden zu lang", lautet der Einwand aus der Stadtverwaltung. Warum keine sanitären Anlagen, ein Toilettenhäuschen etwa, will Regina Busse vom Seniorenbeirat der Stadt wissen. Kommt nicht in Frage, dazu fehle das Aufsicht führende Personal, macht Thomas Reffel deutlich. Überhaupt soll der Bahnhof nach Fertigstellung des elektronischen Stellwerks in Lage (voraussichtlich 2026) zentral von dort gesteuert werden. Das bedeutet weniger, nicht mehr Personal.

Wollte die Bahn das alte Bahnhofsgebäude nutzen, müsste ein Sendemast versetzt werden. Das klingt zwar nach einer leichten Übung, sei aber technisch außerordentlich kompliziert, nicht zweckmäßig und extrem teuer, führte der Bahnplaner aus.

Also gibt es für das ehemalige Bahnhofsgebäude im neuen Plan keine Verwendung. Im Gegenteil: Wenn es abgerissen wird, hätten die Neuplaner mehr Spielraum für die Feinjustierung ihres Konzepts.

Einigung mit den Kommunen Um den aufkommenden Unmut abzufangen, räumt der Bahnplaner ein: &bdquo;Das läuft nicht wie früher, als man überregional geplant und die betroffenen Gemeinden vor vollendete Tatsachen gestellt hat: Friss oder stirb." Vielmehr suche die Bahn die Einigung mit den Institutionen vor Ort. &bdquo;Die Botschaft ist angekommen", sagte Reffel am Ende mit Blick auf die vielen geäußerten Einwände. Sein Team werde noch einmal mit anderen Augen über das Konzept schauen.

Eine Einigung erscheint unerlässlich. Schließlich ist der Nahverkehr Westfalen Lippe Fördermittel-Geldgeber für die geplante schicke Neugestaltung des gesamten Bahnhofs.

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