Der Verkehr soll nur noch durch Horn "sickern"

Horn-Bad Meinberg. Rund 40 Interessierte sind an einem knackig kalten, aber sonnigen Tag der Einladung zum Stadtspaziergang durch Horn gefolgt und versammeln sich auf dem Marktplatz. Der Termin ist die Ergänzung zum virtuellen Erörterungstermin zur Altstadtentwicklung Horn, der etwas mehr als eine Woche vorher per Videokonferenz stattgefunden hatte. Heute nutzen die Stadtplaner Carsten Lottner vom Büro DSK Stadtentwicklung und Hartmut Lüdeling vom Büro Arge Dorfentwicklung die Gelegenheit, live und in Farbe neuralgische Punkte der Horner Altstadt und ihre Ideen für diese zu präsentieren. Lottner ist dabei im Schwerpunkt für die Gebäude zuständig, Lüdeling für den Verkehr.

Den Anfang macht das Gebäudeensemble Mittelstraße 47 bis 53 ab der Ecke zur Burgstraße. Für einige Gebäude wird wohl der Abriss am sinnvollsten sein. Von anderen würde Lottner gerne zumindest die Fassade erhalten. &bdquo;Beispielsweise diese schöne aus der Gründerzeit", sagt er.

Shared Space

Der Tross zieht weiter zum kleinen Teich an der Kreuzung Südwall/Mittelstraße/Potthof. &bdquo;Die Mittelstraße muss sowieso eine neue Decke bekommen", erläutert Lüdeling. &bdquo;In dem Rahmen sollte die Leitplanken-Situation beseitigt werden", er deutet in Richtung Externsteiner Straße, &bdquo;und auf einer Seite ein Zweirichtungsradweg angelegt werden."

Zu Beginn des historischen Stadtkerns stellt er sich eine Mischfläche – eine so genannte Shared Space – vor, auf der die Radler sich wieder in beide Richtungen aufteilen können. &bdquo;Bei Tempo 20 ist so eine Durchmischung mit dem Autoverkehr problemlos möglich."

Hauptverkehrsachse bleibt

Ein überfahrbarer Mini-Kreisel an der Kreuzung zum Potthof würde den Verkehr zusätzlich bremsen. Das die Mittelstraße und die Nordstraße/Leopoldstaler Straße als Hauptverkehrsachsen durchlässig bleiben müssen, versteht Lüdeling. &bdquo;Die Einbahnstraßenschilder an der Mittelstraße sollten auch weg." Durchlässigkeit, aber nur durchsickern – also stetiger, aber langsamer Verkehr, ist sein Credo.

Weiter geht es in die Burgstraße. Hier könnten sich die Stadtplaner seniorengerechtes Wohnen vorstellen. &bdquo;Das ist unsere Vision für die Seitenstraßen", sagt Lüdeling.

Die Schokoladenseite Horns

Bei einem Zwischenstopp auf dem Wall würdigen beide Stadtplaner, was hier bereits passiert ist. &bdquo;Für uns ist die Wallanlage die Schokoladenseite von Horn – auch für die Verkehrsteilnehmer, die den Potthof befahren", sagt Lüdeling. &bdquo;Hier muss man nicht mehr viel machen", bestätigt Lottner.

Dafür muss an der Nordstraße definitiv etwas passieren. &bdquo;Der Kreisverkehr ist in der Gestaltung ein To-Do-Punkt, sagt Lüdeling. Und optisch müsse die Straße schmaler werden. Derzeit hält sich hier kaum jemand an Tempo 30. &bdquo;Tempo 20 muss auch baulich gestaltet werden", wirft Lüdeling einen Blick in die Zukunft.

Attraktives Wohnumfeld soll geschaffen werden

Lottner sieht hier perspektivisch Wohnen und ein paar Dienstleister. &bdquo;Dafür brauchen wir ein attraktives Wohnumfeld. Das Problem ist hier der Verkehr."

In der Pfuhlstraße sind eher viele stark sanierungsbedürftigen Häuser das Problem. Einige hat die Stadt schon aufgekauft. Ein Eckhaus könnte abgerissen und so einen gestalteten Quartierplatz mit Zugang zum Wall ermöglichen. In der Pfuhlstraße 9 und 11 soll eine Kita entstehen. Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus soll dabei erhalten bleiben. Der Bau nebenan muss einem Neubau weichen.

Ein Brunnen für die Gemütlichkeit

Zu Beginn der Heerstraße bleibt der Tross spontan an einem Brunnen stehen. Familie Reuter hatte ihn in den 90er Jahren anlässlich einer Silberhochzeit der Stadt gestiftet. Ein Familienmitglied ist anwesend und erinnert sich. &bdquo;Der Brunnen sollte Gemütlichkeit in die Stadt bringen. Was ist davon heute noch übrig?" Das damalige Projekt &bdquo;Historischer Stadtkern" habe auch viel Entwicklung in Horn verhindert. &bdquo;Und das hübsche Pflaster ist nicht historisch, sondern einfach nur laut." Der Bypassverkehr vom Marktplatz müsse aus der Heerstraße verschwinden, stimmen die Planer zu. &bdquo;Hier soll nur Zielverkehr Wohnen und Parken sein", sagt Lüdeling. Die Straße sei wegen der Südgärten gut für Wohnen für junge Familien geeignet, sagt Lottner.

Auf dem Weg zurück zum Marktplatz würdigt die Gruppe noch die Lücke, die durch eine abgerissene Schrottimmobilie an der Mittelstraße entstanden ist. Und die Kreuzung Mittelstraße/Nordstraße, für die sich Lüdeling mehr Betonung als Platz wünscht – ohne Ampel, Telefonzelle und Trafokasten. Auch der Kotzenbergsche Hof ist von hinten einen Blick wert und verdeutlicht, wie viel Arbeit dort noch drinsteckt. &bdquo;Im Juni geht es los", verspricht Architekt Klaus-Peter Stock.

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