Dirigent Frantz: Herr der Fäden im quirligen Treiben

Horn-Bad Meinberg. Der berühmte Pianist und Dirigent Justus Frantz (78) hat zusammen mit der "festival:philharmonie westfalen" die 9. Sinfonie e-Moll op. 95 von Antonín Dvo?ák aufgeführt, die auch den Titel »Aus der Neuen Welt trägt«. Außerdem hat der ungarische Star-Violinist József Lendvay das Violinkonzert von Tschaikowski interpretiert. Den Auftakt machte das Orchester mit den Tänzen aus Galanta von Zoltán Kodály.

Da die Wetterprognose schlecht war, fand das Konzert nicht wie angekündigt in der Konzertmuschel des Kurparks statt, sondern im Kurtheater. Das Wetter blieb stabil, daher waren einige der 200 Gäste enttäuscht, das Konzert nicht im Freien genießen zu können.

Konzerte in New York Justus Frantz gewann 1967 den internationalen Musikwettbewerb der ARD und wurde einem großen Publikum bekannt. Drei Jahre später konzertierte er mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Karajan und gab Konzerte in den USA unter anderem mit den New Yorker Philharmonikern unter Leonard Bernstein. Die Förderung junger Talente liegt dem Künstler besonders am Herzen, daher gründete er 1995 die Philharmonie der Nationen, ein junges, international besetztes Orchester erster Güte, das zum Symbol für den Frieden wurde, da es Musiker aus aller Herren Länder vereint. Hier musizieren Russen mit Ukrainern harmonisch zusammen. Das Geheimnis ihrer friedlichen Koexistenz ist ihre gemeinsame Sprache – die Musik.

Die &bdquo;Tänze aus Galanta“, eine Stadt in der heutigen Slowakei, in der der ungarische Komponist seine Jugendzeit erlebte, hat Kodály 1933 geschrieben. Er verwendet Motive sogenannter &bdquo;Zigeunerkapellen“, wie er selbst schreibt, und lässt ungarische Volksmusik temperamentvoll aufleben. Die Uraufführung erfolgte zum 80-jährigen Bestehen des 1853 gegründeten Budapester Philharmonischen Orchesters. Die Celli eröffneten akzentvoll die fünf Tänze, die nahtlos ineinander flossen. Folkloristisches Kolorit erklang klangscharf in den Solostellen der Bläser. Synkopen und harte Rhythmen mischten sich mit markanten Melodien und steigerten sich ins rasante Tempo bis zum fulminanten Finale, in dem die Klarinette und Flöte mit einer Kadenz für eine kurze Verzögerung sorgten, bevor das Stück in voller Lautstärke endete.

Tschaikowskys einziges Geigenkonzert Das Violinkonzert D-Dur op. 35 von 1878 ist Tschaikowskys einziges Geigenkonzert und zählt zu den bekanntesten Werken des russischen Komponisten. Der 1974 in Budapest geborene Geiger József Lendvay entstammt einer der bekanntesten ungarischen Familien von Roma-Musikern. 1997 gewann er den Tibor-Varga-Wettbewerb und zweimal den Echo Klassik. In seinem Spiel verbindet er die klassische und folkloristische Tradition. In guter Kommunikation mit dem Orchester agierte er ungemein markant und phrasierte eindrücklich. Wie ein Teufelsgeiger ließ er im temperamentvollen virtuosen Spiel mit dem Springbogen die musikalischen Funken sprühen. In der Kadenz des ersten Satzes, die ohne Reprise der Durchführung folgte, kostete er Spitzentöne seines Instrumentes aus, um sich im feinfühligen Triller wieder mit dem Orchester zu vereinen. Im langsamen Satz erblühte sein melancholisches Spiel. Er setzte dem romantischen Klangteppich des Orchesters eine brillante Klangkrone auf.

Mit der 9. Sinfonie, die Dvo?ák während seines Aufenthalts 1892-1895 in den USA schrieb, schuf er sein populärstes sinfonisches Werk. Es ist eine Hommage an die Entdeckung Amerikas und verarbeitet indigene Musik der Ureinwohner. Beeindruckende Soli und ein weicher Blechbläserchoral schufen eine dahinschwebende Stimmung, die große Ruhe im schönsten lyrischen Zusammenspiel ausstrahlte. Justus Frantz hielt im quirligen Treiben die Fäden zusammen und entfaltete souverän die musikalische Dramatik. Das begeisterte Publikum dankte mit Bravorufen in stehenden Ovationen.

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