Bürger wünschen sich öffentlichen Bücherschrank

Horn-Bad Meinberg. "Bücher sind Schokolade für die Seele." Dieser geradezu poetische Ausspruch kam von Frank Brockmann, Fachbereichsleiter Bildung, Ordnung und Soziales, als in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Familie, Soziales und Teilhabe über einen Antrag zur Aufstellung eines öffentlichen Bücherschrankes in Horn im Speziellen und die Kultur des Lesens im Allgemeinen diskutiert wurde. Beschlossen wurde aber noch nichts.

In dem von 23 Bürgern, darunter auch Ratsmitglieder, unterschriebenen Antrag wird die Aufstellung eines öffentlichen Bücherschrankes an zentraler Stelle in Horn beantragt. In einen solchen könnten Bücher kostenlos, anonym und ohne jegliche Formalität eingestellt und anderen zur Mitnahme oder zum Tausch angeboten werden. In der Regel seien solche Bücherschränke an allen Tagen frei zugänglich und würden von einer zuständigen Stelle der jeweiligen Stadt- oder Gemeindeverwaltung gepflegt und gegebenenfalls auch nachts verschlossen, um Vandalismus vorzubeugen.

Neues Leben für alte Bücher Oft würden ausrangierte Telefonzellen zu solchen Bücherschränken umfunktioniert, prinzipiell seien aber der Fantasie bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt, schreiben die Antragsteller, die beispielhaft Bilder verschiedener Bücherschränke beigefügt haben.

In einigen Stadtteilen - Leopoldstal, Bad Meinberg, Holzhausen - gebe es bereits seit Jahren öffentliche Bücherschränke, die auch erfolgreich unterhalten würden. Sie dienten einem nachhaltigen Umgang mit Literatur, verschafften Büchern ein zweites oder drittes Leben, und förderten die Gemeinschaft und Solidarität unter den Bürgern. Sie seien zudem ein kleiner Baustein zur Belebung der Innenstadt.

Wo ein solcher öffentlicher Bücherschrank stehen könnte, auch darüber haben sich die Antragsteller Gedanken gemacht: auf dem Rathausplatz, entweder vor der Sparkasse oder dem Haus Marktplatz 2, wo es als mobiles Bücherregal abends hereingefahren werden könnte, im Innenbereich des Kotzenbergschen Hofes nach dessen Fertigstellung, vor dem Gemeindehaus der evangelischen Kirche, oder an der Kreuzung Nord- und Mittelstraße.

Bücherschrank braucht Betreuer Die Verwaltung ist skeptisch. Da alle vorgeschlagenen Standorte nur einen Steinwurf von der Stadtbücherei Julie Hirschfeld entfernt liegen, sieht sie keine Notwendigkeit für einen öffentlichen Bücherschrank. Zudem müsse man mit gegebenenfalls notwendigem Fundament mit mindestens 7500 Euro Kosten für einen Schrank rechnen, sofern der auf städtischem Grund und Boden stehe. Für private Grundstücke müssten vertragliche Regelungen getroffen werden. Auch müsse, etwa in Form einer Patenschaft, ein Bücherschrank betreut, gegebenenfalls eine Versicherung gegen Diebstahl oder Vandalismus abgeschlossen werden, heißt es in der Beratungsvorlage.

Brockmann erläuterte die Sicht der Verwaltung in der Sitzung noch einmal, erklärte aber auch, dass der Kreis Lippe aktuell relativ unkompliziert die Aufstellung offener Bücherschränke mit 5000 Euro fördere. An einer Betreuung würde es wohl auch nicht scheitern - kurz vor Beginn der Ausschusssitzung war jemand im Rathaus vorstellig geworden, um sich als Bücherschrank-Patin zu empfehlen.

Keine Konkurrenz zur Stadtbücherei Dass eine solche Betreuung notwendig ist, machte Sabine Beine (SPD) deutlich. Sie habe sieben Jahre lang auf ihrem Grundstück in Belle einen offenen Bücherschrank betreut. Das sei viel Aufwand gewesen, da sie oft mehrmals täglich Pornos, Gewaltvideos oder Schriften der Zeugen Jehovas habe aussortieren müssen. Da Energieversorger gerne Geld für die Aufstellung öffentlicher Bücherschränke spendeten, seien die Kosten für die Stadt überschaubar.

Eine Weile wurde über Kinderbücher für Kitas und die OGS und mehr Werbung für die Stadtbücherei als Alternative zum Bücherschrank diskutiert. Stella Junger-Schwenner wies darauf hin, dass die Stadtbücherei keine Bedenken gegen einen solchen Schrank habe. Der richte sich mit einem anderen Konzept an eine ganz andere Klientel, assistierte Marion Petringmeier.

Als sich abzeichnete, dass es noch keinen Beschluss geben würde, verwies Sabine Beine darauf, dass die Antragsteller auch selbstständig einen Förderantrag beim Kreis stellen können und nicht auf die Politik warten müssten. Der Ausschuss beschloss dennoch, sich von der Verwaltung zunächst noch weitere Details zur nächsten Sitzung liefern zu lassen.

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