Nur die Frage nach den Männern bringt Schweigen

Horn-Bad Meinberg. Die Zahlen lügen nicht: Weniger als 20 Prozent der Vorstandsposten in Deutschland sind von Frauen besetzt. Das liegt auch daran, dass hierzulande Teilzeitmodelle meist ein Aus für die Führungskarriere bedeuten. Frauen haben am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn zumindest statistisch die gleichen Karriere-Chancen wie Männer, denn rund die Hälfte aller Uni-Absolventen ist weiblich – Trend aufsteigend. Trotzdem schaffen Frauen es nur selten ins Top-Management. Wie geht das: Karriere und Familie unter einen Hut bringen? Die CDU in Horn-Bad Meinberg hatte sieben Frauen, die sich längst einen Namen gemacht haben, in den Rathaussaal eingeladen, um in einer Podiumsdiskussion Einblicke in die komplizierte Gegenwart zu geben.

Verena Mertens, 41-jährige Kriminaldirektorin aus dem CDU-Kreisverband Paderborn mit politischen Schwergewichtsthemen wie Innere europäische Sicherheit oder Migration und gerade dabei, sich für die CDU in OWL auf den Weg nach Brüssel zu machen, stellte in ihrem Eingangsstatement klar fest: &bdquo;Ich kann mir meinen Job kaum in Teilzeit vorstellen. Dann müsste ich sicherlich viel mehr Zeit in die Kommunikation nach unten und oben stecken. Und am Ende würde ich womöglich ähnlich lange arbeiten.

Nicht jede CDU-Frau ist Fan der Quote Dieser Spagat, wie Frauen einerseits nicht alle wichtigen Positionen den Männern überlassen, aber dennoch weiterhin Stützpfeiler der Familien bleiben, ist bekanntlich gerade in der CDU kein einfaches Thema. Debatten um die Quote haben auch die Christdemokraten längst erreicht.

Und nicht jede Frau in der CDU ist ein Fan der Quote. Claudia Koch beispielsweise, Baudezernentin aus Höxter und gerade &bdquo;all in“ bei der Landesgartenschau gewesen, sieht es als wichtiger an, dass die Kompetenz stimmt: &bdquo;Ich bin vor 20 Jahren als Frau in einer Männerdomäne angefangen. Einfach war es nicht, mir wurde anfangs auch mal gesagt, dass ich bei einer Stelle im Tiefbau keine Chance als Frau hätte.“ Dennoch hätte sie sich durchgesetzt.

50 Gäste kommen in den Rathaussaal Sieben &bdquo;Macherinnen“ hatte die CDU eingeladen, über diese komplizierten Fragen zu diskutieren. Fragen, die in der Regel keine einfachen Antworten provozieren. Rund 50 Gäste fanden den Weg in den Rathaussaal, darunter aber nur wenige Mitglieder oder Anhänger anderer Fraktionen oder Parteien. Marion Petringmeier aus dem CDU-Stadtverband schätzte es fraglos richtig ein: &bdquo;Viele Menschen denken vielleicht, diese Veranstaltung ist für einen internen Kreis rund um die CDU, das haben wir allerdings gar nicht so eng gesehen.“ Es sollte viel mehr ein Abend rund um das Thema, denn um die CDU-Perspektiven sein. Da man das Format erstmals ausprobierte, war Petringmeier am Ende durchaus zufrieden mit der Resonanz.

Mit im &bdquo;Boot“ saßen dabei noch Kerstin Bartsch, die viele Jahre im Ausland (Niger, Jordanien) verbracht hatte und über das Frauenbild in anderen Staaten berichten konnte – gerade von Gesellschaften, die auch heute noch vorwiegend von Männern dominiert werden. Bartsch lebt im Raum Oerlinghausen und machte den Frauen Mut, sich nicht immer zu rechtfertigen. Auch sie habe gelernt, Entscheidungen einfach zu treffen und weniger danach zu schielen, was die Männerwelt dazu zu sagen habe.

"Einfach machen, statt lange nachzudenken" Ebenfalls dabei waren &bdquo;lokale Größen“ wie Marion Hohnschopp, die ein Seniorenzentrum in Horn-Bad Meinberg leitet und (O-Ton) &bdquo;in ihrem Leben viele Entscheidungen intuitiv getroffen habe“, aber ebenfalls rückblickend das Fazit zog: &bdquo;Ich konnte mir die Führungsaufgabe kaum teilen und habe in vielen Momenten einfach gemacht, statt lange drüber nachzudenken.“ Besser &bdquo;teilen“ indes kann Britta Kanne, Ärztin und ehrenamtlich bei der Freilichtbühne Bellenberg engagiert, auch heute noch die unterschiedlichen Ideen ihres Alltags. Kanne: &bdquo;Ich bin beruflich allerdings auch so organisiert, dass ich keine weiteren Fäden ziehen muss, wenn ich den Arbeitsplatz verlasse. Und sicherlich ist die Bezahlung in der Medizinbranche so, dass ich es mir leisten kann, in Teilzeit zu arbeiten. Das ist natürlich nicht überall der Fall.“

Letztendlich brachte Anja Stock, Küsterin und Leiterin des Pickert-Teams in Leopoldstal, noch einen Punkt zur Sprache, der womöglich leicht in Vergessenheit gerät: &bdquo;Ich hatte mich anfangs bewusst für Kinder, Haus und Garten entschieden, das mit meinem Mann so ausgemacht; die Familie muss also in jedem Fall hinter den Entscheidungen der Frau stehen.“ Bekanntlich sind es oft genug die Männer, die, angesprochen auf ihre Karriere, sagen: Meine Frau hält mir den Rücken frei.

Ein Moment des Schweigens Den einzigen Moment des Schweigens im Rathaussaal &bdquo;provozierte“ übrigens die Moderatorin Dr. Carina Caruso, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Paderborn, selbst aber seit einem Jahr in Leopoldstal lebend, als sie gegen Ende der Podiumsdiskussion die etwas pikante Frage an die sieben Frauen stellte: Können wir was von den Männern lernen? Nachdem ein Raunen durchs Publikum ging, &bdquo;erbarmte“ sich Britta Kanne: &bdquo;Männer sehen viele Entscheidungen als selbstverständlich an.“

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