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Berufsberater suchen künftige Talente in der Sekundarschule

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Über Ausbildungsberufe informieren (von links nach rechts) Nicole Glaremin-Brünger, Thorsten Schomacher und Peter Süper. - © Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold
Über Ausbildungsberufe informieren (von links nach rechts) Nicole Glaremin-Brünger, Thorsten Schomacher und Peter Süper. (© Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold)

Horn-Bad Meinberg. Viele Menschen haben die Berufsberatung schon in Anspruch genommen: als Jugendliche, Eltern, Lehrer, Arbeitgeber oder als einer der vielen Netzwerkpartner. Welchen praktischen Nutzwert die Einrichtung hat, erläutert Thorsten Schomacher, Berufsberater der Detmolder Arbeitsagentur, exemplarisch bei einem Besuch in der Sekundarschule Horn-Bad Meinberg.

Berufsberater Thorsten Schomacher ist an diesem Morgen seit 6 Uhr im Dienst, seit 7.25 Uhr in seinem Beratungsraum der Sekundarschule und hat hier bereits die ersten Gespräche mit Schülern geführt. Seit einem Jahr betreut er die Jahrgangsstufen acht bis zehn.

Mit jedem Schüler in den Stufen neun und zehn hat der Berufsberater Gespräche zur individuellen Zukunftsplanung geführt. Wer berufliche Beratung sucht, weiß also, mit wem er oder sie es zu tun hat. "Ein frühzeitiger Erstkontakt ist ganz wichtig um Vertrauen aufzubauen und eine Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen. Denn Beratung funktioniert immer nur auf freiwilliger Basis, und wenn die zwischenmenschliche Ebene passt“, wird Schomacher in dem Bericht der Berufsberatung zitiert.

Teamarbeit beim Gestalten

Doch Thorsten Schomacher ist kein Einzelakteur beim Gestalten des Übergangs von Schule in den Beruf oder auf eine weiterführende Schule. Hierbei ist vertrauensvolle Teamarbeit erforderlich. 9 Uhr: Besprechung mit dem Team BO (berufliche Orientierung) des Schul-Kollegiums: Nicole Glaremin-Brünger, Julia Wein, Siggi Jankowski, Peter Süper und Willy Gutzeit. Peter Süper erläutert: "Wir sind alle Lehrerinnen und Lehrer, die diese Rucksackaufgabe gerne übernehmen."

Sie besprechen die gemeinsamen Aufgaben und Aktionen, die im Rahmen von "KAoA" (Kein Anschluss ohne Abschluss"), einem NRW-weiten Projekt für das Übergangsmanagement der Schülerinnen und Schüler, anstehen. Hierbei absolvieren die jungen Menschen ab Klasse acht eine Potenzialanalyse und Zeiten der Selbstreflexion.

"Das ist sehr hilfreich", weiß Peter Süper, „weil wir stärken- und nicht defizitorientiert mit den jungen Menschen berufliche Ideen entwickeln wollen." Ein Ansatz, den auch Thorsten Schomacher als elementar ansieht: "Denn niemand ist talentfrei. Und wenn Mädchen und Jungen ihre Talente (er-)kennen, sind die Voraussetzungen für eine gute berufliche Orientierung schon einmal gegeben."

Eigenes Talent erkennen

Doch wie erkennt man sein Talent? Der Berufsberater: "Es gibt junge Menschen, die ihre Stärken ganz klar kennen und benennen können. Aber es herrscht bei vielen Mädchen und Jungen auch tiefsitzende Verunsicherung: Bin ich gut genug? Wo liegen meine Stärken? Wer will mich schon beschäftigen? Unsere gemeinsame Aufgabe ist es dann, Talente aufzudecken, damit Jugendliche ihre Selbstwirksamkeit entwickeln können. Nur, wer an sich selbst glaubt, kann auch weitere Ziele erfolgreich umsetzen."

Ab 10 Uhr führt Thorsten Schomacher für den restlichen Tag weitere Einzelberatungen durch, um die Schüler in diesem Punkt individuell weiter zu beraten. Konkrete Ziele zu entwickeln, sei nicht einfach, zumal die Fülle an Ausbildungsberufen, Studienmöglichkeiten und die Angebote des weiterführenden Schulbesuchs kontinuierlich zunehmen, heißt es.

"Gerade diese Angebotsfülle mit all ihren Freiheiten empfinden junge Menschen oft gar nicht als positiv, sondern als überfordernd", weiß Sonderpädagogin Nicole Glaremin-Brünger, die vor allem mit unterstützungsintensiveren Jugendlichen arbeitet. "Da ist manchmal weniger Fülle, und mehr Klarheit im Angebotsdschungel wesentlich zielführender. Und die jungen Leute müssen auch Berufe praktisch erfahren und erleben können, um Entscheidungen treffen zu können." Daher sind in der Sekundarschule Horn während der Schulzeit acht Wochen Praktikum möglich und fünf Wochen verpflichtend.

Angebote auf der Hausmesse

Um die regionale Praktikums- und Berufsvielfalt den Schülern näher zu bringen, wurde letztes Jahr erstmalig die Hausmesse "Markt der Möglichkeiten" durchgeführt. Hier treffen Personalverantwortliche direkt in der Schule Kandidaten für Praktika und Ausbildungsstellen. Peter Süper berichtet: "Diese Art der Kontaktanbahnung fällt allen Beteiligten natürlich leichter und ist des-halb auch so erfolgreich." So haben rund 20 Prozent der Schüler der Abgangsklasse bereits jetzt einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. "Zu diesem Zeitpunkt im Jahr ist das eine sehr gute Quote", betonen das Team BO und Thorsten Schomacher.

Um 15.30 Uhr endet der Arbeitstag an der Sekundarschule für Thorsten Schomacher. Die Agentur für Arbeit Detmold kann alle junge Menschen beraten; Terminvereinbarungen unter Detmold.Berufsberatung@arbeitsagentur.de

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