Kurgast füttert schwerkranke Katze - Stadt sieht sich nicht zuständig

Horn-Bad Meinberg. Sehr krank war sie augenscheinlich und verwahrlost. Dietmar Bilitza, gerade zur Reha in Bad Meinberg, sah die Katze im Eingang eines Hauses in der Bachstraße in Bad Meinberg. &bdquo;Dort hockt sie wohl immer, wie mir ein Passant berichtete. Ich habe ihr Futter gekauft und sie hat sich gleich darüber hergemacht.“ Er ließ es dabei aber nicht bewenden. Ein Fall mit Höhen und Tiefen für alle Beteiligten.

&bdquo;Das Tier tut mir so leid und ich kann, außer - solange ich hier bin - täglich eine Schale Futter geben, nichts tun. Können Sie irgendwie helfen? Sie scheint sich echt zu quälen“, mailte der Kurgast dem Tierschutzverein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten“ in Lage.

Katze ohne Besitzer? Dessen Vorsitzende Marianne Rautenberg setzte Hebel in Bewegung und wandte sich an das Veterinäramt des Kreises Lippe, und als sie so schnell dort keinen erreichen konnte, auch an das Ordnungsamt der Stadt Horn-Bad Meinberg. Bei dem zuständigen Mitarbeiter fand sie jedoch keine Hilfe. Da es sich um eine herrenlose Katze und keine Fundkatze handele, sei die Stadt nicht zuständig, habe es geheißen. Später sollte sich herausstellen, dass das Tier gechippt und registriert ist, also doch eine Besitzerin hat.

Zeit nahm sich das Kreisveterinäramt. Eine Ärztin fuhr zu dem Haus, nahm die Katze mit und brachte sie zu einer Tierarztpraxis in Detmold. Dort brach wohl der Kreislauf des Tieres aufgrund seiner Augeninfektion, einer Verletzung und des geschwächten Zustandes zusammen. &bdquo;Sie erhielt eine Infusion und kämpfte um ihr Leben“, erzählt Marianne Rautenberg. Doch die Katze ist zäh, sie erholte sich über Nacht und am nächsten Tag bestand keine Lebensgefahr mehr. &bdquo;Sie befindet sich auf dem Weg der Besserung.“

Marianne Rautenberg holte sie im Laufe des Freitages ab und wünscht sich einen liebevollen neuen Besitzer für sie. Das werde noch mit dem Kreisveterinäramt abgesprochen. Mit der Behörde arbeite der Verein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten“ sehr gut zusammen, lobt die Vorsitzende.

Wer ist für bedürftige Tiere zuständig? Wer aber muss sich um hilfebedürftige Tiere kümmern? Marianne Rautenberg hat nach eigenen Angaben dem Mitarbeiter der Stadt Horn-Bad Meinberg erläutert, dass alle Ehrenamtlichen im Verein berufstätig sind und zur Zeit wegen mehrerer Kastrationsaktionen überlastet seien. Der Verein habe zurzeit auch keine Pflegestellen frei. Das Gespräch endete ihren Worten nach abrupt.

Rautenberg hat daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Mitarbeiter wegen unterlassener Hilfeleistung veranlasst. Sie erklärt: &bdquo;Es gibt bezüglich derartiger Notfälle eine zuverlässige Zusammenarbeit mit anderen Ordnungsämtern wie in Lage, Detmold, Blomberg, wo eine derartige abfertigende Auskunft nicht infrage kommt.“ Wenn diese die Begrifflichkeiten ebenso auslegen würden, könne der Verein seine ehrenamtliche Tätigkeit, die sehr aufreibend und sehr konstenintensiv sei, an den Nagel hängen.

Bei der Anfrage beim Ordnungsamt sei es nicht um das Abwehren eines &bdquo;Problems“ gegangen, sondern um die Unterscheidung zwischen einem verlorenen Haustier und einem wild lebenden Tier, erläutert der städtische Pressesprecher Sebastian Vogt auf Anfrage. Die Stadt unterscheide zwischen verwilderten, streunenden Tieren und Fundtieren. An verwilderten Tieren bestehe kein Eigentum. &bdquo;Darunter fallen freilebende Haustiere und wilde Tiere, solange Sie sich in Freiheit befinden.“ Bei der Unterscheidung seien äußere Merkmale wie das Tragen eines Halsbandes, der Pflegezustand, sein Verhalten und optische Kennzeichnungen zu beachten.

Allerdings sei nicht immer erkennbar, ob es sich um ein Fundtier handele, erläutert das Veterinäramt auf Anfrage. Mikrochip oder Ohrtätowierung seien manchmal schwer sichtbar.

Die Gesetzeslage Streunende Tiere unterlägen nicht dem Fundrecht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), so die Stadt. Einen rechtlichen Anspruch auf Versorgung von wilden Katzen gebe es nicht, sie lebten eben in der freien Natur. Häufig würden sie jedoch freiwillig von Tierschutzvereinen übernommen - das sei allerdings nicht Aufgabe der Kommune. Die Verwaltung rät von einem Füttern von wilden Katzen ab, da sonst der Status des Tierhalters im Sinne des Paragrafen 833 (BGB) auf diese Person übergehen könne, also auch Pflichten eines Tierhalters.

Anders sieht es bei Fundtieren aus, also bei verlorenen und entlaufenen Tieren. Diese seien beim Ordnungsamt zu melden, um den Eigentümer ausfindig machen zu können. Für diese Fälle arbeite die Stadt Horn-Bad Meinberg mit dem Tierheim Detmold zusammen. Dies habe die Stadt in einer Mail dem Verein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten“ erklärt.

Das Veterinäramt kann laut Kreis kontaktiert werden, wenn Katzen krank oder in einem schlechten Zustand zu sein scheinen. Es greife bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ein, das unter anderen eine angemessene Pflege und Ernährung für den Besitzer zur Bedingung macht. Das Amt prüft in diesem Fall, ob es Anzeige gegen die Besitzerin erstattet. Diese muss im Übrigen auch die Kosten der Tierarztbehandlung tragen.

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