Was mit der Mofette im Bad Meinberger Kurpark produziert werden könnte

Horn-Bad Meinberg. Drei Kohlensäure-Gasquellen, sogenannte Mofetten vulkanischen Ursprungs, lässt der Landesverband Lippe derzeit im Bad Meinberger Kurpark untersuchen. Warum? Das erläutert Arne Brand, allgemeiner Vertreter des Landesverbandsvorstehers.

Mofetten sind gesicherte Austrittsstellen von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem Boden, das sonst ungebremst wie eine Rakete in die Luft schießen würde. Das farblose, geruchlose und nicht brennbare Gas löst sich gut in Wasser, wobei es Kohlensäure bildet. In fester Form bildet CO2 Trockeneis, und da wird es wirtschaftlich interessant.

Wolfgang Diekmann, ehemaliger Kurdirektor von Bad Meinberg, kennt sich mit der Geschichte des Staatsbades aus. Quer durch den Bad Meinberger Kurpark verlaufe die Osning-Achse, die hier unter anderem CO2-Gas speichere, erzählt er. Sie ist eine geologische Struktur im Teutoburger Wald und Weserbergland, die durch die Bildung von Sandsteinablagerungen während der Kreidezeit entstanden ist - bekannt für mineralreiche Wasser- und Gasquellen.

Nach dem Buch &bdquo;Berichte vom Meinberger Brunnen im Lande Lippe“, das 1967 vom damaligen Kurdirektor Günther Nohl herausgegeben wurde, wurden die geologischen Verhältnisse bei Bohrungen in den Jahren 1951, 1956 und 1967 untersucht. &bdquo;Bei dem Gewölbe mit großem Gasvorkommen unterhalb der Erde des Kurparks spricht man vom so genannten Bad Meinberger Dom“, so Diekmann.

Während die ältere Mofette etwa 60 Meter tief ist und voraussichtlich stillgelegt wird, können die anderen beiden Mofetten (rund 270 und 300 Meter tief) noch für eine Nutzung infrage kommen.

Kohlendioxid im Meinberger Dom Entdeckt hat die Quelle im Kurpark im Jahr 1674 ein gewisser Andreas Keil (Cunaeus), Leibarzt von Graf Simon Henrich. Das Wasser wurde bereits zum Baden genutzt. Keil untersuchte die Quelle, die eine positive Heilwirkung bei der Erkrankung Ruhr zeigte. Dies führte dazu, dass der Steinbrecher Bernhard von Brink 1768 den Auftrag erhielt, den Brunnen richtig zu fassen, um die Quelle besser zu schützen.

Als 1762 Dr. Johann Erhard August Trampel, Leibarzt des Grafen Simon August, die Quelle begutachtete, stellte er fest, dass es sich bei der Meinberger Quelle um wertvolles heilsames Wasser handelt. &bdquo;Die Ergebnisse waren so positiv, dass Dr. Trampel den Grafen überzeugte, sie für die Allgemeinheit zu nutzen“, erzählt Wolfgang Diekmann.

Meinberg wurde somit 1767 vom Grafen Simon August zum &bdquo;Curort“ erhoben. Es entstand 1768 über dem Brunnen ein Haus, der erste achteckige Brunnentempel, und etwas später zwei kleine Brunnenhäuschen in unmittelbarer Nähe links und rechts. Der heutige Brunnentempel stammt aus dem Jahr 1842. Er wurde auf Veranlassung vom Brunnenarzt Dr. Carl Piderit gebaut.

Die Ausdünstungen der Quelle erkannte Dr. Trampel bereits 1770, sodass im Brunnenhaus sowohl im Mineralwasser als auch im Dunst der trockenen Kohlensäure gebadet wurde. &bdquo;Unter dem kleinen Brunnentempel war ein Gemeinschaftsbad, man saß dort im Kreis auf einer Steinbank in einer Vertiefung, die mit Kohlensäuregas gefüllt war“, berichtet der frühere Kurdirektor. Die Kohlendioxidbäder wirkten sich kreislaufregulierend auf den Blutdruck und positiv auf das vegetative Nervensystem sowie auf seelische Verstimmungen aus, heißt es in der Abhandlung.

Bäder in Wannen Das aus der Mofette strömende CO2-Gas wurde entweder direkt als Gasdampfbad (Kohlensäure-Trockenbad) oder in Wasser gelöst als Mineralwasserbad (Perl- und Sprudelbad) genutzt. Das Kohlensäure-Trockenbad fand in einem luftdicht abgeschlossenen Kasten und das Kohlensäure-Mineralwasserbad in einer offenen Wanne statt. Die Kohlensäure-Anwendungen wurden für bestimmte Herz- und Kreislauferkrankungen empfohlen, fördern die Durchblutung und haben entspannende Wirkung. Bei so vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen erhob Graf Simon August Bad Meinberg 1767 zum &bdquo;Curort“. Der Aufstieg des Kurortes begann. Die Kohlensäure wurde neben dem Moor und Heilwasser das dritte wichtige Kurmittel.

In Bad Pyrmont ist neben dem Moor und der Sole das CO2-Quellgas immer noch ein wertvolles Naturheilmittel. Die CO2-Quellgasbäder werden bei rheumatischen Erkrankungen, Arthrosen, Störungen der peripheren Durchblutung, Hypertonie und Koronarinsuffizienz sowie allergischen Erkrankungen angewendet.

In Bad Meinberg versiegten einige Quellen, doch die tief hinab gehende Mofette produziert immer noch 17,5 Grad warmes Gas, das mit 25 Atü entströmt. Nach einer Untersuchung von 1965 besteht das Gas zu 99,67 Prozent aus Kohlendioxid. &bdquo;Es ist damit für medizinische Maßnahmen bestens geeignet“, resümiert Wolfgang Diekmann.

Gast birgt Gefahren Doch das Gas birgt auch Gefahren. CO2-Gas wirkt narkotisierend, bewirkt bei über 7 Prozent in Atemluft Bewusstlosigkeit und bei Konzentrationen von über 8 Prozent besteht Erstickungsgefahr durch Sauerstoffmangel. Ein besonderer Schutz stellte daher der Einsatz eines Halskrausebretts bei den Mineralwasser-Bädern und die luftdicht abgeschlossene Wanne bei den Trockenbädern (hier schaute nur der Kopf aus der Wanne) dar.

Derzeit werden Schacht, Abdichtung und Ventile der noch verbliebenen drei Mofetten untersucht und erneuert, erläutert Arne Brand. Die beiden nicht so tiefen Anlagen würden möglicherweise verfüllt und die dritte vielleicht künftig genutzt werden. Trockeneis, also das tief gekühlte Gas, wird in der Nahrungsmittelindustrie zum Kühlen genutzt. &bdquo;Ein wichtiger Rohstoff, um unsere Nahrungsmittelversorgung aufrechtzuerhalten“, sagt Brand. Aber auch für Gewächshäuser und Feuerlöschgeräte werde es verwendet. Derzeit verpuffe der Rohstoff ungenutzt in die Luft, dabei sei das CO2 sehr rein.

Denkbar wäre eine Leitung des Gases zu einem noch zu bauenden Produktionsbetrieb, der das Gas umfüllen, zu Trockeneis verdichten und verkaufen könnte. Derzeit noch reine Spekulation, aber Firmen hätten schon Interesse bekundet, so Brand. Welche Mengen überhaupt verfügbar wären, werde noch untersucht. Dies mache eine Firma, die vorher im Ahrtal tätig war und erst jetzt für den Auftrag Zeit hatte. Unternehmen, die derart tiefe Brunnen untersuchen könnten, seien rar. Ergebnisse erwartet der Landesverband im Frühjahr.

Trockeneis Trockeneis ist bei -78,5° Grad gefrorenes Kohlendioxid und kommt auf der Erde nicht natürlich vor. Es geht bei Wärmezufuhr sofort in einen gasförmigen Zustand über. Es entsteht also keine Flüssigkeit, die einem Kühlerzeugnis oder dessen Verpackung schaden könnte. Für die Herstellung wird flüssiges Kohlendioxid aus einem unter Druck stehenden Behälter entnommen, dabei dehnt es sich aus, die Temperatur sinkt und es entsteht Trockeneisschnee. Dieser kann unter Druck verdichtet und zu Blöcken, Scheiben, Nuggets oder Pellets gepresst werden.

Was mit der Mofette im Bad Meinberger Kurpark produziert werden könnte

Farbenspiel und Klang verzaubern Bad Meinberger Kurpark

Heilwasser in Bad Meinberg soll im Herbst wieder fließen

Arbeiten zur Illumination des Bad Meinberger Kurparks starten

So macht sich der Bad Meinberger Kurpark bereit für die Draußensaison

Bad Pyrmonts Brunnentempel erstrahlt wieder

Weihnachtszauber im Kurpark Bad Meinberg: Alpakas, Kreatives, Feuer und Musik

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €