Kalletaler Bürgerbus-Verein blickt mit Sorge auf 2023

Kalletal. Die Uhr tickt. Mit jeder Woche lauter. Spätestens im Jahr 2023 wird der Kalletaler Bürgerbus ein Problem haben, das den ganzen Betrieb des Kleinbusses in Frage stellt – wenn sich bis dahin nicht die Rechtslage ändert. &bdquo;Ich hoffe nicht, dass wir noch so lange darauf warten müssen", sagt Reinhold Rieger, Vorsitzender des Bürgerbusvereins mit seinen 29 Fahrern.

Das Problem liegt beim Gewicht des Busses beziehungsweise bei den Führerscheinen der Fahrer. Denn die Ehrenamtlichen hinterm Steuer fahren den Bus, der fest ins ÖPNV-System integriert ist, mit normalen Pkw-Führerscheinen. Dazu haben sie einen Personenbeförderungsschein, der für Fahrzeuge mit einem Gewicht bis 3,5 Tonnen gilt. Doch neue Bürgerbusse reißen diese Grenze locker. Der Kalletaler Bürgerbus stammt aus dem Jahr 2016. Sein zulässiges Gesamtgewicht mit den erlaubten acht Fahrgästen liegt noch unter der Grenze – auch wenn das bei der Konstruktion auch schon damals schwierig war.

&bdquo;Wir haben bewusst wenig gepolsterte Sitze einbauen lassen, weil sie leichter sind", sagt Reinhold Rieger. Auch eine Klimaanlage hat der Bus auf Basis eines Mercedes Sprinter nicht, der im Kalletaler Osten den Nahverkehr auf den Dörfern von Langenholzhausen über Heidelbeck, Asendorf, Lüdenhausen und Brosen bis Bavenhausen sicherstellt. &bdquo;Wir haben alles versucht, um mit möglichst geringem Gewicht auszukommen", sagt Rieger. Die Überlegung, einen oder gar zwei Sitze auszubauen, verwarfen die Kalletaler Bürgerbus-Macher damals am Ende. &bdquo;Mit nur sechs oder sieben Plätzen hätten wir Kapazitätsprobleme bekommen, weil bei uns im Bus niemand stehen darf. Dann hätten wir häufiger Fahrgäste an den Haltestellen stehen lassen müssen."

Ein neues Fahrzeug muss her, nur nicht zu schwer Neuere Bürgerbusse reißen die 3,5-Tonnen-Grenze aber locker – zumal das zusätzliche Gewicht auch auf umfangreichere Vorgaben etwa zur Barrierefreiheit zurückgeht. Wie es in einer Pressemitteilung der SPD jüngst hieß, bekam der Bürgerbusverein in Spenge vom Hersteller eine Absage für den Bau eines neuen Bürgerbusses unter diesen Voraussetzungen – die Höchstgrenze hätte nicht eingehalten werden können. &bdquo;In Spenge musste man deshalb auf den behindertengerechten Zugang für den Bus verzichten", sagt Reinhold Rieger. Solch einen Zugang hat das Kalletaler Fahrzeug noch.

Allerdings rückt das Jahr 2023 immer näher. Dann kann der Verein beim Land Anträge auf Zuschüsse für einen neuen Bürgerbus stellen – und spätestens dann werde sich das Problem auch für Kalletal stellen, meint Rieger. Aber muss denn dann unbedingt ein neues Fahrzeug her? Ja, meint er. &bdquo;Erfahrungsgemäß ist die Technik nach sieben Jahren im Einsatz erneuerungsbedürftig."

Die Lösung des Problems könnte aus Sicht der Kalletaler und auch ihres Dachverbands &bdquo;Pro Bürgerbus NRW" eine Ausnahmegenehmigung für die ehrenamtlichen Fahrer sein, wie es sie laut SPD-Mitteilung bereits für Feuerwehr oder THW gibt. Dafür müsste allerdings EU-Recht geändert werden – Landtagsabgeordneter Jürgen Berghahn versicherte, sich in Gesprächen mit den zuständigen Stellen dafür einzusetzen. Die Änderung möge möglichst bald kommen, hofft Rieger. Die Alternative ist nämlich nur eine theoretische: Wenn alle Fahrer einen echten Bus-Führerschein machen müssten, würde das aus Riegers Sicht das Aus für das Kalletaler Modell bedeuten: &bdquo;Dann wäre die Sache gestorben."

Der Betrieb ruht zur Zeit Seit sechs Wochen ist der Kalletaler Bürgerbus wegen der Corona-Lage nicht mehr unterwegs. &bdquo;Am 17. März haben wir von unserem Verkehrsträger ,Go.on die offizielle Mitteilung bekommen, dass der Bürgerbusverkehr eingestellt wird", blickt Vereinsvorsitzender Reinhold Rieger zurück. Seitdem herrscht mit dem Wegfall des Bürgerbusses auch ÖPNV-Ebbe in zahlreichen Kalletaler Dörfern. Zu den Fahrgästen gehörten viele Senioren, die seitdem wohl ohnehin seltener aus dem Haus gehen, und OGS-Kinder, die momentan vielfach privat befördert werden.

Wann der Bürgerbus wieder fährt, ist unklar. &bdquo;Darüber gibt es Gespräche mit ,Go.on und der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe", sagt Rieger. Es hänge auch von den Gesprächen der Bund-Länder-Runde ab. Es gebe die Perspektive, ab Mai wieder zu fahren, &bdquo;aber da gibt es noch ein Fragezeichen", so Rieger. So gehörten nahezu alle ehrenamtlichen Fahrer zur Risikogruppe. &bdquo;Ganz wichtig ist: Jeder Fahrer entscheidet selbst, ob er fährt." Noch am Morgen des 17. März war im Bürgerbus der Fahrerbereich aus Gründen des Infektionsschutzes mit Folie abgeklebt worden.

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