Ist der Radweg an der B238 in Kalletal zu schmal geplant?

Kalletal. Deutliche Worte findet Friedhelm Jasper zum Lückenschluss des Radwegs an der B238: Als &bdquo;Krücke" bezeichnet er, was dort derzeit gebaut wird. Im Juni haben die Bauarbeiten des Radwegs zwischen &bdquo;Am Kalkofen" und dem Abzweig Huxol begonnen. Nicht dass dort endlich der Radweg weiter gebaut wird stört ihn, sondern wie. Er sagt: Der Radweg werde zu schmal gebaut – und sei damit nicht sicher.

2,25 Meter asphaltierte Fläche soll der fertige Radweg haben, plus einen Meter Bankette – je 50 Zentimeter an jeder Seite. Grundsätzlich begrüße Jasper, der sich ehrenamtlich für den Bau von Bürgerradwegen einsetzt, die Verlängerung des Radweges. Doch er sagt, der Radweg müsse mindestens 2,50 Meter asphaltierte Fläche besitzen, besser noch drei Meter: &bdquo;Da steigt doch keiner aufs Rad, wenn der Radweg so schmal ist." An manchen Stellen werde das neu gebaute Stück sogar weniger als 2,25 Meter breit sein.

Hohes Tempo und kurvenreiche Strecke Das Problem: Bei Begegnungsverkehr müsste ein Radler immer wieder abbremsen. Gerade, wenn das Tempo im lippischen Bergland recht hoch sei, berge dies – insbesondere in Kurven – Gefahren. Ein Problem, dass es mit einem breiteren Radweg in der Form nicht gebe. &bdquo;Schließlich soll der Radverkehr doch eigentlich gefördert werden", sagt er. Diese immer wieder &bdquo;propagierten Aussagen von höchster Stelle" würden in seinen Augen aber einfach nicht umgesetzt.

Was er ebenfalls nicht verstehe: Neben dem Radweg würden eine Wasserleitung und zwei Leerrohre für Glasfaserkabel verlegt. &bdquo;Es wäre ein Leichtes den Radweg um diese Fläche zu verbreitern." Das aber sei nicht möglich, da diese Leitungen nicht in der Radwegtrasse liegen dürften, nicht einmal im Bankettbereich. An allen Beteiligten äußert er Kritik, &bdquo;ein derartiges Vorhaben zu dulden".

Gebaut wird der Radweg von der Gemeinde Kalletal im Auftrag des Landesbetrieb Straßenbau (Straßen.NRW). Kalletals Bürgermeister Mario Hecker begrüßt, dass der Lückenschluss des Radwegs auf Kalletaler Seite nun endlich erfolgt, es sei &bdquo;eine gefährlich Ecke", diese zu schließen sehr wichtig. Die Planung allerdings liege vollständig in den Händen von Straßen.NRW, &bdquo;wir setzen dies nur um" aufgrund einer im vergangenen Sommer unterzeichneten Vereinbarung.

Lückenschluss entspricht der Breite der vorhandenen Teilstücke Auch die Kosten stoßen bei Jasper auf Unverständnis. Die belaufen sich für das 600 Meter lange Teilstück laut Landesverkehrsministerium auf rund 400.000 Euro. &bdquo;Die reinen Baukosten", betont Jasper. Grunderwerb, Ausgleichsmaßnahmen, Vermessung, Kosten für Ingenieur-Büro und Gemeinde seien nicht inbegriffen. &bdquo;Der Bürgerradweg von Kirchheide nach Talle mit einer Länge von rund 1800 Metern hat im Ehrenamt 330.000 Euro mit allen Nebenleistungen gekostet."

Straßen.NRW als Bauträger will sich zu der Angelegenheit auf Nachfrage nicht äußern, da sich Jasper mit seiner Beschwerde auch an den Kreis Lippe, die Bezirksregierung sowie das Landesverkehrsministerium gewandt hatte. Die Bezirksregierung will sich dazu ebenfalls nicht äußern und verweist an Straßen.NRW sowie den Kreis Lippe als Aufsichtsbehörde. Und der Kreis Lippe wiederum erklärt, er sei eben nicht Aufsichtsbehörde, da es sich um eine Bundesstraße handele.

Einzig das Landesverkehrsministerium äußerte sich auf Nachfrage der LZ. Und soll Straßen.NRW offiziell aufgefordert haben, eine Stellungnahme zu der Angelegenheit abzugeben. Reine Routine, entgegnet das Ministerium auf Nachfrage. Der betreffende Radweg werde mit einer breite von 2,25 Metern asphaltierter Fläche gebaut, da der Abschnitt &bdquo;einen Lückenschluss zwischen zwei bereits fertiggestellten Radwegabschnitten zwischen Lemgo und Kalletal" darstelle. Deshalb könne dieses neue Stück auch nicht breiter gebaut werden als der bereits bestehende Weg.

"Radwegplanung ist Angebotsplanung" &bdquo;Die Breite von Radwegen ist unter anderem in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen – kurz ERA – geregelt", teilt Pressesprecher Christian Voss mit. Je nach Typ seien Breiten zwischen zwei und drei Metern für die asphaltierte Fläche vorgegeben. &bdquo;Bei geringem Verkehrsaufkommen sind auch Breiten zwischen 1,60 und 2,50 Metern vorgesehen." Und für den Bereich zwischen Lemgo und Kalletal könne von einem geringen Radverkehrsaufkommen ausgegangen werden.

Doch die ERA soll laut Jasper eine neue Fassung erhalten, in der die Regelbreite für Radwege auf 3,00 Meter festgesetzt werde. Die Argumentation des Ministeriums nennt er &bdquo;Quatsch": Wenn man nach vorne will, sollte man auch zukunftsorientiert bauen. Er räumt ein, auf solch schmalen Radwegen sei erfahrungsgemäß wenig los. Aber: &bdquo;Radwegplanung ist Angebotsplanung. Wenn man vernünftig baut, wird es auch angenommen."

"Maße für Radwege gehen nach oben" Das bekräftigt auch Werner Kloppmann vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club): Radwegbau sei Zukunfts- und Angebotsplanung, &bdquo;wenn er da ist, wird er auch genutzt." Zudem betont Kloppmann, dass ein breiterer Radweg sicherer sei. Heute gebe es E-Bikes, Pedelecs, Lastenräder, zum Teil wesentlich breiter als &bdquo;normale" Räder. Dazu komme, dass Radwege vielfach schlecht gepflegt würden und von der Bankette aus zuwüchsen – damit verschmälere sich der asphaltierte Streifen für die Radler weiter. Wann eine neue ERA in Kraft trete und was in dieser geregelt sei, wisse er nicht, aber eins stehe fest: &bdquo;Die Maße gehen nach oben."

Dass sich die ERA derzeit in der Überarbeitung befinde, bestätigt auch Christian Voss. Es sei davon auszugehen, dass höher belastete Strecken, etwa Radvorrangrouten, künftig breiter gebaut würden.

Wann mit dem Lückenschluss des Radwegs an der B238 auf Lemgoer Seite begonnen wird, ist unklar. &bdquo;Für den Lückenschluss auf dem Gebiet der Stadt Lemgo bestehen Schwierigkeiten beim Grunderwerb", erklärt Pressesprecher Christian Voss vom Landesverkehrsministerium. Beim Grunderwerb werde der Landesbetrieb Straßenbau durch die Stadt Lemgo unterstützt. &bdquo;Eine belastbare Aussage über den Abschluss des Grunderwerbsverfahrens ist derzeit nicht möglich."

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