NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst bringt Urkunde persönlich nach Kalletal

Kalletal. Die Schnellbus-Linie Kalletal–Lemgo–Detmold steht in den Startlöchern und wartet quasi nur darauf, dass die Studenten in Seminarräume und Hörsäle zurückkehren. So richtig reizend wird die für eine ländliche Kommune wie Kalletal durchaus außergewöhnliche Schnellbus-Idee aber erst, wenn &bdquo;die Menschen für die letzten paar Hundert Meter ab der Haltestelle nicht doch ihr Auto nehmen“, meinte Hendrik Wüst am Freitag in Hohenhausen. Denn aufwendige Park-and-Ride-Angebote sind nicht eingepreist, meint der NRW-Verkehrsminister. Im Klartext: Wer in Kalletal den Bus nimmt, war davor meist Fußgänger. Damit dabei nicht die gute Laune wegen Stolperfallen oder fehlender Zebrastreifen auf der Strecke bleibt, war Wüst selbst vor Ort.

Die Entourage bildete neben CDU-Parteifreund Bernhard Hoppe-Biermeyer unter anderem Daniela Niestroy-Althaus, Vize-Chefin der Koordinierungsstelle Westfalen-Lippe im Zukunftsnetz Mobilität NRW. Letzteres bietet den &bdquo;Fußverkehrs-Check“ an, für den sich Kalletal auf rot-grünen Antrag Anfang 2021 einstimmig beworben hatte.

Und siehe da: Unter den 12 aus 40 Bewerbern ausgewählten Kommunen findet sich laut Minister Wüst auch Kalletal wieder. &bdquo;Menschen wollen überall mobil sein – klein oder groß spielt dabei keine Rolle“, spielte er auf die im Vorfeld laut gewordene Frage an, ob ein &bdquo;Fußverkehrs-Check“ in einer Landkommune wie Kalletal lohne. Vielleicht ja gerade da, zumal Wüst den Anteil des Fußverkehrs in Kalletal derzeit mit gerade einmal zwei Prozent bilanzierte. &bdquo;Da geht noch mehr saubere Mobilität“, ist sich Wüst sicher.

Fußwege zu Bushaltestellen unter der Lupe

Auf den Weg gebracht worden ist der Antrag laut Bürgermeister Mario Hecker von Klimaschutzmanagerin Henrike Sieker. Nun werden die Fachleute des Zukunftsnetzes Mobilität Schwachstellen vor allem in Hohenhausen und Langenholzhausen ausfindig machen. Die beiden Ortsteile sollen Stopps für den Schnellbus werden. &bdquo;Den Zustand der Fußwege von den Bushaltestellen zu den Zielen in den Orten wollen wir uns genauer anschauen“, erklärte Hecker.

Beinahe immer, ergänzte der Verkehrsminister fast schon in Spendierlaune, folgten darauf &bdquo;ein, zwei Jahre später konkrete Förderanträge“ für bauliche Verbesserungen. Kalletals Ziel sind unter anderem sogenannte Mobilstationen. Für Hohenhausen ist laut Mario Hecker eine digitale Wartezeitanzeige für den Bus bereits in der Mache.

Ansonsten sei der &bdquo;Fußverkehrs-Check“ in den besten Händen, versicherte Daniela Niestroy-Althaus. Vor allem die Koordinierungsstelle für Westfalen und Lippe habe sich auf ländliche Räume spezialisiert. Auch den Austausch mit den Bürgern schreibt sich das Projekt explizit auf die Fahnen. Für Kalletal ist der Check komplett kostenlos, da das Land NRW ihn zu 100 Prozent finanziert.

Bürgerradwege vor dem Aus?

Gewusst, wie, Gelegenheit genutzt: Als Vorsitzender der Taller Dorfgemeinschaft hat Dieter Hartwig Verkehrsminister Wüst bei dessen Kurzbesuch in Kalletal einen Brief mitgegeben, der es in sich hat. Darin schwört Hartwig, keinen Bürgerradweg mehr zu den derzeitigen Konditionen zu bauen: &bdquo;Aus heutiger Sicht empfehle ich keinem Ehrenamtlicher, sich so etwas anzutun.“ Pikant: Hartwig hat beim Taller Bürgerradweg und bei der Verbindung ins Lemgoer Nachbardorf Kirchheide noch mit Hand angelegt.

Doch, wie Hartwig mit der Wüst beigelegten Kalkulation belegen will, reiche die Finanzierung der ehrenamtlich realisierten Modellradwege nicht. Je Quadratmeter blieben 29 Euro für Baukosten, ein von öffentlicher Hand gebauter Radweg wie an der B 238 verschlinge dagegen etwa 170 Euro. Das Taller Projekt sei nur gelungen wegen viel Eigenleistung, des nahen Steinbruchs (kurze Wege für die Lkw) und eines guten Preises durch den ortsansässigen Tiefbauer.

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