Neue Mosterei öffnet in Hohenhausen

Kalletal. Ein Logo mit Apfel weist den Weg im verwinkelten Gewerbegebiet Echternhagen in Hohenhausen zur neuen Mosterei von Werner Klemme. Noch ist nicht viel los. &bdquo;Die Saison kommt erst noch", weiß der Landwirt und will die ersten Öffnungstage dafür nutzen, vielleicht an der ein oder anderen Stelle nachzujustieren. Denn alles ist gerade erst fertig geworden. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung sind allerdings drei Jahre vergangen.

&bdquo;Der Einfall kam mir auf dem Kompostwerk. Ein Mann neben mir hat dort jede Menge Äpfel weggeschmissen. Dort lagen Berge an Obst", erinnert sich der Landwirt, der auch einen Hofladen in Dalbke betreibt. Auf Nachfrage habe der Mann erklärt, dass er die Äpfel nicht einfach auf dem Boden liegenlassen könne – wegen der Kinder und der Wespen. Und eine Mosterei gebe es nicht in der Nähe. Solch einer &bdquo;Lebensmittelverschwendung" wollte Klemme nicht zusehen. &bdquo;Es kann nicht sein, dass die Leute 80, 90 Kilometer zur nächsten Mosterei fahren müssen", meint er und beschloss damals, eine eigene Mosterei zu bauen.

Aus hygienischen Gründen sei kein Bestandsbau infrage gekommen. &bdquo;Die Vorgaben für die Lebensmittelverarbeitung sind sehr streng." Im Gewerbegebiet Echternhagen habe er dann, wie berichtet, ein passendes Plätzchen für den Bau aus Holz gefunden. Das sei nachhaltiger. &bdquo;Außerdem ist mein Schwiegervater Zimmermann. Da konnte ich gar nicht anders", sagt er und schmunzelt. Das Naturmaterial habe aber zusätzliche Herausforderungen mit sich gebracht: &bdquo;Wir brauchten spezielle, lebensmittelechte Farbe, die auf dem Holz, das sich dehnt, haften bleibt." Hilfe bekam der Landwirt auch von seinem Schwager, der in Würzburg ebenfalls eine Mosterei betreibt.

Zugucken ist möglich Und wie funktioniert diese nun? Die Kunden fahren mit ihrem Auto über den Vorplatz direkt vor das Förderband. Idealerweise sollten sie mindestens 15 Kilogramm Äpfel oder Birnen (Quitten auf Anfrage) dabei haben. Diese packen sie aufs Band, das das Obst in ein Waschbecken befördert. Dort wird der grobe Schmutz herausgefiltert. Über eine Förderschnecke gelangen die Früchte dann in die Zerkleinerung. Die Maische wird dann mittels Walzen gepresst. Während der Saft in ein Becken fließt, werden die trockenen Reste auf den draußen stehenden Trecker abtransportiert. Klemme will diese an andere Bauern als Tierfutter verschenken.

Die Flüssigkeit gelangt über Schläuche in eine Zentrifuge, die die Feststoffe herausschleudert. &bdquo;Dadurch gibt es keinen Satz am Boden. Das bekommen mobile Anlagen nicht hin", erklärt der Kalletaler. Einige Menschen – er selbst eingeschlossen – würden diesen nicht vertragen. Anschließend werde der Saft auf 80 Grad erhitzt. So können unerwünschte Hefen und Keime abgetötet werden. Zu guter Letzt füllt Klemme das Getränk in Fünf- oder Zehn-Liter-Beutel ab. Diese wiederum landen in Kartons, die auch wiederverwendet werden können.

Jeder bekommt Saft vom eigenen Obst Warum keine Glasflaschen? &bdquo;Das würden wir gar nicht von der Zeit her schaffen. Dafür bräuchte ich eine extra Anlage. Außerdem müsste ich diese dann auch wegen des Pfands zurücknehmen und dann noch reinigen", schildert der Landwirt seine Beweggründe für die Folienbeutel-Lösung. Denn mehr als zehn bis 15 Minuten Zeit brauche ein &bdquo;normaler Kunde" mit bis zu 100 Kilogramm Äpfeln nicht einzuplanen. &bdquo;Bevor er alles abgeladen hat, ist der erste Saft schon fertig", verspricht der Kalletaler. Daher benötige es keine vorherige Anmeldung.

Die Kunden können den Vorgang durch die offene Halle beobachten und es ist sichergestellt, dass nur das eigene Obst im Saft landet. Das macht die Mosterei auch für Kindergärten oder Grundschulklassen interessant, hofft Klemme zumindest. &bdquo;Ich würde den Kindern gerne zeigen, wie Saft ursprünglich hergestellt wird." Nachteil der offenen Konstruktion: Der süße Saft lockt Wespen an. &bdquo;Die könnten noch zum Problem werden", gesteht der Landwirt, der mittlerweile auch für seinen Mohn bekannt ist. Doch spätestens in der Zentrifuge würden die Insekten herausgefiltert werden.

Ganz fertig ist das Gelände allerdings noch nicht: Weil Klemme nicht so viel Fläche versiegeln wollte, besteht der Vorplatz aus Schotter. Im Bereich direkt vor der Holzhalle muss allerdings noch gepflastert werden. Aufs Dach kommt noch eine Photovoltaikanlage. Und das Areal soll – passenderweise – von Apfelbäumen, möglichst alten Sorten, eingesäumt werden. Diese sollen Allergikern als Naschbäume dienen und daher eine gelbe Schleife tragen. Die signalisiert, dass jeder das Obst pflücken darf. Alle 1000 Liter will Klemme außerdem einen Baum einer Einrichtung spenden.

Die Mosterei ist mittwochs und samstags von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

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