Weser-Radler können neue Fähren-App nutzen

Kalletal-Varenholz . Bislang gab es häufiger mal Ärger: Wenn Radwanderer, die von Varenholz aus die lange Straße bis zur Weser gefahren sind, feststellten: Die Fähre fährt ja gar nicht - sei es wegen Hoch- oder Niedrigwassers, wegen zu starken Winds oder wegen eines erkrankten Fährmanns. Doch Ärger soll es künftig nicht mehr geben: Eine neue App, die nicht separat runtergeladen wird, sondern abrufbar im Internet über die Webseite www.kalletal.de/weserfaehre ist, gibt ab sofort immer an, ob die Fähre in Betrieb ist oder nicht. An der Entwicklung war unter anderem das Lemgoer Fraunhofer-Institut beteiligt.

Die Anwendung, programmiert vom Kommunalen Rechenzentrum (KRZ) in Lemgo, wertet die Daten mehrerer Sensoren aus, die die Beteiligten an der Weserquerung, am Schiff und an anderer Stelle montierten: "Wir haben unter anderem einen Windsensor an einem Mast auf Veltheimer Seite angebracht", erläutert Jens-Peter Seick von Fraunhofer, der das Projekt "Digital interkommunal" technisch begleitet. In dem millionenschweren Vorhaben unter dem Oberbegriff "Smart City" soll die Digitalisierung in Kalletal und Lemgo mit Anwendungen für die Bürger vorangetrieben werden. Die Fähre ist eines davon.

Windsensor, Wasserstandssensor, GPS-Sender Eines, das weitere Sensoren brauchte. So gibt es einen GPS-Sender am Boot und einen Wasserstandssensor an einer Weserbrücke. "Den nutzen wir aber nicht", sagt Seick - sondern den offiziellen Weserpegel, der in Rinteln gemessen wird. Ebenfalls integriert ist der Dienstplan der ehrenamtlichen Fährleute.

Für sie bedeute das Projekt ebenfalls einen Mehrwert, sagt "Digital-interkommunal"-Projektleiterin Nicole Baeumer: Sie können an ihren Dienst-Tagen von zu Hause aus abrufen, ob die Bedingungen den Fährbetrieb zulassen. Und sollte jemand erkranken, kann er die Information ebenfalls von zu Hause aus einspeisen. Die Kosten für das Projekt - in erster Linie für Material - werden auf weniger als 10.000 Euro beziffert, zumal die Arbeit von ohnehin angestellten Mitarbeitern geleistet worden sei.

Schilder mit einem QR-Code machen Radfahrer auf die Infoquelle aufmerksam, bevor sie sich auf den Weg zur Fähre machen und den langen Beutebrink bis zum Ende entlangfahren. Nach den Worten von Corinna Will von der Kalletaler Gemeindeverwaltung wurden vier Schilder an strategisch günstigen Stellen auf der Kalletaler Weserseite aufgehängt. An allen gebe es mobiles Internet, heißt es. Auf Mindener Seite sollen weitere Schilder folgen.

Zielgruppe: Radwanderer an der Weser Im Blick haben die Verantwortlichen des Projekts, zu denen auch die Gemeinde Kalletal gehört, dabei neben Wanderern insbesondere die Radwanderer, die auf Kalletaler Seite den alternativen Weserradweg nutzen. "Das kam nicht gut an", sagt Bürgermeister Mario Hecker über die Enttäuschung vieler, die erst am Ufer feststellten, dass die Fähre nicht fuhr. Zumal der Umweg auf die andere Weser-Seite für Radler sage und schreibe elf Kilometer betrage - statt der wenigen Dutzend Meter übers Wasser mit der Hochseilfähre. Mit ihr lässt sich vom alternativen auf den eigentlichen Weser-Radweg wechseln und umgekehrt.

Wobei die Fähre in der Saison ohnehin nur samstags und sonntags in Betrieb ist - trotz der hohen Nachfrage. Jüngst habe sie - stets im Handbetrieb - an einem Sonntag 190 Radfahrer und Fußgänger befördert. "Nachfrage wäre an sieben Tagen in der Woche da", sagt Olaf Kapelle, zuständiger Fachbereichsleiter im Kalletaler Rathaus. Doch es fehlt an ehrenamtlichen Fährleuten.

Hochwasserschutz für Langenholzhausen Stellt sich jedoch die Frage, ob es nicht auch einfacher gegangen wäre: Könnten nicht auch die Fährleute die Informationen ins Internet stellen? Im Prinzip ja, sagt Seick. Doch die Fähren-App war ein Pilotprojekt für weitere Smart-City-Vorhaben. So sei der Prozess einmal durchgespielt worden - mit allen Beteiligten und mit Technik, auf die nun andere Projekte aufbauen können.

Zum Beispiel für den Hochwasserschutz. So soll ein Hochwasser-Warnsystem für Langenholzhausen entwickelt werden. Durch den Ort fließt die Osterkalle. "Wir werden dort exakt die gleiche Technik einsetzen", sagt Seick.

Die Weserfähre ist in der Saison samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr im Einsatz. Die Passage kostet für Fußgänger einen, für Radfahrer zwei Euro.

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