Zoff beim Wasserbeschaffungsverband Hohenhausen

Kalletal-Hohenhausen. Es gärte offenbar schon länger unter der Oberfläche. Jetzt hat sich der Unmut von Verbandsmitgliedern Bahn gebrochen: Beim Wasserbeschaffungsverband Hohenhausen, in dem alle Hausbesitzer des Kalletaler Ortsteils Mitglied sind, gibt es Streit zwischen Verbandsmitgliedern und dem Vorstand. Aktuell prüft der Kreis Lippe die Vorwürfe.

Mehrere Mitglieder haben nach der jüngsten Verbandsversammlung im Juni eine Liste mit Kritikpunkten zusammengetragen. Unter den Unzufriedenen sind Frank Fischer und Karl-Heinz Schütz. Sie berichten davon, dass die etwa 70 bis 80 Anwesenden bei der Versammlung dem Vorstand um Verbandsvorsteherin Ute Schäferhans die Entlastung mehrheitlich verweigerten.

Einstellung ohne Beschluss der Versammlung? Einer der Vorwürfe betrifft die Personalkosten. So hat der Vorstand im April 2020 ohne Zustimmung der Verbandsversammlung eine kaufmännische Stelle geschaffen und besetzt. "Das gibt aber die Satzung nicht her", kritisiert Karl-Heinz Schütz. Die Satzung regelt die Aufgaben des Vorstands mit den Worten, er beschließe über "Verträge mit einem Wert von bis zu 25.000 Euro". Bei Summen darüber muss der Vorstand vorher die Zustimmung der Verbandsversammlung einholen. Im fraglichen Fall geht es um etwa 36.000 Euro im Jahr 2020 und um rund 47.000 Euro im Jahr 2021.

Bei der kaufmännischen Angestellten handelt es sich um die Frau des früheren Verbandsvorstehers, eines Kalletaler Rechtsanwalts. Er war bei der Verbandsversammlung im September 2021 nicht mehr angetreten. Zur neuen Verbandsvorsteherin wurde Ute Schäferhans gewählt, die ebenfalls im Büro des Anwalts angestellt ist. Darauf angesprochen, betont Schäferhans: "So viel Professionalität müssen Sie mir zugestehen, dass ich Beruf und Ehrenamt auseinanderhalte." Die Einstellung der kaufmännischen Angestellten sei Angelegenheit ihres Vorgängers gewesen. Dieser wollte sich auf LZ-Anfrage unter Verweis auf ein laufendes Verfahren nicht äußern.

Dem Kreis Lippe als Aufsichtsbehörde des Wasserbeschaffungsverbands sind die Vorwürfe bekannt, wie es von der Kreis-Pressestelle heißt. "Es findet bereits seit einiger Zeit eine Prüfung der Vorwürfe statt, die allerdings noch nicht abgeschlossen ist", erläutert Kreis-Pressesprecher Steffen Adams. Es gehe um komplexe rechtliche Fragestellungen, die in der Kreisverwaltung von verschiedenen Fachgebieten - der Kommunalaufsicht, dem Rechtsamt und der Wasserbehörde - bearbeitet würden.

Versammlung wird abgebrochen Zu den weiteren Vorwürfen gehören die Querelen um die Tagesordnung der Sitzung am 23. Juni 2022 und die Sitzung selbst. Vorsitzende Schäferhans brach die Versammlung ab, obwohl die Verbandsmitglieder zuvor abgestimmt und sich für die Fortsetzung ausgesprochen hatten. Schäferhans sagt dazu, sie habe die Versammlung geschlossen, weil sie die fehlende Entlastung für "rechtlich untragbar" halte. Der Haushaltsplan 2021 sei bei der vorigen Versammlung beschlossen worden, und der Vorstand habe diesen nur abgearbeitet. Nun strebe sie die Entlastung von "dritter Seite" an. Schäferhans wollte nicht näher erläutern, wie diese aussehen kann.

Auch die Art, wie im Vorfeld der Versammlung mit Anträgen umgegangen wurde, löst Unmut bei Verbandsmitgliedern aus. So hatte ein Mitglied die "Neu-Besetzung/Ausschreibung der kaufmännischen Stelle" beantragt. Diesen Antrag ließ der Vorstand jedoch nicht zur Abstimmung zu, weil er "nicht sachdienlich" sei, wie es in der Tagesordnung heißt. Wie "sachdienlich" definiert wird, bleibt allerdings unklar.

"Rebellischer Flügel" Ute Schäferhans betont, sie hätte das Amt der Vorsitzenden nicht übernommen, hätte sie die Querelen kommen sehen. Aus ihrer Sicht macht eine "Clique", ein "rebellischer Flügel" der Verbandsmitglieder, "Hexenjagd" auf die Familie des früheren Verbandsvorstehers. Auch andere Vorwürfe liefen ins Leere.

Dass sie eine Hexenjagd veranstalteten, weisen Frank Fischer und Karl-Heinz Schütz zurück. "Uns geht es darum, Missstände aufzudecken", betont Fischer. Es sei auch nicht eine Gruppe, bei der es Unmut gebe, sondern der allergrößte Teil der bei der Versammlung anwesenden Mitglieder habe dort protestiert. "Wir wollen die Verbandsmitglieder informieren und Neutralität heineinbekommen", sagt Schütz. Ihnen gehe es nicht darum, Personen zu schaden, sondern sie wollten auch darauf hinweisen, dass große Investitionen und damit für die Mitglieder unter anderem Erhöhungen des Wassergelds anstünden.

In diesem Zusammenhang, so Karl-Heinz Schütz, sei die Frage des Fortbestands des Verbands und ein möglicher Wechsel zur Gemeinde Kalletal zu diskutieren. "Dafür muss der Vorstand aber unser Vertrauen genießen." Die Mitglieder um Karl-Heinz Schütz und Frank Fischer wollen nun, dass eine außerordentliche Versammlung einberufen wird, und sammeln dafür Unterschriften. "Wir haben die Sorge, dass die nächste Verbandsversammlung zu einem Zeitpunkt einberufen wird, zu dem niemand kann", sagt Schütz. Ute Schäferhans hat nach eigenen Worten aber zunächst nicht vor, eine Versammlung anzuberaumen. Zuerst wolle sie die Rückmeldung des Kreises Lippe abwarten.

1000 Anschlüsse in Hohenhausen Hohenhausen hat wie Langenholzhausen und Teile von Heidelbeck eine Besonderheit: Dort ist nicht die Gemeinde Kalletal für die Versorgung mit Trinkwasser zuständig, sondern ein Wasserbeschaffungsverband. Er betreibt in Hohenhausen zwei Brunnen, das Leitungsnetz und zwei Hochbehälter, von denen einer sanierungsbedürftig ist. Etwa 1000 Hohenhauser Hausbesitzer sind automatisch Mitglied im Verband. Er ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Dass es ihn gibt, hat historische Gründe. Er besteht schon länger, als es die Gemeinde Kalletal gibt. In zwei weiteren Kalletaler Ortsteilen kümmern sich Verbände um die Trinkwasserversorgung: in Langenholzhausen und in Heidelbeck-Oberdorf, wo es die "Wasserinteressentengemeinschaft" gibt.

Zoff beim Wasserbeschaffungsverband Hohenhausen

So geht die Auflösung des Wasserbeschaffungsverbandes Hohenhausen voran

Viel Engagement, viel Humor: Ehepaar Trietchen aus Hohenhausen feiern Diamantene Hochzeit

Kalletaler Bürgerbus umrundet einmal die Erde

Lippischer Fischereiverein unter neuer Führung

Ein Leben für den Fußball: Kalletaler Heinz Osterhage wird 90

Neue Attraktion im Freibad Hohenhausen punktet bei den Gästen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €