Die Jacobischule zieht um

Kalletal-Hohenhausen. Der Gong funktioniert schon und tönt alle 45 Minuten durch die neuen Räume. Die Jacobischule zieht zurück in ihr angestammtes Gebäude, das saniert und renoviert ist. Wobei angestammt zwar das richtige Wort ist, aber: Für die meisten Schüler sind die neuen Räume ganz neu: "Bis auf einen Jahrgang kennen sie nur die Ausweichgebäude", sagt Schulleiter Dr. Eike Stiller. Ihm ist zwischen Umzugskartons und gestapelten Stühlen die Erleichterung anzumerken.

Fünfeinhalb Jahre Provisorium, der benachbarten ehemaligen Fröbelschule und der alten Grundschule, mit ständigen Bauarbeiten nebenan sind bald vorbei. Es kann anstrengend sein, "wenn man auf dem Gelände einer Baustelle auch eine Schule betreibt", sagt Stiller. Doch das alles war nach seinen Worten unumgänglich. 337 Mädchen und Jungen in 16 Klassen, 40 Lehrer und etwa 15 weitere Mitarbeiter haben teils schon vor den Herbstferien gepackt, Stiller hat Klassenräume beschriftet, die Umzugsfirma Liesegang und viele andere haben angepackt. Eine logistische Herausforderung. Montag geht die Schule wieder los. Stühle, Tische, Schränke sind größtenteils hinübergeschafft, Technik ist installiert oder wird es noch. "Wir heißen nicht nur Schule der Zukunft", sagt Stiller, "dieses Gebäude steht auch dafür."

Dieses Gebäude - es hat vielen zwischenzeitlich Kopfzerbrechen bereitet. Um Wände und Decken vom Gift zu befreien, wurde der Putz entfernt bis hin zum Rohbauzustand. Dabei stellte sich heraus, dass auch der Stahl im Beton angegriffen war und die Sanierung noch umfangreicher werden musste als geplant, wie sich Ute Seidemann vom Kalletaler Bauamt erinnert.

Immer wieder Verzögerungen Als Einzugstermin war mal 2021 angepeilt. Jetzt sind aus den Sommerferien 2022 die Herbstferien geworden. Grund für die Verzögerungen waren Probleme mit Handwerkern und fehlendes Baumaterial. Namentlich im Trockenbau hakte es nach den Worten von Bürgermeister Mario Hecker. Wenn ein Handwerksbetrieb nicht mehr auftauche, gebe es Abmahnungen, eine Neuausschreibung - das dauere. Kalletaler Firmen halfen nach Heckers Worten, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Für Eike Stiller war die Fröbelschule trotz aller Widrigkeiten die beste Alternative - fünfeinhalb Jahre in Containern Schule zu machen, wäre unangenehmer gewesen. Das Ausweichquartier bleibt der Sekundarschule erhalten. Hier werden demnächst die Neunt- und Zehntklässler ihre Klassenräume haben.

2017 wurde PCB gefunden Die Geschichte hatte 2017 mit einer Hiobsbotschaft begonnen: dem PCB-Fund in den Klassenräumen . Es folgten Rückschläge auf der Baustelle und eine teils anstrengende Zeit in einem Ausweichgebäude, das für 120 Schüler ausgelegt war und in dem 200 Mädchen und Jungen untergebracht waren. Nun soll es ein Happy-End geben.

Und es bleibt noch etwas zu tun an diesem Wochenende, bis die Herbstferien vorbei sind. Im neuen Büro von Stiller warten gefühlt 40 Kartons darauf, ausgepackt zu werden. Hier stehen Besen, dort hängen Kabel von der Decke, hinten sind Handwerker am Werk. Doch dass der Schulleiter und sein Team dieselbe Gelassenheit zeigen wie in den vergangenen fünf Jahren - dafür wolle er ein großes Dankeschön loswerden, sagt Hecker.

Freundliche Farben Etwa sieben Millionen Euro investiert die Gemeinde in das Gesamtprojekt inklusive Bürgerpark und Aula-Umbau zum Bürgerbegegnungszentrum sowie dem für November geplanten Abriss der alten Grundschulgebäude, davon werden ihr 3,9 Millionen gefördert. Die Preisexplosion auf dem Bau hat die Gemeinde nach Heckers Worten größtenteils vermieden, weil die meisten Aufträge schon vorher vergeben waren. Entstanden ist ein neuer Verwaltungstrakt in derselben freundlichen Farbgebung wie der Rest der Gebäude mit einem Lehrerzimmer, das einen Blick auf den künftigen Klimapark bietet, und einem Entspannungsraum für die Pädagogen.

Die drei Klassenhäuser sind saniert, auch energetisch. Technisch ist das Gebäude up to date. "Sehen Sie: Hier in den Wänden gibt es neben den Steckdosen auch überall Netzwerkanschlüsse", sagt Stiller, und Seidemann spricht von mehr als 39 Kilometern verlegter Kabel. Bis zum Schulbeginn wird die Aula nicht fertig. Architekt und Bauleiter Andreas Deppe freut sich aber, dass die Türen rechtzeitig gekommen sind. Sind sie verschlossen, soll dahinter abgeschirmt weitergebaut werden - bis Ende 2022 will er die Aula fertig haben.

Für Stiller, seine Kollegen und die Schüler geht es jetzt ans Einräumen. Im Laufe des Dienstag soll der reguläre Unterricht wieder aufgenommen werden. Es sei ein Umzug mit einem guten Gefühl: "Die Schüler werden sagen: Das ist klasse."

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