MGV Stemmen-Varenholz löst sich nach 130 Jahren auf

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Sie leiteten bis zuletzt die Geschicke des MGV "Harmonie" Varenholz-Stemmen: Vorsitzender Hartmut Grzonka (rechts) sowie Irmgard und Peter Schwarze. - © Hans-Ulrich Krause
Sie leiteten bis zuletzt die Geschicke des MGV "Harmonie" Varenholz-Stemmen: Vorsitzender Hartmut Grzonka (rechts) sowie Irmgard und Peter Schwarze. (© Hans-Ulrich Krause)

Kalletal-Varenholz. Am 22. November 1892 war der Männergesangverein (MGV) „Harmonie“ Varenholz Stemmen gegründet worden. 130 Jahre später, am 3. November 2022, wurde nun seine Auflösung einstimmig in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen.

Das Vereinsvermögen von rund 3000 Euro geht an Vereine oder Institutionen der beiden Weserdörfer: Je 500 Euro bekommen Feuerwehr, Kindergarten, TC Stemmen und Frauenchor der Kirchengemeinde Varenholz. 1000 Euro erhält der SuS Stemmen Varenholz. Das Vereinsbanner hinter Glas, weiteres Mobiliar, Noten und viele Erinnerungsstück aus der langen Geschichte sollen ins Varenholzer Dorfarchiv wandern, teilt Hans-Ulrich Krause mit.

Auch das letzte Konzert brachte keine neuen Sänger

Vorsitzender Hartmut Grzonka führte schon zu Beginn der Versammlung im neuen Feuerwehrhaus Stemmen aus: „Uns bleibt wohl nur die Auflösung.“ Es kämen, wenn überhaupt, allenfalls zwei Personen zum Singen. Auch das letzte Konzert brachte keine dringend benötigte neue Sänger. Auf des Vorsitzenden Frage: „Wer ist dafür, den Verein aufzulösen“, gab es 15 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen und keine Gegenstimme. Der Vorstand bestand zuletzt nur noch aus dem Vorsitzenden Hartmut Grzonka und Kassierer Peter Schwarze.

Dessen Ehefrau Irmgard trug den Kassenbericht vor. Es habe in den Jahren seit 2020 keine größeren Geldbewegungen gegeben. Wegen Corona sei in dieser Zeitspanne auch kein Beitrag eingezogen worden. Das Guthaben betrage knapp über 3000 Euro. Man habe im Vorstand überlegt, wem man dieses Geld zukommen lassen wolle. „Es soll örtlichen Vereinen zu Gute kommen, die Jugendarbeit betreiben“, erklärte Irmgard Schwarze. Die Versammlung akzeptierte dies einstimmig.

Ein Stück Dorfkultur geht verloren

Hartmut Grzonka überreichte Irmgard Schwarze für ihren Einsatz einen Blumenstrauß. Sie hatte, zusammen mit Brigitte Maas, auch für einen Imbiss an diesem denkwürdigen Abend gesorgt. Natürlich kam Wehmut auf, heißt es im Bericht. Hartmut Grzonka hatte zahlreiche Vereins-Utensilien mitgebracht, darunter die seltene „Zelter-Plakette“, die nur Vereine erhalten haben, die 100 Jahre alt geworden sind. Die Runde machte auch ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto vom ehemaligen Chorleiter und Lehrer Rudolf Diekmann. Dessen Nachfolger als Lehrer und Chorleiter wurde Otto Niewald. Noch ein anderer Name war von Hartmut Grzonka eingangs erwähnt worden: Albert Siekmann, der nach Aussage des Redners 60 Jahre lang Vereinsvorsitzender gewesen war. Er verstarb in diesem Jahr. Mit dem Aus für den MGV Varenholz-Stemmen verlieren beide Orte ein Stück Dorfkultur.

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