Alte Hohenhauser Grundschule weicht Mehrgenerationenpark

Kalletal-Hohenhausen. Braucht jemand Dachziegel? Rote Dachziegel, gut in Schuss? Zu haben sind – kein Scherz – die Ziegel, die noch das Dach eines Flügels der alten Hohenhauser Grundschule bedecken. Wer die Ziegel verwerten kann, muss sich aber sputen: &bdquo;In drei bis dreieinhalb Wochen sollte alles weg sein“, sagt Architekt Andreas Deppe vom Lemgoer Büro Schwakenberg/Bley. Damit meint er den kompletten Bau. Der Abriss hat begonnen.

Nachdem die Jacobischule zurück ins sanierte und in Teilen neue Gebäude gezogen ist, stand dem Abriss nichts mehr im Weg. Eine Sanierung der aus den 50er Jahren stammenden beiden Grundschulhäuser sei nicht realistisch gewesen, sagte Deppe am Montag vor Ort. Denn die Kosten für die notwendige energetische Sanierung und für den Brandschutz wären nach seinen Angaben viel zu hoch.

Kostenkarussell Apropos Kosten: Ging man 2018 noch von 592.000 Euro aus, stiegen die Preise bis Ende 2021 auf 619.000. Die Gemeinde musste Abstriche machen und liegt nun für den Abriss und die Anlage des Mehrgenerationenparks bei 571.000 Euro, erläuterte Ute Seidemann von der Gemeinde Kalletal.

Der Mehrgenerationenpark soll die Brücke schlagen zwischen dem nahen Hohenhauser Ortskern und dem Schulzentrum, soll die Seniorenwohnanlagen, das Kinder- und Jugendzentrum und das Bürgerbegegnungszentrum in der Jacobischule verbinden.

&bdquo;Alle dürfen den Park nutzen“, sagte Ute Seidemann. Er wird nun so schnell wie möglich entstehen, direkt im Anschluss an den Abriss der Grundschule. Im Frühjahr 2023 soll er fertig sein. Abgeschlossen wurden jüngst bereits die Arbeiten am benachbarten Klimapark vor dem neuen Verwaltungstrakt der Sekundarschule, dessen Ringe sich mit Wasser füllen sollen.

Lümmelbänke und Hängematten Die Schulhoffläche der ehemaligen Grundschule bleibt. Die Mulden, die an der Stelle der beiden Gebäude entstehen, werden verfüllt, so dass eine kleine Obstwiese gepflanzt werden kann. Richtung Sekundarschule bekommt die Böschung Sitzstufen. Für die Schüler werden wie am Mühlendamm &bdquo;Lümmelbänke“ aufgestellt, hinzu kommen Hängematten – wie im Projekt &bdquo;Jugend entscheidet“ beschlossen – und mobile Basketballkörbe. Seidemann: &bdquo;Nach dem Abriss wird man sehen, wie grün das Gelände sein wird.“

Es werde beim Abriss etwas lauter zugehen, sagte Bürgermeister Mario Hecker. Aber der Betrieb von Schulen und Jugendzentrum läuft weiter. Das Gelände sei sorgfältig per Bauzaun abgesperrt, betonte Deppe. Zwei Wochen lang laufen Vorarbeiten: Die Baustoffe werden getrennt, Problematisches wie Mineralwolle wird separat entsorgt. &bdquo;Trotz des hohen Alters der Gebäude ist es in Sachen Schadstoffe aber übersichtlich.“

Und: &bdquo;Einige Bauteile bekommen ein zweites Leben“, sagte Deppe. So hätten mehrere Leute Interesse angemeldet. Sie durften unter anderem Fenster und Türen ausbauen. Und eben auch die Dachpfannen würde Deppe gerne abgeben.

Erinnerungen an damals Für die Grundschule, die seit etwa zehn Jahren die benachbarten Räume der ehemaligen Realschule nutzt, hat die Gemeinde als Ausgleich für den teilgesperrten Schulhof eine Fläche Richtung Sportplatz herrichten lassen. Das komme bei den Schülern sehr gut an, berichtete Schulleiterin Kirsten Pielsticker.

Derweil sind bei vielen Kalletalern Erinnerungen mit den ehemaligen Grundschulhäusern verbunden, wie Hecker sagte. Nach dem Auszug der Grundschule war der Verein &bdquo;Gemeinsam im Kalletal“ in den Räumen untergebracht. &bdquo;Das schöne Gelb haben wir den Räumen gemeinsam mit Flüchtlingen verpasst“, wusste Iris Schön.

Danach wurden fünfeinhalb Jahre Sekundarschüler in den Räumen unterrichtet, während nebenan die Renovierung lief. &bdquo;Ich war damals heilfroh, dass wir das Gebäude nutzen durften“, sagte Schulleiter Dr. Eike Stiller. Gleichzeitig freue er sich mit dem Kollegium auf den Park.

Fassade bekommt neuen Anstrich Zur Jacobischule gehörte auch das benachbarte Gebäude der ehemaligen Fröbelschule, und sie braucht es weiterhin als Oberstufenhaus. Wenn die Grundschulgebäude verschwunden sind, werde es ungewohnte Blicke geben, meinte Hecker – auch auf die Fröbelschule. Dann werde zu sehen sein, dass die Fassade optisch arg gelitten hat. Sie soll einen neuen Anstrich bekommen.

Persönlich mit der Grundschule verbunden ist auch Andreas Deppe: 1969 habe er hier mit der Schultüte gestanden. Jetzt als Architekt reiße er das Gebäude ab. Er versicherte schmunzelnd: &bdquo;Das ist keine späte Rache eines Schülers.“

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