So möchte Kalletal den Klimaschutz in der Gemeinde vorantreiben

Kalletal. Das Thema Starkregen und seine Folgen ist ein Dauerbrenner in Kalletal. Ob Erder, Lüdenhausen, Kalldorf, Bentorf oder Langenholzhausen: Immer wieder stehen bei extremen Unwetterereignissen Keller und Straßen unter Wasser, Felder werden überspült, Kanäle stoßen an ihre Grenzen . Schon seit Jahren fragt sich die Verwaltung: Wie lassen sich solche Situationen künftig vermeiden und das Wasser gezielt umlenken? Sie hat sich Starkregengefahrenkarten vom Kreis erstellen lassen, Experten eingeladen und Projekte wie das "Schwammdorf Kalldorf" auf den Weg gebracht.

Neben Rückhaltebecken oder Versickerungsmulden möchte die Gemeinde aber auch noch einen anderen Weg gehen und hat mit der Technischen Hochschule OWL und in Kooperation mit dem Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge, dem Verband Deutsche Naturparke und dem Heimatverein Nieheim ein Projekt zum Thema Heckenpflanzungen auf die Beine gestellt. Mit dem sogenannten Hecken- und Saumprogramm möchte sie sich nun für das Förderprogramm "Natürlicher Klimaschutz in kommunalen Gebieten im ländlichen Raum" bewerben. 500.000 Euro gebe es für den natürlichen Klimaschutz in der Gemeinde, der gleichzeitig die Folgen von Starkregenereignissen abmildern soll. Zusätzliche 120.000 Euro sind bereits im Haushalt eingestellt.

Die Projektskizze baut auf dem Wirtschaftswegekonzept auf, das die Gemeinde Kalletal mit den drei anderen nordlippischen Kommunen Barntrup , Extertal und Dörentrup gemeinsam auf den Weg gebracht hat . Nach der Klassifizierung der vorhandenen Wege im Gemeindegebiet stand fest: Rund 175 Kilometer des Wegenetzes in Kalletal wird als untergeordnet eingestuft, das macht 23 Prozent des gesamten Netzes. Diese sollen künftig für Renaturierungsmaßnahmen genutzt und mit Hecken und Säumen (lineare Staudenstrukturen) bepflanzt werden. Jessica Gabler vom Team Landschaftsarchitektur und Umweltplanung gab den Mitgliedern des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit sowie des Ausschusses für Planen und Bauen in deren gemeinsamer Sitzung einen Überblick über das Projekt.

Beispiel Nieheimer Flechthecke Sie sieht im Hecken- und Saumprogramm drei wichtige Zielsetzungen erfüllt. Zum einen tragen Hecken zum Klimaschutz bei, zum anderen zum Erhalt und zur Stärkung der biologischen Vielfalt und sie erhöhen die Lebensqualität in Kommunen, ist Jessica Gabler überzeugt und rannte damit bei den Politikern und Poltikerinnen offene Türen ein. So bieten Hecken und Säume nicht nur verschiedensten Lebewesen einen Lebensraum und eine Nahrungsquelle, sie sind auch Wind- und Sonnenschutz für angrenzende Flächen, sie bieten bei Starkregenereignissen Schutz vor Erosion, können Wasser, CO2 und Nährstoffe speichern, haben eine Pufferfunktion gegen Pestizide und Düngemittel und ihr Schnittgut kann als Rohstoff für Wärmenetze genutzt werden.

Als Beispiel nannte Jessica Gabler die sogenannte Nieheimer Flechthecke, die neben ihren Vorteilen für Flora und Fauna auch einen Hingucker für das Auge bietet und die vom dortigen Heimatverein gepflanzt und gepflegt wird. "Auch in Kalletal können durch Hecken Wanderwege mit Erlebnischarakter entstehen", erklärte die Landschaftsarchitektin. "Mit Partnern wie Lippequalität könnte auch die Umweltbildung und die regionale Produktentwickling noch weiter vorangetrieben werden."

"Das Projekt gliedert sich in zwei Bausteine", erklärte Bürgermeister Mario Hecker . Zunächst muss die Gemeinde bis zum 31. Oktober eine Projektskizze einreichen. Daran schließt sich ein Vollantrag an. Der soll zuvor in den jeweiligen Fachausschüssen beraten werden. "Wir vergeben uns also nichts, wenn wir jetzt unsere Skizze einreichen und anschließend in die Feinplanungen einsteigen", resümierte Hecker . "Im schlimmsten Fall bekommen wir eine Förderabsage, können dann aber zumindest immer noch auf die im Haushalt eingeplanten Mittel zurückgreifen." Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit stimmte einstimmig zu.

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