So steht es um die geplante Nordumgehung in Hohenhausen

Kalletal-Hohenhausen. Sie sollen die Orte vom Verkehr entlasten, manchmal sind sie aber auch nicht mehr als eine Idee und werden niemals realisiert: Ortsumgehungen. Pläne für diese gibt es für viele Kommunen, auch in Lippe. Vergangenes Jahr beispielsweise wurde nach sechs Jahren Bauzeit die neue Barntruper Ortsumgehung eröffnet, die seither vor allem die Mittelstraße entlastet. Auch für Hohenhausen gab es diese Pläne mal - in Verbindung mit der geplanten Lemgoer Nordumgehung, die mehr und mehr Form annimmt. Beim Blick ins Archiv wird allerdings klar: Viel hat sich in den vergangenen Jahren offenbar nicht getan. Zeit, mal beim zuständigen Baulastträger Straßen.NRW nachzufragen. Auch die Ratsfraktionen äußern sich, wie sie heute zu den Plänen stehen.

Die B 238 führt in Lemgo derzeit auf der Höhe der Westalm mit einem scharfen Knick in Richtung Bad Salzuflen. Die geplante Nordumgehung soll hier anschließen und ohne den Norden der Stadt zu queren durch das Ilsetal bis in Richtung Neu-Eben-Ezer führen. Von dort aus ginge es dann in Richtung Kalletal weiter. Planungsmäßig ist der Lemgoer Abschnitt allerdings deutlich weiter als jener, der Hohenhausen betreffen würde. Das zeigt die Abfrage bei Straßen.NRW.

Prioriäten setzen &bdquo;Straßen.NRW plant eine Vielzahl von Neu- und Ausbauprojekten sowie Erhaltungsmaßnahmen. Die Neu- und Ausbauprojekte sind durch die Bedarfspläne auf Bundes- und Landesebene vorgegeben und können auch durch Straßen.NRW und die Landesregierung nicht verändert werden. Zum Teil laufen Verfahren seit vielen Jahren, manche seit Jahrzehnten, ohne dass es zum Bau gekommen wäre“, heißt es aus der Pressestelle. Hierfür gebe es bei jedem Projekt unterschiedlichste Gründe.

Die Koalition habe aus guten Gründen klare Prioritäten auf Erhaltungsmaßnahmen und den Radwegebau gesetzt. Um das umzusetzen, müssten ebenfalls entsprechende Prioritäten bei personellen und finanziellen Ressourcen gesetzt werden. Grundsätzlich laufen alle Planungen weiter. Vor jedem Verfahrensschritt werde allerdings geprüft, ob die nötigen Ressourcen zur Verfügung stünden und das Verfahren mit der nötigen Stringenz betrieben werden könne. Das sei auch bei der Nordumgehung Hohenhausen der Fall. Aber wird die in Kalletal überhaupt gewünscht?

&bdquo;Umgehung um Lemgo herum ist wichtiger“ Eine Nordumgehung sei nur dann sinnvoll, wenn diese auch in Lemgo endlich umgesetzt werde, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Julian Gerber. Das habe aus Sicht seiner Fraktion höchste Priorität und sei auch für viele Kalletalerinnen und Kalletaler sinnvoll. Eine Umgehung um Hohenhausen herum sei erst der zweite Schritt. Gerber weiter: &bdquo;Uns ist es wichtig, dass dabei die unterschiedlichen Mobilitätsformen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

Ähnlich sieht es auch UKB-Fraktionsvorsitzender Ingo Mühlenmeier. Viel wichtiger für die Pendlerinnen und Pendler aus Kalletal sei die Umgehung in Lemgo. Straßen.NRW müsse sicher Prioritäten setzen. &bdquo;Desolate Landstraßen, die auch wichtig sind als Zubringer der angesprochenen Umgehung, sollten ebenfalls auf der Agenda stehen. L 957 Rentorf, L 861 Herbrechtsdorf- Hohenhausen, L 961 Lüdenhausen- Hillentrup oder L962 Asensorf- Laßbruch, um nur eine Auswahl zu nennen. Dazu fehlende Radwege“, schreibt Mühlenmeier.

Radweg und ÖPNV ausbauen &bdquo;Es gibt keinen Königsweg“, findet Manfred Rehse, Fraktionsvorsitzender der SPD. Es gebe einfach zu viele unterschiedliche Interessen - bei Verbänden, Parteien und bei den Bürgerinnen und Bürgern. Für eine Umgehung um Hohenhausen herum sehe er allerdings keine Notwendigkeit: &bdquo;Der Flächenverbrauch und die Ökobilanz stehen in keinem Verhältnis zu verkehrstechnischen Vorteilen.“ Vielmehr müssten Radwege ausgebaut, Lücken geschlossen und der ÖPNV ausgebaut und elektrifiziert werden. &bdquo;Zu einer zukunftsorientierten und langfristig angelegten Verkehrspolitik, die den Individualverkehr wirksam reduziert und die CO²-Ersparnis in die richtige Richtung lenkt, fehlt allen Parteien der Wille und der Mut“, schreibt Rehse.

Klar gegen eine Umgehung sprechen sich die Grünen aus. &bdquo;Die Ortsumgehung Hohenhausen würde zusammen mit einer Ortsumgehung Lemgo eine Ausweichstrecke zur A2 schaffen und damit zu einer Steigerung des Verkehrsaufkommens, insbesondere des Schwerlastverkehrs, auf der B 238 führen. Die Schaffung von Neuverkehr widerspricht allen Umweltzielen“, schreibt Fraktionsvorsitzender Florian Schön. Und weiter: &bdquo;Die im Bundesverkehrswegeplan ausgewiesenen Verkehrsprognosen deuten darüber hinaus darauf hin, dass die innerörtlichen Verkehrsbelastungen eher sinken werden. Für Lemgo und Kalletal zeigen die Prognosen schon jetzt einen Rückgang. Das Projekt ist weiterhin mit den entstehenden Eingriffen in Natur und Landschaft abzuwägen. Vor allem am Nordrand werden Flächen beeinträchtigt, die zum System der Westerkalle und zum Bentorfer Bachtal gehören und erhebliche Bedeutung für den Naturschutz haben.“

In Ordnung bringen, was da ist Und auch Bürgermeister Mario Hecker setzt auf bauliche Unterhaltung statt Neubau. Das gelte für die Diskussion um das Bahnprojekt ICE Trasse Hannover-Bielefeld ebenso wie auch für eine Nordumgehung Hohenhausen. Rat und Verwaltung hätten sich in den vergangenen Jahren bewusst dazu entschieden, sich von gemeindeeigenen Immobilien, die nicht mehr benötigt wurden, zu trennen. &bdquo;Infrastruktur, für die wir uns ganz bewusst entschieden haben, um sie langfristig den Menschen in Kalletal vorzuhalten, haben wir saniert, den Unterhaltungsaufwand bewusst damit gesenkt“, äußert Hecker auf Nachfrage.

Diese Sichtweise erwarte er sowohl als Bürger als auch als Bürgermeister von den Entscheidungsträgern auf Bundes- und Landesebene, die für Bahn oder Straße zuständig sind. &bdquo;Kurzum: Ich bin sowohl gegen den Neubau einer Bahnstrecke sowie auch einer Nordumgehung Hohenhausen, sondern plädiere vielmehr dafür, das in Ordnung zu bringen, was schon jetzt täglich genutzt wird. Damit wäre viel gewonnen“, resümiert er.

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