CDU und Grüne wollen lippischen Wald nach FSC-Standard schützen

Kreis Lippe. CDU und Grüne in der Landesverbands-Versammlung wollen den lippischen Wald nach FSC-Standard neu zertifizieren lassen und haben einen gemeinsamen Antrag für die Sitzung kommenden Mittwoch vorgelegt. Damit scheint auch der Weg für den CDU-Kandidaten für das Amt des Landesverbands-Vorsitzenden geebnet zu sein – die Wahl steht ebenfalls am Mittwoch auf der Tagesordnung. SPD wie auch CDU bräuchten zwei grüne Stimmen für ihre Kandidaten. Nach LZ-Informationen sind unter den fünf Bewerbern zwei bekannte Lipper mit rotem oder schwarzen Parteibuch.

Ein schwarz-grüner Antrag ist ungewöhnlich – schließlich arbeitet die CDU im Kreistag und im Landesverband mit der SPD zusammen. CDU-Fraktionsvorsitzender Rainer Krüger sieht in dem gemeinsamen Antrag jedoch keinen Widerspruch dazu: &bdquo;Wir sprengen diese große Koalition nicht." Angesichts des derzeitigen Höhenfluges der Grünen sei es nun mal nicht ungewöhnlich, neue Konstellationen zu sondieren und in Einzelfällen nach anderen Mehrheiten zu suchen. Auf die Verbandsvorsteher-Wahl angesprochen, antwortete er diplomatisch: &bdquo;Fünf stellen sich vor, einer wird gewählt."

Ganz anders kommentierte SPD-Fraktionschef Andreas Kuhlmann die Angelegenheit. Für ihn deutet &bdquo;vieles darauf hin", dass der Weg für den CDU-Kandidaten geebnet wird. &bdquo;Das ist nichts anderes als ein Personaldeal auf Kosten des Landesverbandes." Und zwar deswegen, weil die Zertifizierung wie von Grünen und CDU gewünscht rund 900.000 Euro im Jahr kosten würde – an Verwaltungs- und Auditkosten und vor allem an Mindereinnahmen durch Holzverkauf. Beispiel: Die ursprünglich aus Amerika stammende Douglasie, auf die der Landesverband angesichts des Klimawandels seit Jahren verstärkt setzt, dürfte laut Kuhlmann nicht mehr angepflanzt werden. Der Konsolidierungskurs des Landesverbandes würde &bdquo;ad absurdum" geführt – und das, obwohl der Kulturbereich &bdquo;noch gar nicht angepackt worden ist." Der Kreisvorstand tage am Montag außerordentlich, um die Situation mit Blick auf die große Koalition zu beraten.

Für Grünen-Fraktionschefin Annette Paschke-Lehmann ist klar, dass angesichts des Klimawandels und des aktuell erneut sehr trockenen Sommers endlich Taten folgen müssten. &bdquo;Wir müssen uns der Verantwortung stellen. Auch deswegen fordern wir Grüne seit Jahren diese Zertifizierung." CDU und Grüne rechneten nicht mit weniger Einnahmen, sondern mit einer Rendite von einem Prozent im Jahr. Dass ihre Partei ausgerechnet jetzt dafür einen Mitstreiter gefunden habe, sehe sie positiv. Alles weitere kläre sich Mittwoch.

&bdquo;Angezählt" Ein Kommentar von Martin Hostert

Gut verhandelt? Personalgeschacher? Das sehen die Fraktionen jeweils durch ihre Brille. Die Grünen haben die Gunst der Stunde genutzt und in der CDU eine Mitstreiterin für ihr Ziel &bdquo;Wald-Zertifizierung" gefunden. Offensichtlich hat die SPD nicht so viel bieten können. Die Messe um die Landesverbands-Spitze scheint also Tage vorher gelesen zu sein. Denn dass die Grünen am Mittwoch Nein zum CDU-Kandidaten sagen werden – unvorstellbar. Sonst hätten CDU/Grüne den Antrag ja im Herbst stellen können, statt obendrein die übrigen Kandidaten schlecht aussehen zu lassen. Die große Koalition im Landesverband und im Kreistag ist angezählt. Eine wie dort versprochene &bdquo;vertrauensvolle Zusammenarbeit" sieht anders aus.

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