Kreis Lippe. Als Andreas Pinkwart zuletzt den Hermann in all seiner Pracht auf dem Sockel sah, ging der Wirtschaftsminister noch zur Schule. Dass er jemals als Abgesandter der Landesregierung mit 1,8 Millionen Euro unterm Arm erneut dem lippischen Wahrzeichen einen Besuch abstatten würde, hat er sich wohl nicht träumen lassen. Der Anlass: Baustart für die neue Erlebniswelt.
Jährlich finden eine halbe Million Menschen den Weg hinauf – eine „sensationelle Zahl", wie der Minister findet. Und es sollen noch mehr werden, dank der neuen Pläne des Landesverbandes Lippe. Für den Wirtschaftsminister ist weltweit „eigentlich nur die Freiheitsstatue in New York eine vergleichbare Größe." So seien die Anstrengungen, es noch bekannter zu machen, angemessen.
„Wir begegnen dem Denkmal mit dem Blickwinkel einer digitalisierten Welt", erklärte Andreas Pinkwart gestern Mittag. Er selbst hatte kurz vor dem gestrigen Pressegespräch Gelegenheit, einerseits auf Tuchfühlung mit dem Kupferriesen zu gehen, sich aber auch noch einmal mit der Geschichte und den Plänen des Erbauers Ernst von Bandel sowie der Statik und den Baumaterialien auseinanderzusetzen.
Gerade dieser Hintergrund lasse sich mit moderner Technik prächtig darstellen. Es wundere ihn nicht, dass ausgerechnet in Ostwestfalen-Lippe ein solches Projekt entstehe: „OWL ist seiner Zeit immer ein Stück voraus", sagte er mit Blick auf die Technische Hochschule.
„Mit diesem Wissen wird auch das Hermannsdenkmal in die 4.0-Welt geführt." Überdies passe das alles auch wunderbar in die Tourismusstrategie des Landes, in der die Digitalisierung breiten Raum einnehme. „Auf diese Weise ist es uns noch eher möglich, den Touristen noch individueller gerecht zu werden."
Arne Brand, Allgemeiner Vertreter des Landesverbandsvorstehers, hob die „gute Partnerschaft mit dem Ministerium" hervor. Mit der geplanten Erlebniswelt mit ihren gut 400 Quadratmetern werde die Touristenattraktion ihrer Rolle als außerschulischer Lernraum besser gerecht werden. 2021 soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Ein Alleinstellungsmerkmal dürfte die vollständige Outdoor-Digitalisierung der Erlebniswelt darstellen. „Damit ist der Hermann endgültig im 21. Jahrhundert angekommen."
Landtagsabgeordnete Martina Hannen (FDP) frohlockt. „Wir wir heute bei unserer Führung gelernt haben, schaut der Hermann ja nicht nach Frankreich, sondern erwartungsvoll nach Düsseldorf", erklärte sie augenzwinkernd.
Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl ist sicher, dass alles im Zeitplan klappt: „Wenn man als Bezirksregierung solche Anträge bearbeitet, braucht man einen guten Partner", betonte sie, und das sei der Landesverband Lippe.
Der Plan
Als erstes wird der Holzpavillon gegenüber dem WALK abgebaut, er dient später als Schutzhütte am Hermannsweg. Dann entsteht ein neuer Rettungsweg, der im alten Verlauf beim Bau der neuen Erlebniswelt im Weg wäre, wie Architekt Ingo Düsterhus erklärt.
Nach den Herbstferien verschwindet die alte Touristinfo. Und erst dann kann es mit dem tatsächlichen Neubau losgehen.
Vom WALK aus betrachtet, zeigt sich die Schmalseite des in sandsteinfarben gehaltenen Baukörpers aus Beton.
Er wird sich tief ins Gelände bis an den Steilhang des Steinbruches erstrecken, aus dem der Sockel des Denkmals stammt.