Neue Selbsthilfegruppe für Eltern von behinderten Kindern in Lippe

Kreis Lippe . Mit dem Kämpfen kennt sie sich aus. Und deswegen stand für die 37-jährige Lemgoerin sehr schnell fest, wie ihre neue Selbsthilfegruppe heißen soll: Löwenherz. Den König der Tiere hat sie gewählt, weil er Kraft und Durchsetzungsvermögen symbolisiert. Und Herz, weil sie wie viele andere Eltern behinderter Kinder all ihre Liebe und Hingabe darauf verwenden, das Beste für ihre Sprösslinge zu erstreiten – mehr vielleicht, als es Eltern mit gesunden Kindern müssen.

Ihren Namen möchte die gelernte Erzieherin nicht in der Zeitung lesen, aber sie wirbt für die Gruppe, die sie unter dem Dach des Paritätischen gründen will: &bdquo;Ich habe mir oft jemanden gewünscht, mit dem ich mich austauschen kann, der unsere Lage versteht. Darum möchte ich die Gesprächsgruppe für alle Eltern von Kindern mit Behinderungen ins Leben rufen."

Ihr Sohn (13) hat das Asperger Syndrom, das ist eine Form von Autismus. Und die siebenjährige Tochter ist geistig behindert, die Eltern haben schon manchen Kampf um Unterstützung ausfechten müssen. &bdquo;Man will ja das Beste für sein Kind." Doch das koste mitunter sehr viel Kraft.

Zunächst einmal der lange Weg bis zur Diagnose, im Hinterkopf immer die Hoffnung, dass die Ärzte sich irren könnten und doch noch alles gut werde. Einfach sei es auch nicht gewesen, zu akzeptieren, dass sie nun mal zwei sehr besondere Kinder hat. &bdquo;Natürlich fragt man sich am Anfang, ob man irgendwas falsch gemacht hat. Aber mittlerweile weiß ich einfach, dass es so sein sollte, dass diese beiden Kinder in unsere Familie gekommen sind."

Die eigene Akzeptanz ist das eine, die der anderen eine andere Sache. Ausgrenzung hat die zweifache Mutter schon oft erlebt, und sie weiß, dass es anderen Eltern von Kindern mit Behinderungen auch so geht: &bdquo;Neulich hat meine Tochter Geburtstag gefeiert und wir haben erstmals andere Kinder eingeladen. Darunter war auch ein Kind, das im Rollstuhl sitzt, das war noch nie auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Die Eltern haben sich riesig gefreut."

Dass Außenstehende hierzulande mit dem Thema Behinderung oft nicht gut umgehen können, erlebten manche Eltern auch im eigenen Familienkreis. &bdquo;Wir sind tatsächlich einsamer geworden", sagt sie. Sie begegnet auch dem Unverständnis: &bdquo;Neulich im Supermarkt ist mein Sohn mal ausgerastet, da hat die Kassiererin so etwas gesagt wie: Das würde ich mir von meinem Sohn nicht bieten lassen." Die Mutter hat nichts erwidert, einfach versucht, ihr Kind aus der belastenden Situation herauszuholen. &bdquo;Ich bin es auch Leid, mich immer und immer erklären zu müssen."

Da haben es Eltern von Kindern mit sichtbaren Behinderungen manchmal leichter, sagt Stefanie Hojer Mutter einer Tochter mit Trisomie 21. Die Mitarbeiterin des Paritätischen in Detmold leitet selbst den Gesprächskreis Downsyndrom in Detmold und weiß, wie gut der Austausch mit anderen tun kann: &bdquo;Dann weiß man, dass man nicht allein ist. Aber in solchen Selbsthilfegruppen sitzen eben Experten, die schon selbst alle Erfahrungen haben. Da finden sich die besten Tipps, und wenn es nur darum geht, einen Zahnarzt zu finden, der Geduld für ein Kind mit Behinderung aufbringt." Stefanie Hojer glaubt, dass der Bedarf groß ist: &bdquo;Es gibt auch in Lippe ganz viele Kinder mit Behinderungen, die in keine Schublade passen. Die sind sicher froh, eine solche offene Gruppe zu finden."

Neue Selbsthilfegruppe für Eltern von behinderten Kindern in Lippe

Chaos im Kopf: Wie eine Familie aus Lippe mit der Doppel-Diagnose ADHS umgeht

Neue Leitung, neue Impulse: Ingo Hojer übernimmt die Spitze des Paritätischen in Lippe

17 Jahre mit Herzblut: Geschäftsführerin des Paritätischen in Detmold geht neue Wege

Zwei Alarme, ein Team: Feuerwehrfamilie aus Kirchlengern gibt Einblicke in ihren Alltag

Coachin: «Mut zum Unperfektsein hilft Eltern im Job»

Wie Ella (5) und ihre Familie in Detmold trotz schwerer Behinderung das Leben meistern

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €