„Frau vom Bau“ wird neue Regierungspräsidentin

Münster/Detmold. Verbindungen in die Region? Nein, mit einer Oma in Ostwestfalen-Lippe könne sie nicht aufwarten. Höchstens mit einer entfernten Cousine in Bielefeld und einer Tante in Herford. Judith Pirscher, die vom 2. Dezember an als neue Regierungspräsidentin in Detmold residieren wird, ist Dortmunderin durch und durch. Und dennoch hat sie schon viele Vorzüge von Ostwestfalen-Lippe, ihrem künftigen Betätigungsfeld, entdeckt.

&bdquo;Ostwestfalen-Lippe ist nicht aufgesetzt. Die Leute dort sind verlässlich. Man arbeitet gut zusammen". Punkt. Die Aussagen von Judith Pirscher sind schnörkellos, kurz und klar. Ihre Dortmunder Herkunft und ihre künftige ostwestfälisch-lippische Wirkungsstätte dürften so unterschiedlich also nicht sein.

Wir treffen sie in ihrem Büro an der Warendorfer Straße in Münster, wo sie als Chefin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet. Ihre bisherige Schaltzentrale ist zwar geräumig. Ansonsten aber nicht üppig, sondern einfach, funktionell gestaltet.

Als &bdquo;Frau vom Bau", wie die LWL-Landesrätin sich schmunzelnd selbst bezeichnet, hat sie schon einige Mal mit Ostwestfalen-Lippe zu tun gehabt. Sie zählt die Projekte auf: das Mindener Preußen-Museum, der Eingangsbereich des Detmolder Freilichtmuseums, die Umgestaltung des Kaiserdenkmals an der Porta Westfalica und ganz aktuell das Industriemuseum in Gernheim.

Dabei gehört die Umgestaltung des Kaiserdenkmals zu ihren erfolgreichsten Projekten. Geplant waren 120.000 Besucher pro Jahr. &bdquo;Gleich zu Beginn kamen doppelt so viele", sagt sie. Und dabei klingt ein bisschen Stolz durch.

Natürlich hat sie bei der Fahrt zu den Ortsterminen in Ostwestfalen-Lippe die Schönheit der Landschaft in weiten Teilen der Region registriert. &bdquo;Aber es ist noch zu früh, um jetzt schon zu sagen, was meine Lieblingsflecken sein werden", sagt sie.

Umzug in die Region im vollen Gange Sie ist 51 Jahre alt, hat einen Lebensgefährten, der in Mülheim an der Ruhr wohnt, und keine Kinder. Sie lebt in Münster, ist aber bereits auf der Suche nach einem neuen Domizil in Detmold. &bdquo;Es gibt Angebote, ich hoffe, dass ich bald das Richtige gefunden habe", sagt sie. Die Detmolder werden also ihre neue Präsidentin bald auch als Bürgerin ihrer Stadt begrüßen können; anders als Vorgängerin Marianne Thomann-Stahl, die in Minden wohnt. Also in der Stadt, in der die Bezirksregierung früher ihren Sitz hatte. Was ja auch einen gewissen Sinn hat.

Was dürfen unsere Leser sonst schon über Judith Pirscher wissen? Sie vernetze sich gerne, treffe sich so oft, wie es ihre knappe Zeit zulasse, mit Freunden. Und reise gerne. Zuletzt häufiger nach Afrika. &bdquo;Dort interessieren mich die Kultur, aber auch die Tiere. Safari finde ich superinteressant." Es ist der einzige Moment unseres Gespräches, in dem ihr ansonsten sachlicher Ton ins Emotionale wechselt.

Sie weiß schon, was in Detmold als erstes auf sie wartet. Nämlich die Fortsetzung der Arbeit am bereits begonnenen Regionalplan und die Planung der Projekte für die Regionale. Energisch wird sie, wenn sie von der Digitalisierung &bdquo;der Region und der Bezirksregierung" spricht. Hier habe ihre Vorgängerin Marianne Thomann-Stahl ja schon viel angestoßen. Das gelte es nun fortzusetzen. &bdquo;Wir werden viele Arbeitsprozesse umstrukturieren müssen. Nur so kann Digitalisierung erfolgreich sein."

Sie finde es gut, dass sie als Frau die Möglichkeit habe, ein Spitzenamt auszuüben. Auf der Ebene der Regierungspräsidenten sei es in NRW allerdings nicht so etwas besonderes. &bdquo;An der Spitze von vier der fünf Bezirksregierungen stehen Frauen." Allerdings habe sie festgestellt, dass viele Frauen in Führungspositionen keine Familie hätten. Für die bedeutet dies, dass Frauenförderung sich vor allem die familiären Rahmenbedingungen vornehmen müsse.

Was sie sich für die ersten Wochen ihrer Amtszeit vorgenommen habe? Auch bei der Beantwortung dieser Frage sind die Ansagen von Judith Pirscher kurz und klar. &bdquo;Viele Gespräche führen, zuhören, Leute kennenlernen." Und: &bdquo;Ich werde mich erst einmal schlau machen." Die künftige Regierungspräsidentin ist eine Frau, die weiß, was sie will.

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