So erfolgreich laufen die OPs mit dem Joystick am Klinikum Lippe

Kreis Lippe . Vier Schlaufen für die Finger, zwei für jeden Arm, eine Art Joystick, der auf die kleinste Berührung reagiert – Dr. Ihab Abutabanjeh ist ein Urologischer Chirurg der neuen Generation. Er bedient die Konsole des &bdquo; Da Vinci"-Roboters . Vier Arme steuert er, und so beeindruckend die Ergebnisse auch sind: Auch ein Roboter liefert nur beste Ergebnisse, wenn ein Team dahinter steht. Und das funktioniert bestens, im internationalen Vergleich ist die Bilanz herausragend.

Zwei Millionen Euro kostet der Roboter. Entwickelt wurde er ursprünglich für militärische Zwecke. Verwundete Soldaten oder sogar Astronauten sollten auf Distanz mit Robotern operiert werden, was an den weiten Übertragungswegen scheiterte. Das ist mittlerweile kein Thema mehr. Dafür aber schafft &bdquo;Da Vinci" im Zivilen ganz neue Möglichkeiten. &bdquo;Es gibt mit der Laparoskopie eine minimalinvasive Möglichkeit, zu operieren. Aber da gibt es Grenzen, weil wir zum Beispiel in tieferen Schichten nicht so exakt schneiden können", sagt Professor Dr. Wolfgang Hiller, der die Klinik Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie leitet.

Ergebnisse für Tumorentfernung beeindruckend Vor allem in der Tumorentfernung seien die Ergebnisse beeindruckend. &bdquo;Sie können auf engstem Raum sehr präzise arbeiten und die Roboter-Arme können Bewegungen ausführen, die eine Hand nicht kann. Wir müssen sehr viel seltener auf die offenen, großen Schnitte ausweichen. Für die Patienten bedeutet das, dass sie weniger belastet werden", ergänzt Dr. Alfons Gunnemann, Chefarzt der Urologie.

Das Klinikum Lippe hat 2018 investiert und sieht sich nicht nur in medizinischer Hinsicht bestätigt. Die Klinik konnte mit Dr. Ihab Abutabanjeh von der Uniklinik Halle und Professor Dr. Karl-Dietrich Sievert von der Universität Rostock zwei erfahrene Experten für die neue Technik gewinnen. Chefarzt Wolfgang Hiller und sein Oberarzt Michael Leitz erhielten im Mai das Zertifikat der European Academy for Robotic Colorectal Surgery – in Europa haben weniger als 100 Ärzte eine solche Qualifikation. Zwar schaut man immer zuerst auf die Ärzte, aber beim Pressegespräch sehen die Mediziner noch einen anderen wichtigen Baustein für den Erfolg. Um ein bestmögliches Ergebnis zu bekommen, brauche man ein Team und eine durchorganisierte Verwaltung der OP-Säle. Die Firma Intuitive Surgical aus Kalifornien, die &bdquo;Da Vinci" baut, hat über einen gewissen Zeitraum die Informationen ausgewertet, die während der Operation gesammelt wurden. Die Kennzahlen zeigen, dass das OP-Management des Klinikums Lippe unter der Leitung von Karl-Heinz Nimczewski im weltweiten Vergleich ganz vorne liegt.

Die Zeiten bis zur OP, dem Abschluss und der anschließenden Pflege sind kürzer als zum Beispiel in Frankreich, den nordischen Staaten oder den USA – für den Patienten bedeutet das, er wird sehr schnell versorgt. Für Karl-Heinz Nimczewski hat das oberste Priorität. Seit 39 Jahren arbeitet er im Klinikum, die Abläufe hat der Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin von der Pike auf kennengelernt. Im Studium hat er sich fortgebildet. Heute ist sein Wissen mehr denn je gefragt. Denn ein reibungsloses OP-Management spart auch Geld. &bdquo;Ich kenne noch Zeiten, wo ein Chirurg operiert und den Saal dann für eine Frühstückspause blockiert hat", sagt Hiller. Eine Zahl von 19.352 Operationen (2011 waren es 11.500), die für 2019 in der Bilanz stehen, wäre so nie erreichbar.

Ein wesentlicher Effekt sei auch, dass das Pflege-Team sehr viel motivierter sei, wenn alles gut geplant werde. &bdquo;Die Stimmung ist sehr, sehr gut. Man merkt, dass alle mit dem Herzen dabei sind. Keiner schielt auf den Feierabend, sondern bleibt, bis alles erledigt ist – und das ist keineswegs selbstverständlich", lobt Hiller.

Ob es in Zukunft mehr Robotik in der Medizin geben wird? &bdquo;Ja, da wird die Entwicklung nicht stehen bleiben", meint Gunnemann. Aber noch sei die Technik sehr teuer. Ein Satz Werkzeuge für die vier Arme koste um die 1800 Euro – für eine Operation. Deshalb werde &bdquo;Da Vinci" gezielt für die komplizierteren Fälle eingesetzt. Und da seien auch die jüngeren Kollegen deutlich im Vorteil. &bdquo;Die sind mit den Spielekonsolen aufgewachsen und die Bedienung fällt ihnen wesentlich leichter", sagt Gunnemann.

Dr. Ihab Abutabanjeh ergänzt, dass schon er nicht mehr die offene OP-Technik so gelernt hat wie Gunnemann und Hiller. &bdquo;Aber das muss ich auch nicht." Am OP-Tisch arbeitet &bdquo;Da Vinci" nicht allein: Gunnemann: &bdquo;Da ist immer auch ein Team, das mitarbeitet und alles überwacht. Ganz ohne Mensch geht es noch nicht."

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