Kreis Lippe. Das Schicksal des jungen Ghanaers Muntari Adam hat viele Lipper bewegt. So sehr, dass sie ihre Unterschrift unter die Forderung setzen, den als Härtefall eingestuften, abgelehnten und mittlerweile abgeschobenen Asylbewerber zurück nach Lippe zu holen. Am Montag übergaben Pastorin Iris Beverung von der Kirchengemeinde Cappel-Istrup und Pastor Dieter Bökemeier als Flüchtlingsbeauftragter 1808 Unterschriften an Landrat Dr. Axel Lehmann.
„Das ist ein ganz schön dicker Stapel und ein deutliches Zeichen", sagte Iris Beverung bei der Übergabe. Dieses Zeichen belege auch, wie gut Muntari vernetzt und integriert gewesen sei. Ganz bewusst hätten die Initiatoren keine Online-Petition ins Leben gerufen, sondern handschriftliche Zustimmung der Unterstützer gesammelt.

Eingestuft als Härtefall
Wie berichtet, hatte die Kirchengemeinde dem durch den Mord an seiner Familie und eine lange Fluchtgeschichte traumatisierten Muntari 2014 Kirchenasyl gewährt, später wurde Cappel seine Wahlheimat. Noch immer litt und leidet er an den Folgen des Traumas und befand sich auch zum Zeitpunkt der Abschiebung Ende November noch in psychiatrischer Behandlung. Die Kommission des Landes NRW hatte ihn als Härtefall eingestuft und den Kreis Lippe aus humanitären Gründen ersucht, ihn nicht abzuschieben. Die Ausländerbehörde kam zu einem anderen Schluss.Landrat Dr. Axel Lehmann wollte sich zu diesem Fall jetzt inhaltlich nicht äußern, auch wenn er sich von der Solidaritätsbekundung so vieler Lipper beeindruckt zeigte: „Wir haben am 3. Februar einen Termin mit der Landeskirche und werden die Dinge erst einmal intern klären."
Während andere Kommunen grundsätzlich dem Ersuchen der Härtefallkommission folgen, hat sich der Kreis Lippe darüber hinweggesetzt. Es sei durchaus in Ordnung, sich nicht einfach auf das Urteil Dritter zu verlassen, meinte Landrat Lehmann. Allerdings wünsche er sich für NRW eine einheitliche Regelung. In anderen Bundesländern ist die Weisung der Härtefallkommission bindend für die Ausländerbehörde, in NRW eben nicht. „Nach dem 3. Februar wird vielleicht auch noch mal zu reden sein, ob ich in der Behörde etwas ändern werde", sagte der Landrat. Muntari hat in seiner Herkunftsstadt Yendi über die Partnerkirche der Kirchengemeinde Cappel einen Unterschlupf gefunden. „Aber das ist keine Dauerlösung", sagt Dieter Bökemeier, und es gehe Muntari immer noch sehr schlecht.