Wie Lippes Brauereien die Corona-Krise wegstecken

Kreis Lippe/Detmold. Viel Bier lagert ungetrunken auf den Geländen der hiesigen Brauereien. Die Gastronomie sind geschlossen, Feiern gibt es nicht. Abgesehen davon verdirbt die Coronakrise auch privat die Lust auf’s Pils. Klar: Ein paar Bierchen kippt man lieber in Gemeinschaft beim Grillen, als alleine vor dem Fernseher. Wirtschaftlich trifft der Lockdown auch die Brauerei Strate und Liebharts Privatbrauerei. Allerdings nicht so hart wie Großbrauereien.

Der Grund liegt auf der Hand: Sowohl Strate als auch Liebharts haben einen nicht so großen Kundenstamm mit Fassbieranteil in der Gastronomie. Friederike Strate nennt rund 20 Prozent, Frank Liebhart etwa 10 Prozent, während größere Player bei 40 Prozent liegen. Das meiste wird also im Handel umgesetzt. &bdquo;Dennoch", sagt Friederike Strate, &bdquo;ist die Situation katastrophal. Aber als ein alteingesessenes Unternehmen wie wir muss man eine solche Krise mal überstehen können."

Schließlich gebe es nichts wegzudiskutieren: Die Maßnahmen müssten sein. Es sei wichtig, die Gesundheit zu schützen. Und auf der anderen Seite komme man auch ganz plötzlich zu einer verordneten Ruhe, in der man Vieles aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehme. Man spürt es auch: Auf dem Betriebsgelände von Strate, wo es zu dieser Jahreszeit normalerweise wie im Bienenstock zugehen würde, herrscht eine eher ruhige Atmosphäre. Es werden viele Arbeiten gemacht, die sonst liegenbleiben würden.

Verkaufspavillon ist offen &bdquo;Seit Anfang April gibt es in unserem Außendienst auch Kurzarbeit", sagt Friederike Strate. &bdquo;Es ist aber wirklich schön, dass wir unsere Verkaufspavillon mit Produkten der Brauerei und anderen regionalen Herstellern offenhalten dürfen als Nahversorger. Hier bekommt man auch Masken und Desinfektionsmittel, die befreundete Unternehmer zurzeit herstellen. Wir selbst machen aber keine Desinfektionsmittel", schildert sie.

Es sei besonders schade, dass es aktuell keine Führungen und Seminare geben könne. &bdquo;Das tut mir richtig weh", sagt sie, denn sie kümmere sich stets persönlich um die Besucher – rund 20.000 würden jedes Jahr kommen. Und was das Bier auf dem Lager angehe, so sei das ja für ein halbes Jahr haltbar. Eigens für die vor einigen Wochen noch bevorstehende Saison von Festen und Osterfeuern und -feiern habe die Brauerei mehr hergestellt.

Seit 15. März ruhe die Produktion jedoch. Sie hoffe, dass sich die Situation in Deutschland bald wieder ändern würde – für die Gastronomie sei es äußerst schwer. Der Strate-Brauerei gehören auch Immobilien, die an Betriebe vermietet sind. Denen komme man finanziell natürlich entgegen. &bdquo;Und ansonsten", sagt die Detmolderin, &bdquo;bleiben wir einfach optimistisch."

Mit einem blauen Auge Mit einem &bdquo;blauen Auge davongekommen" ist Liebharts Privatbrauerei aus Detmold, wie Chef Frank Liebhart sagt. Kurzarbeit gibt es nicht. Aktuell läuft die Produktion noch auf 50 Prozent, aber Montag soll wieder auf 100 Prozent hochgefahren werden. &bdquo;Unser Geschäft", sagt Liebhart, &bdquo;ist nicht so sehr von der Gastronomie oder Festen abhängig. Wir sind da mehr auf den Einzelhandel fokussiert. Dennoch haben wir natürlich am Gelskamp mit dem Fachwerkdorf unsere eigene Gastronomie, die derzeit geschlossen sein muss." Aber faktisch würden die Verluste zurzeit durchaus etwas kompensiert.

Zum Familienunternehmen gehören noch andere Marken wie Dr. Balkes Fruchtschnitten. Zusammengenommen mit den Brauerei-Erzeugnissen stelle er geradezu einen Boom in Bioläden und anderen Geschäften fest, die Bio-Produkte anbieten. &bdquo;Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen zurzeit mehr selbst kochen, mehr Wert auf Qualitätsprodukte legen", so Liebhart. Weiter gebe es einen Zuwachs im Internet-Geschäft. &bdquo;Die Menschen bestellen nachts online, und tagsüber liefern wir aus", sagt Liebhart. Die Kisten gingen dann zu Kunden, die zum Teil nur mal um die Ecke wohnten, zum Beispiel in Lage.

Liebharts investiert Gleichzeitig investiert Liebharts derzeit am Standort in Detmold. Ein neues Getränkelager wird zurzeit gebaut. Außerdem entstehen zwei Malzsilos: &bdquo;Das Malz bekamen wir bisher immer in Säcken angeliefert." Die Projekte sind schon seit eineinhalb Jahren geplant, da könne man sich nun nicht durch die Coronaviruskrise aufhalten lassen und sei weiter im Wachstum begriffen. Tatsächlich, so Liebhart, ließen sich die Bauarbeiten in Teilen sowieso besser umsetzen, wenn die Produktion nicht voll laufe. Das habe also in der Osterpause und nach den Urlauben von Mitarbeitern ganz gut gepasst. Und ab Montag laufe der Betrieb dann wieder unter Volllast.

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