Kreis Lippe. Das routinemäßige Töten frisch geschlüpfter, männlicher Küken soll in Deutschland ab Januar 2022 verboten werden. Das Geschlecht der Tiere muss dann schon im Ei bestimmt werden, so dass die männlichen Küken gar nicht erst schlüpfen.
Der Gesetzentwurf, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte, sieht noch eine zweite Stufe vor: Ab Januar 2024 müssen Methoden angewandt werden, die vor dem siebten Bruttag greifen. Denn ab dem siebten Tag empfänden Hühnerembryonen Schmerz, heißt es im Gesetzentwurf. Die Lemgoer Wissenschaftler der TH OWL melden nun ein Patent für ein Verfahren an, mit dem das möglich ist.
Noch werden 45 Millionen männliche Küken jährlich getötet, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen. Ein Küken wird 21 Tage lang ausgebrütet. Die bisher marktreifen Verfahren bestimmten das Geschlecht im Ei in einem Zeitraum vom 9. bis 14. Bebrütungstag, teilte das Ministerium mit. "Es wird dennoch weiter geforscht, um zu einem noch früheren Zeitpunkt die Geschlechterbestimmung im Ei vornehmen zu können." Klöckner sagte, das Töten sogenannter Eintagsküken sei ethisch nicht vertretbar. Deutschland sei mit dem Gesetz weltweit Vorreiter. Das sei ein "Meilenstein für den Tierschutz".
Laser leuchtet durch die Eischale
"Forscherinnen und Forscher sind deshalb schon lange auf der Suche nach einer Methode, um das Geschlecht der Küken schon im Ei zu bestimmen", schreibt die TH OWL in einer Pressemitteilung. Einem Team des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT) der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Hochschule Coburg sei das gelungen: „Im Ei entstehen unterschiedliche Mengen von geschlechtsspezifischen Hormonen bei männlichen und weiblichen Küken, die leuchten wir durch ein winziges Loch in der Eischale mit einem Laser an. Anhand der Intensität des Lichtes, das sie zurückwerfen, können wir das Geschlecht des Embryos im Ei bestimmen", wird Professorin Helene Dörksen zitiert. In der Wissenschaft heißt dieses Verfahren Fluoreszenzspektroskopie. Helene Dörksen ist es gelungen, aus den Messwerten der Tests ein System abzuleiten, das männliche Küken von weiblichen unterscheidet. Gemeinsam mit Ihrem Forschungskollegen, Jens Staufenbiel von der Hochschule Coburg hat sie die Methode als Patent angemeldet.
Der entscheidende Vorteil gegenüber bereits bekannten Methoden: Die Fluoreszenzspektroskopie funktioniere schon bei drei bis sechs Tage alten Hühnereiern, wobei die Messung durch die Eihaut erfolge. „Bei anderen Verfahren muss das Ei komplett geöffnet werden, für unser Verfahren brauchen wir lediglich ein etwa zwei Milimeter großes Loch in der Kalkschale. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Embryo im Ei zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein Schmerzempfinden hat", erklärt Jens Staufenbiel.