Kreistag wählt die drei Stellvertreter des Landrates einmütig

Kreis Lippe. Die erste Sitzung eines neu gewählten Rates oder des Kreistages ist immer etwas besonders – die des Kreistages gestern allerdings wird coronageschuldet sicher noch mehr in Erinnerung bleiben. So mussten die drei neu gewählten stellvertretenden Landräte beispielsweise ihre Blumensträuße persönlich aus den Vasen fischen, um sie dann fürs Foto in den Händen halten zu können.

Keines der 59 anwesenden Kreistagsmitglieder hatte etwas dagegen, dass Kurt Kalkreuter (SPD, erster Stellvertreter), Stephan Grigat (CDU, zweiter) und Robin Wagener (Grüne, dritter) in den kommenden fünf Jahren Landrat Dr. Axel Lehmann bei repräsentativen Aufgaben oder Sitzungsleitungen vertreten und unterstützen werden. Sie wurden en bloc einstimmig gewählt – zur Zufriedenheit Lehmanns, der sonst über jeden Posten einzeln hätte abstimmen lassen müssen. Doch die Vertreter der sieben Fraktionen und Gruppen im Kreistag hatten sich zuvor auf Anzahl und Personen der Stellvertreter geeinigt. Kalkreuter und Grigat sind erfahren in dem Job, Wagener wird sich seine Sporen verdienen müssen.

In der vergangenen Wahlperiode hatte Thomas Enzensberger von den Grünen den Posten inne. Er gehört dem Kreistag nicht mehr an und bedankte sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit der Politik und der Verwaltung. &bdquo;Bei mehr als 300 Terminen habe ich tiefe Einblicke in das lippische Vereinsleben bekommen und mit vielen Lippern Gespräche führen dürfen." Vor allem die Arbeit im Partnerschaftskomitee habe ihm Freude bereitet. Das Engagement Lippes in Osteuropa habe das dortige Deutschland-Bild zum Positiven verändert, habe ihm beispielsweise der Bürgermeister von Luzk (Ukraine) versichert. Und es habe auch handfeste Hilfe vermittelt werden können, etwa in Sachen Abwasserentsorgung oder regenerativer Energie. Doch trotz aller Nähe und Verbundenheit: Auch Enzensberger musste sich seine Blumen selbst holen.

Kalkreuter hatte als am längsten amtierendes Kreistagsmitglied die Sitzung eröffnet; er nutze das historische Datum &bdquo;9. November" zu mahnenden Worten. An diesem &bdquo;Schicksalstag der deutschen Geschichte" (Beginn der ersten Republik 1918, Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung 1938, Fall der Mauer 1989) seien 1938 auch in Lippe Synagogen in Brand gesteckt und Läden jüdischer Mitbürger geplündert worden &bdquo;Wie müssen uns die Bedeutung der Erinnerung immer vor Augen führen." Aus einem &bdquo;nie wieder" sei allzu oft ein &bdquo;nicht schon wieder" geworden, sagte er mit Blick auf die jüngsten Attentate. &bdquo;Wir dürfen die Dimensionen extremen Hasses nicht kleinreden. Es gilt, die Demokratie zu verteidigen. Respekt und Toleranz sollten auch das Profil des Kreises prägen."

Auch eine erste politische Anfrage stand gestern auf der Tagesordnung. Die Linken hatten Informationen zur Ausstattung und Krisenbewältigung des Gesundheitsamtes erbeten.

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