Schneetouristen stürmen Teile Lippes

Kreis Lippe. Ausflügler haben am Wochenende Polizei und Ordnungsämter auf den Plan gerufen. So wurde am Sonntagmittag die Gauseköte wegen Verkehrschaos durch Schneetouristen gesperrt. In Kalletal waren am Samstag bei gutem Wetter mehrere Ausflugsziele so überlaufen, dass die Gemeinde die Polizei um Hilfe bat. An anderen Stellen in Lippe, etwa am Köterberg, war die Situation dagegen entspannt. Auch am Hermannsdenkmal und an den Externsteinen habe es keine Einsätze gegeben, hieß es von der Polizei.

Chaos auf der Gauseköte Die Situation auf der Gauseköte war kritisch. Es herrsche &bdquo;absolutes Verkehrschaos", meldete am Mittag die Polizei-Leitstelle. Es gebe &bdquo;regen Besucherverkehr". Anlass zur Sorge gab die Parksituation. Das Detmolder Ordnungsamt sei der Lage nicht mehr Herr geworden und habe die Polizei um Unterstützung gebeten. Ausflügler hätten kreuz und quer geparkt, so dass die Gauseköte gesperrt wurde. Die Sperrung sollte zunächst voraussichtlich bis Sonntagabend gelten.

Schneetouristen stürmen Kalletal Am Samstagmittag ruft Bürgermeister Mario Hecker die Polizei. An mehreren Stellen im Gemeindegebiet sind es zu viele Ausflügler. Sie sind zum Rodeln und Spazierengehen ins verschneite Kalletal gekommen. Teils wird wild geparkt, Schutzabstände werden nicht eingehalten. &bdquo;Man kann sich gar nicht vorstellen, was da los war", sagt der Bürgermeister.

Zwar sind die Menschen wegen der Corona-Infektionsgefahr aufgerufen, zu Hause zu bleiben und weder nach Winterberg noch zu anderen Hotspots zu fahren. Doch das schöne Wetter und die Aussicht auf Schneevergnügen bewirken offenbar, dass sich nicht alle an die Appelle halten. Die Gemeinde wird zum &bdquo;Wintersportgebiet Kalletal", wie Bürgermeister Hecker die besorgniserregende Lage beschreibt.

Besonders voll ist es nach seinen Angaben am Taller Wichtel, in Osterhagen, an der Bavenhauser Windmühle und im Tiefental am Rafelder Berg. Das Ordnungsamt der Gemeinde sei unterwegs und auch am gestrigen Sonntag im Einsatz gewesen, sagt Hecker. Doch Wirkung gezeigt habe Samstag am Taller Wichtel schließlich, dass die Polizei Präsenz gezeigt habe.

Dort war der Wanderparkplatz mit seinen fünf Stellflächen hoffnungslos überfüllt, die Ausflügler parkten nach Beobachtungen von Anwohnerin Sabine Stock kreuz und quer. Auch auf den danebenliegenden Feldern und in der Einfahrt ihres benachbarten Hofes stehen Autos, Fahrzeuge bleiben stecken. &bdquo;Ich freue mich über jeden, der in die Natur geht", sagt Sabine Stock, gibt aber zu bedenken, dass alle wegen der Infektionsgefahr aufgerufen sind, zu Hause zu bleiben.

Die meisten Besucher kamen nicht aus Lippe Auch Hecker stellt fest: &bdquo;Es wissen doch alle, dass man sich nicht treffen soll. Man muss jetzt an die Vernunft appellieren." So viele Autos wie am Samstag habe er am Wichtel noch nie gesehen. Er schätzt die Zahl der Schneetouristen dort auf 50 bis 100 Menschen gleichzeitig. Viele Besucher hätten sich auf dem Rodelhang Richtung Talle aufgehalten.

Nach den Autokennzeichen zu urteilen, seien die meisten Besucher keine Lipper gewesen, sondern Bewohner der Kreise Minden-Lübbecke und Herford. Auch von anderen OWL-Kennzeichen ist die Rede, etwa Bielefeld und Gütersloh. Viele Besucher tragen nach Beobachtungen keine Maske, obwohl der Mindestabstand auf den vollen Parkplätzen und Rodelhängen nicht eingehalten werden kann. Zusätzlich ist die Rede vom rücksichtlosen Verhalten mancher Ausflügler.

Die Bavenhauser Windmühle ist allen Warnungen zum Trotz ebenfalls gut besucht, auch dort werden viele Schlittenfahrer gesichtet. Am Sonntag ist das Wetter weniger gut, die Lage vor Ort weniger angespannt. Die Felder am Wichtel-Parkplatz sind inzwischen mit Flatterband abgesperrt. Eine Sperrung der Kreisstraße &bdquo;Osterhagen" wird diskutiert, stößt aber nicht auf die Unterstützung des Bürgermeisters, der sich zu normalen Zeiten sicherlich über die vielen Touristen in seiner Gemeinde gefreut hätte: &bdquo;Die Landwirte müssen noch zu ihren Anwesen kommen können."

Zur Situation am Samstag hat nach Einschätzung von Beobachtern auch ein Fernsehbericht der WDR-Lokalzeit OWL am Freitagabend über Schlittenfahren in Kalletal und Schnee in Nordlippe beigetragen. Dort war auch von den schönen Kalletaler Wanderwegen die Rede. Allerdings wurde auch darauf hingewiesen, dass Ausflügler sich rücksichtsvoll verhalten sollten.

Ruhe im Extertal Extertals Fachbereichsleiter Marco Wallenstein kam in dem Bericht ebenfalls zu Wort. Er wies auf die Sperrung der Pisten und des Rodelhangs in Linderhofe hin. Dort hatte die Gemeinde in Absprache mit den Sternberger Wintersportfreunden und dem Hotel zur Burg Sternberg am Freitagmorgen die Hänge dicht gemacht.

Ordnungsamt der Gemeinde Extertal und Polizei hätten am Wochenende den ganzen Tag über Präsenz gezeigt und kontrolliert, dass die Verbote eingehalten würden, sagt Bürgermeister Frank Meier. &bdquo;Unser Ziel war es, dass die Leute am Wochenende nicht nach Extertal kommen. Ich glaube, das haben wir erreicht", zieht er am Sonntag Bilanz.

Gesperrt hatte die Gemeinde auch den Parkplatz am Rodelhang. Andere Parkplätze in Linderhofe, an der Hohen Asch und im restlichen Gemeindegebiet waren nach Meiers Beobachtungen insbesondere am Samstag gut frequentiert, aber nicht überfüllt. &bdquo;Ich habe einzelne Familien mit Schlitten im Wald spazieren gehen sehen. Das haben wir natürlich nicht verhindert." Der Gemeinde Extertal sei es darum gegangen, dass die Coronaregeln eingehalten werden.

Still ruht der Köterberg Die Zufahrtsstraße zum knapp 500 Meter hohen Köterberg ist gesperrt, der beliebte Rodelhang am Gipfel darf, wie berichtet, nicht benutzt werden. Mit dieser Maßnahme und der Bitte, zu Hause zu bleiben, wollen die Behörden seit Freitag verhindern, dass Wintertouristen den Berg erstürmen und gegen die Corona-Bestimmungen verstoßen. Der Appell hat gefruchtet: Nur wenige Wanderer, einige davon mit Kind und Schlitten, sind am Samstag auf den Wegen rund um den Köterberg unterwegs.

Der Parkplatz am Gipfel ist menschenleer, ebenso der gesperrte Rodelhang – niemand da, der die Schilder &bdquo;Bitte halten Sie Abstand zueinander" befolgen müsste. Köterberghaus-Chef Rudolf Brand kann auch am Sonntag bestätigen: Minus 3 Grad, Pulverschnee, doch es geht ruhig zu auf Lippes höchstem Berg. Mehrfach habe die Polizei das Einhalten des Rodelverbots kontrolliert. Wanderer können am Kiosk Getränke oder Würstchen kaufen – aber auch das Angebot nutzten derzeit nur wenige, berichtet Brand.

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