Hühnermobile liegen im Trend

Detmold. Kommt Gregor Betge, dann hat er Hunderte Fans – die Legehennen eilen herbei. Der Landwirt baut einen weiteren Betriebszweig für den elterlichen Hof auf. Er hat zwei Hühnermobile angeschafft, weil das aus seiner Sicht eine artgerechtere Haltung ist. Die Vermarktung nehmen Betges selber in die Hand – wie einige andere Landwirte im Kreis.

Wenn man über Land fährt, sieht man immer mehr Mobile. Die Haltung hat Vor- und Nachteile – je nachdem, ob man Tier, Kunde oder Legehennenhalter ist.

Viel Arbeit Es ist arbeitsintensiv, die Eier sind teurer, aber sie werden trotzdem gekauft. Um die 24.000 Eier sind es im Monat. Wobei Vater und Sohn den Begriff der Regionalität nicht räumlich erweitern, sondern eher verkleinern. Will sagen: &bdquo;Wir verkaufen hauptsächlich an Endkunden und Betriebe, die in unseren direkten Nähe sind." Der Reiterhof liegt an einer viel befahrenen Kreuzung, gegenüber ist der Aldi und dort steht auch der Verkaufsstand. Nicht nur Eier, sondern auch Kartoffeln, Pickert, Wurst, Kuchen gibt es dort. Der Kunde zieht sich seine Produkte aus Automaten. Es sind lippische Hersteller, auch wenn Gregor Betge seine Eier weiterverarbeiten lässt, wählt er, wenn immer es geht, heimische Betriebe. So wird der Kuchen von der Bäckerei Biere gebacken, die Fleisch- und Wurstwaren sind von Kruel. Bei den Nudeln gibt es eine Ausnahme, &bdquo;weil die hier keiner macht".

Die Legehennen kommen im Alter von 18/19 Wochen und müssen dann erst einmal ihr Sozialgefüge bilden. Nach 13 bis 15 Monaten werden sie geschlachtet. Die Hähne übrigens auch, &bdquo;denn die würden von einer neuen Gruppe nicht akzeptiert". Auch das Ende des Legehuhns kann aus Sicht des Landwirtes möglichst stressfrei sein. Er ordert ein Schlachtmobil aus dem Sauerland. 440 Hühner sind in einem Mobil untergebracht, zehn Hähne laufen mit auf der Wiese herum.

Straßenzulassung fürs Hühnermobil Die Hühnermobile gibt es in unterschiedlichen Größen, manche verbleiben stationär, andere, wie die der Betges, haben eine Straßenzulassung. Das hat den Vorteil, dass die Detmolder mehr Flächen ansteuern können. Das Mobil, das mit Photovoltaik-Paneelen ausgestattet ist, wird immer wieder umgesetzt. Alle 7 bis 10 Tage ist Umzug, zweimal am Tag wird alles kontrolliert.

Es ist alles genau vorgeschrieben: Bis 10 Uhr morgens muss die ganze Schar draußen sein, zumindest die Möglichkeit haben, rauszugehen. Hühner sind durchaus speziell. Sie haben eine Hackordnung, Neue in der Gruppe dulden sie nicht. Im Mobil gibt es mehrere Etagen übereinander und Familiennester, die von einer Gruppe fest besetzt sind. Die Hähne, erklärt Betge, haben eine wichtige Funktion im Sozialgefüge. Sie sorgten für den Ausgleich und wachen gleichsam. Zeigt sich ein Greifvogel am Himmel, geben sie Alarm.

&bdquo;Wir haben mehr Auslauffläche, als das Gesetz vorschreibt. Uns ist wichtig, dass es die Tiere gut haben, denn wir leben von ihnen", sagt der Agraringenieur. Die Einstellung zum Tier habe sich stark gewandelt, wobei die Detmolder sich nicht in eine Schublade packen lassen wollen. Sie sehen das Label Bio und seine Vorgaben durchaus kritisch. &bdquo;Unsere Hühner sind rundum gesund, aber wenn sie krank würden und der Veterinär uns rät, ein Medikament zu verabreichen, wollen wir in der Entscheidung frei bleiben."

Mehr Landwirte machen mit Die konventionelle Landwirtschaft könne sehr hochwertige Produkte liefern, allerdings müsse der Preis auch stimmen. Beispiel Hühnermobil: &bdquo;Die Lohnkosten sind der größte Faktor." Und: &bdquo;Wir wollen unser Produkt nicht verramschen, sondern machen transparent, welchen Aufwand wir haben, wie die Tiere leben." Vertreibe man die Eier generell in den Supermärkten, begebe man sich in eine Abhängigkeit. Der Druck auf die Preise sei enorm. Gregor Betge wählte deshalb einen anderen Weg. Gastronomiebetriebe sind seine Kunden, im örtlichen Rewe und im Markkauf in Bad Meinberg gibt es Gregg-Egg ebenfalls.

Der Geschäftszweig erfreut sich großer Nachfrage unter den Landwirten und Landwirtinnen. Ein weiteres Beispiel: Franziska Lübbert hat einen kleinen Hofladen in Detmold-Niewald. 2020 hat sie ihre Milchkühe abgeschafft und sich 2021 ein kleines Hühnermobil zugelegt. Die Eier vermarktet sie auf dem Hof. &bdquo;Ich würde den Menschen gerne zeigen, wie gut heutzutage Tiere gehalten werden können und dass es vor allem am Verbraucher liegt. Nur wenn meine Eier gekauft werden, kann ich so einen Weg weiter gehen."

Das Potenzial ist enorm gewachsen. Der Bundesverband Mobile Hühnerhaltung hat sich aus einer Facebookgruppe heraus 2018 gegründet. Gregor Betge hat sich 2020 mit dem Thema beschäftigt und bereits das zweite Mobil angeschafft – und er schließt nicht aus, dass der Zweig weiter wächst.

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