Aus für die Unfallchirurgie: "Die Nordlipper brauchen sich nicht zu sorgen"

Kreis Lippe. Das Klinikum Lippe schließt Ende September die Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus in Lemgo. Die Klinik verspricht, dass die Rund-um-die-Uhr-Versorgung gesichert bleibt. Was aber sagt der Rettungsdienst, den der Kreis Lippe organisiert und verantwortet? Fragen an Kreis-Pressesprecher Steffen Adams.

Wie steht der Rettungsdienst zur Entscheidung des Klinikums?

Steffen Adams: Der Rettungsdienst ist es gewohnt und gesetzlich verpflichtet, Notfallpatienten den fachlich geeigneten Kliniken zuzuführen. Die Spezialisierung der Kliniklandschaft in Deutschland ist für Rettungsdienste daher nichts Neues.

Also brauchen die Nordlipper keine Sorgen zu haben?

Steffen Adams: Richtig. Veränderungen in der regionalen Kliniklandschaft haben keine Auswirkungen auf die Notfallversorgung des Rettungsdienstes. Die Schließung der Fachabteilung einer Klinik wirkt sich nicht auf die rettungsdienstlichen Leistungen in Lippe aus.

Ist denn die Rund-um-die-Uhr-Versorgung, die in Lemgo weiter vorgehalten werden wird, tatsächlich eine Notaufnahme?

Steffen Adams: Notaufnahmen und -ambulanzen sind Teil der Akutversorgung und gehören zur Grundversorgung des Krankenhauses. Unabhängig davon ist es nicht in jedem Fall Voraussetzung, dass die benötigte fachliche Abteilung zur jeweiligen Klinik gehört. Die Notaufnahme in Lemgo erfüllt die Anforderungen für eine Erstversorgung.

Die Anfahrt des Rettungsdienstes nach Lemgo wird also weiterhin möglich sein?

Steffen Adams: Die Notaufnahme wird ja nicht geschlossen, daher wird der lippische Rettungsdienst auch weiterhin das Klinikum in Lemgo anfahren.

Können denn Hilfsfristen für Einsätze etwa in Kalletal überhaupt eingehalten werden?

Steffen Adams: Hilfsfristen definieren die Zeit von der Alarmierung des Rettungsmittels in der Leitstelle bis zu deren Eintreffen am Einsatzort. Sie werden überwiegend auf der potenziellen Verfügbarkeit von Rettungsmitteln, also Rettungs- und Notarztwagen, durch externe Gutachter bemessen. Und ja, sie werden eingehalten - unabhängig vom Krankenhaus, das der Rettungswagen dann ansteuert. Ein Drittel der Fahrten aus Kalletal führten 2021 bereits nach Detmold, der Rest an andere Standorte wie Rinteln, Herford - und eben Lemgo.

Wie viele führten denn genau nach Lemgo, und wohin fuhren die RTW sonst?

Steffen Adams: Aus Nordlippe wurden im Jahr 2021 rund die Hälfte aller Patienten nach Lemgo eingeliefert, für das Kreisgebiet lag der Anteil bei 21 Prozent. Unfallchirurgische Patienten machen ein Viertel der Fahrten aus. 2021 sind somit etwa 12 Prozent der Patienten mit Bedarf einer unfallchirurgischen Fachabteilung nach Lemgo transportiert worden. Generell gilt: Rettungsdienst und Notärzte entscheiden vor Ort nach Erstversorgung und Stabilisierung über die Wahl der Zielklinik. Diese muss fachlich geeignet sein.

Muss denn nun auch der Rettungsdienst-Bedarfsplan überdacht werden?

Steffen Adams: Der Rettungsdienst-Bedarfsplan wird sowieso gerade neu erstellt und regelmäßig überdacht und angepasst. Der Entwurf beinhaltet längere Vorhaltezeiten von Rettungs- und Notarztwagen. Das heißt, die Einsatzzeiten des Rettungsdiensts werden im gesamten Kreisgebiet in den Blick genommen.

Persönlich Steffen Adams ist seit Juli 2018 Pressesprecher des Kreises Lippe. Der 39-Jährige ist Diplom-Sozialwirt.

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