Hier gibt es überall Trinkwasserspender in Lippe

Kreis Lippe . Die Bundesregierung plant ein Gesetz, mit dem Kommunen gedrängt würden, mehr Trinkwasserspender in Parks, Fußgängerzonen oder Einkaufsstraßen aufzustellen. Ein probates Mittel, damit sich die Menschen bei brütender Hitze wie aktuell erfrischen – oder etwas trinken könnten. In der Tat gibt es Ausbaupotenzial, wie ein Blick in die lippischen Städte und Gemeinden zeigt. Allerdings ist man dabei in guter Gesellschaft: Im bei der Einwohnerzahl mit Lippe fast ebenbürtigen Oberzentrum Bielefeld mit mehr urbanem Lebensgefühl gibt es gerade mal einen (!) öffentlichen Trinkwasserbrunnen am Kesselbrink. Er wurde 2015 von den Stadtwerken zum 125-jährigen Bestehen der städtischen Trinkwasserversorgung angebracht. Und in Lippe?

Bad Salzuflen Öffentliche Trinkwasserspender, die sich im Betrieb der Stadt befinden, gibt es laut Pressestelle derzeit keine. &bdquo;Wenn es Bedarf und Fördermittel geben sollte, werden wir geeignete Standorte, insbesondere im Bereich öffentlicher Plätze, vorschlagen“, heißt es vom Technischen Beigeordneten Bernd Zimmermann auf Anfrage unserer Redaktion. Weiter heißt es, die städtischen Brunnenanlagen werden mit Wasser aus dem Trinkwassernetz der Stadtwerke gespeist. Der Großteil der Anlagen verfüge über einen Wasserkreislauf, der einer permanenten Aufbereitung und Reinigung unterliege, dennoch seien sie nicht für Trinkzwecke ausgelegt. Das Wasser aus dem sogenannten Geysir in der Langen Straße, der in kurzen Abständen Wasser auf die Straße spuckt, sollte nicht getrunken werden. Eine Verschmutzung der Anlage sei nicht auszuschließen.

Lemgo Die Stadt Lemgo betreibt zwei Trinkwasserspender. Seit einigen Jahren schon steht der erste an der Blauen Box am Langenbrücker Tor, 2019 ist der zweite am Ostertorwall auf Höhe der Leopold-Apotheke hinzugekommen (die LZ berichtete). Letzterer verbrauchte im Jahr 2021 einen Kubikmeter Wasser und im Jahr davor neun Kubikmeter. Die Reinigung der beiden Spender übernimmt der Verein Lemgo Marketing, die Wartung übernehmen die Städtischen Betriebe. Auch im &bdquo;Mittelpunkt“ der Stadtwerke Lemgo und im AWO-Kastanienhaus am Wall gibt es Wasserspender, die aber nicht in städtischer Hand liegen. Weitere Trinkwasserspender seien laut Auskunft der Stadt derzeit nicht geplant.

Detmold Bereits im Juni 2019 beantragte die Detmolder FDP-Fraktion bei der DetCon GmbH, der Stadt und den Stadtwerken öffentliche Trinkwasserspender in Detmold zu fördern. Der Antrag sei damals unter anderem wegen Hygienebedenken abgelehnt worden, erinnert sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Trappmann. &bdquo;Seitdem ist dahingehend nichts weiter passiert.“ Für Trappmann und die FDP würden Spender vor allem im Innenstadtbereich Sinn machen, wo es bei heißen Temperaturen ohnehin kaum erträglich sei. &bdquo;Immerhin sind an einigen Schulen im Stadtgebiet mittlerweile Wasserspender installiert worden.“ Thomas Trappmann hofft, dass sich nun, da die Aufforderung &bdquo;von oben“ kommt, doch mehr tut.

Im Rathaus hat man sich indes noch nicht mit der Einrichtung öffentlicher Trinkwasserspender beschäftigt, heißt es aus der Pressestelle: &bdquo;Bislang ist dieses Thema an uns noch nicht herangetragen worden.“ Auch bei den Stadtwerken steht die Installation der Brunnen laut Pressesprecherin Eva Ellminger noch nicht auf der Agenda. Bislang gibt es im Stadtgebiet noch keine von den Stadtwerken geförderten öffentlichen Wasserspender.

Lage Innerhalb der Stadt Lage stehen derzeit auch keine öffentlichen Trinkwasserbrunnen zur Verfügung. Bürgermeister Matthias Kalkreuter sagt aber: &bdquo;Die Anforderung auf Zurverfügungstellung von Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Plätzen können wir in Lage mit der Umsetzung unseres Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes in einem ersten Schritt nachkommen.“ Bei der Neugestaltung des Lagenser Markplatzes könne zum Beispiel die Errichtung eines Trinkwasserbrunnens mit aufgenommen werden. Er verweist auf die Anfang dieses Jahres in Kraft getretene EU-Trinkwasserrichtlinie, die bis 2023 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Darin enthalten sei die Sicherstellung, dass an öffentlichen Plätzen Trinkwasserbrunnen verfügbar seien.

Nordlippe In Barntrup gibt es derzeit keine öffentlichen Trinkwasserspender. Laut Bürgermeister Borris Ortmeier liegt aber eine Anregung von CDU-Fraktionsmitglied Bernd Sölter vor, solch einen Spender im Bereich des Spielplatzes Masch , beziehungsweise des Multifunktionsspielfeldes in der Faulen Wiese zu errichten. Die Idee werde nun geprüft.

Auch in der Gemeinde Dörentrup sind derzeit keine Trinkwasserspender zu finden. &bdquo;Es gibt aber Überlegungen welche aufzustellen. Damit stehen wir aber noch ganz am Anfang“, sagt Sarah Frevert von der Verwaltung.

Frank Meier hat vor seinem Job als Extertals Bürgermeister Springbrunnen gebaut. Er glaubt nicht an den Nutzen von Trinkwasserspendern: &bdquo;Es gibt keine passende Stelle bislang und wir werden hier in Extertal keine hohe Frequentierung haben. Daher stehen die Unterhaltungskosten in keinem Vergleich zum Nutzen.“ Frank Meier geht dennoch davon aus, dass die Forderung aus Reihen der Kommunalpolitik bald bei ihm auf dem Tisch liegen wird.

In Kalletal gibt es einen Trinkwasserspender am Dorfgemeinschaftshaus in Kalldorf . Er ist laut Verwaltung für Wanderer gedacht und wird von der Dorfgemeinschaft instandgehalten. Initiiert wurde er von Erhard Arning . &bdquo;Er hat seiner Zeit Weitsicht damit bewiesen – denn die Projektidee liegt schon einige Jahre zurück, es war ihm aber ein großes Anliegen. Zu Recht, wie sich jetzt herausstellt“, teilt Bürgermeister Mario Hecker schriftlich mit. Außerdem sollen Planungen zum Aufbau weiterer Trinkwasserspender im Rahmen des Wasserkonzeptes, das die Gemeinde im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet hat, aufgenommen werden.

Ostlippe In Schieder-Schwalenberg werden aktuell keine öffentlichen Trinkwasserspender betrieben. Bürgermeister Jörg Bierwirth sagt: &bdquo;Überlegungen für die Zukunft werden wir natürlich von der konkreten Ausgestaltung der Rahmenbedingungen durch die Bundesregierung abhängig machen.“ Da diese aber noch nicht vorlägen, gebe es auch noch keine Pläne.

Auch in Lügde gibt es noch keine Trinkwasserspender, und es sind auch keine in Planung. Schließlich plagten die Kommunen andere Sorgen, wie Corona, die Unterbringung von Geflüchteten und die Vorbereitung auf den Gas- und Strommangel: &bdquo;Natürlich werden wir unseren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen, wenn die konkreten Anforderungen für Kommunen unserer Größe bekannt sind und die Gegenfinanzierung hoffentlich geklärt ist“, sagt Bürgermeister Torben Blome .

Grundsätzlich sei die Initiative im Hinblick auf das Thema Klimafolgeanpassung verständlich, es gehe aber zumindest aktuell an der Lebensrealität der Menschen im ländlichen Raum vorbei. Außerdem: &bdquo;In öffentlichen Gebäuden ist eine Entnahme natürlich an den diversen Zapfstellen möglich, kommt aber eigentlich in der Praxis nicht vor.“ So sei ihm nicht bekannt, dass es schon Nachfragen oder Forderungen nach einer öffentlichen Trinkwasserstelle im Stadtgebiet gegeben habe.

Südlippe In Horn-Bad Meinberg sind bislang ebenfalls keine öffentlichen Trinkwasserspender vorhanden. Diese Forderung sei &bdquo;sehr früh aus der Hüfte geschossen“, findet Thorsten Beinker , Leiter des Fachbereichs 4 in der Verwaltung. Nur mit dem Aufstellen sei es schließlich nicht getan. Wer kümmere sich um Verunreinigungen, die Wartung und Finanzierung insgesamt? Allesamt offene Fragen, für die das Land noch keine Angaben gemacht habe.

&bdquo; Refill “-Stationen Nicht im Straßenraum, aber dennoch öffentlich zugänglich, sind sogenannte &bdquo; Refill “-Stationen (also Auffüllmöglichkeiten). Das sind meist Geschäfte oder Institutionen, in denen jeder mitgebrachte Trinkgefäße wieder vollmachen kann. Zu finden unter refill-deutschland.de im Internet. Für Lage sind dort der Hof Brinkmann sowie der Soulfood-Store verzeichnet, für Detmold der Unverpackt-Laden &bdquo;Stückweise“, die Verbraucherzentrale, die Wandelwerkstatt und die ABO Berufbekleidung GmbH in Heidenoldendorf . Auch Yoga Vidya in Horn-Bad Meinberg ist ebenso dabei wie die Johanniter-Unfallhilfe in Blomberg und in Lügde Ahrens Fachmarkt.

Verbraucherzentrale: Bei Schulen anfangen Auch die Verbraucherzentrale NRW, die eine Dienststelle in Detmold betreibt, hat sich das Thema &bdquo;Wasserspender in der Öffentlichkeit“ auf die Fahnen geschrieben und fordert einen deutlichen Ausbau. Wichtig sei, dass der Zugang einfach sei. In der Vorreiterrolle sieht die Verbraucherzentrale die Schulen. Sie appelliert an die Landesregierung, sich dem Thema zu widmen.

Auch die Politik sei gefordert, vor allem mit Blick auf &bdquo;drückende Hitze, trockene Böden, Wassermangel und Brandgefahr“. Gerade in den Städten staue sich im Sommer die Hitze – das belaste. &bdquo;Ziel muss es sein, dass die Menschen unterwegs eine schnelle Möglichkeit haben, Trinkwasser zu zapfen.“ Die Verbraucherzentrale regt an, Bahnhöfe, Plätze, Schulen,Unis, Museen und Sportplätze mit solch einer Anlage auszurüsten. Das könne auch Akzeptanz und Image von Leitungs- als Trinkwasser verbessern.

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