Ehrung für Kaninchenzüchter: Die schönsten Widder kommen aus Lockhausen

Bad Salzuflen-Lockhausen. "Er ist europaweit schon einer der Topleute", sagt Kai Sander, und er muss es wissen. Schließlich ist der Hörstmaraner Vorsitzender im ostwestfälischen Widderclub - ein Club, in dem sich rund 20 Züchter der Kaninchenrasse aus OWL, auch aus Hessen und Niedersachsen zusammengeschlossen haben. Sanders Lob gebührt Sven Bültemeyer, den er zum 50-jährigen Bestehen des Clubs mit der Kammermedaille der Landwirtschaftskammer NRW ausgezeichnet hat.

In Bültemeyers Gartenhaus in Lockhausen tummeln sich rund 50 Kaninchen, Rammler und Häsinnen, jeweils in Ställen von 85 mal 85 Zentimetern Größe und damit deutlich größer als vorgeschrieben. Manche der Häsinnen haben geworfen, kümmern sich um die Jungtiere. Bültemeyer nimmt einen der Rammler aus dem Stall, setzt ihn auf den Tisch inmitten der großen Laube. Ruhig sitzt das weiße Tier mit den roten Augen da - "entspannt", könnte man sagen.

Das "Jahrhunderttier" besitzt er schon fünf Jahre Der Bad Salzufler ist in der Szene bekannt. Kaninchen aus Lockhausen hoppeln in ganz Europa durch die Ställe. Sven Bültemeyer verkauft sie nach rund anderthalb Jahren auf Ausstellungen, vermittelt sie über die vielen Kontakte: "Man kennt sich eben", sagt er und präsentiert sein "Jahrhunderttier", das er schon fünf Jahre besitzt und nicht abgeben mag. Einen Namen hat er ihm trotzdem nicht gegeben. Auf die Idee kommen nur unwissende Reporter. Und was ist mit Schlachten? "Das mache ich ganz selten."

Der Lockhauser pflegt sein Hobby seit 45 Jahren, seit seinem fünften Lebensjahr, hat die Leidenschaft vom Vater geerbt. "Ich liebe es, mit Tieren zu tun zu haben", sagt er. "Das ist einfach ein Hobby für jeden Tag." Zwei Stunden täglich kümmert er sich um die Kaninchen. Füttern, Näpfe reinigen, einstreuen, Grün besorgen... Dann gibt es noch Hühner, Kanarienvögel, Katzen, zwei Hunde. Bültemeyer arbeitet in Schichten als Glasfertiger in Obernkirchen, da passt es, dass er die Freizeit dem Dienstplan anpassen kann. Sind er und seine Frau mal ein paar Tage weg oder im Urlaub, übernimmt die Tochter den Dienst. In einer Werkstatt nebenan schreinert er, repariert Schäden, baut Gehege, streicht Holz. Im Sommer kommen die Schlappohren auch mal raus in einen mobilen Stall.

Einzelhaltung? "Die Tiere sind eben nicht nur gesellig" Die Tiere leben zumeist allein in ihren großen Boxen. "Ich habe mal versucht, sie in Gruppen zusammenzusetzen, das aber wieder drangegeben." Das sei in der Natur auch nicht anders, da säßen die Tiere auch 23 von 24 Stunden vor ihrem Bau. Die Rammler verstehen sich nicht, sind Konkurrenten. Sie kämpfen Ränge aus, es gibt Futterneid. "Das ist nun mal so und alles andere als Tierquälerei." Kai Sander stimmt zu: "Die Tiere sind eben nicht nur gesellig, wie das in der Öffentlichkeit gern wahrgenommen wird." Gelinge einem Züchter eine Vergesellschaftung mit einer gut eingespielten Gruppe, dann könne man schon neidisch werden.

Sander schickt Sven Bültemeyer dann das nächste Lob hinterher: "Hier ist alles tipptopp". Züchter Bültemeyer berichtet, worauf es den Preisrichtern bei ihrer Begutachtung ankommt; erklärt die Kriterien: Gewicht, Körperform, Fell, Rassemerkmale (Kopfform, Ohrenlänge, Stirn), Farbe, Pflegezustand. Seine Tiere schneiden da seit Jahren und Jahrzehnten gut ab, er hat schon viele Auszeichnungen erhalten. "Die Preisrichter prüfen bei jeder Schau den Gesundheitszustand jedes Tieres. Das beinhaltet natürlich auch die Kontrolle der Zähne, den Befall mit Parasiten, Krankheiten und etwaige Entzündungen." Falls es zu Auffälligkeiten kommen sollte, würden die Tiere von der Bewertung ausgeschlossen.

"Entzündungen der Gehörgänge sind sehr selten" "Organisierte Züchter werden genau auf eventuelle Qualzuchtauffälligkeiten kontrolliert," stellt Kai Sander mit Blick auf einen LZ-Bericht zu dem Thema klar. Sein Verband stehe seit Jahren dazu mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Kontakt. Kai Sander weist zudem auf eine groß angelegte Untersuchung im November 2022 hin. Von 3000 dort ausgestellten Kaninchen aus ganz Deutschland hätten Tierärzte nach dem Zufallsprinzip jedes zehnte untersucht, Gehörgangentzündungen wurden nicht festgestellt.

Er selber habe bei seinen Tieren in den vergangenen 35 Jahren keinen einzigen Fall bemerkt. "Sowieso kann eine ganze Kaninchenrasse laut Tierschutzgesetz keine Qualzucht sein. Der Begriff bezieht sich immer auf die Verpaarung von Einzeltieren." Organisierte Züchter hielten sich streng an Statuten, um gesunde und erbfeste Zuchtstämme zu schaffen. Unorganisierte Kaninchenliebhaber vermehrten eher nur nach Aussehen. Auch werden von ihnen zuweilen nicht zugelassene Rassen wie die NHD-Widder mit einem geschränktem Gesichtsfeld vermehrt." Dies müssten Kritiker seines Hobbys und das von 80.000 weiteren Züchtern in Deutschland beachten.

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