So stehen die Chancen für die Begatalbahn zwischen Lemgo und Barntrup

Kreis Lippe. Die Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung der Begatalbahn zwischen Lemgo-Lüttfeld und Barntrup liegt vor und kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Maßnahme rechnen würde. Sie kommt beim Kosten-Nutzen-Vergleich auf den Faktor 2,8. Bedeutet: Bei Bau- und Planungskosten von einem Euro für das Projekt gibt es einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 2,8 Euro für die Region Nordlippe.

Allein: Die Wiederherstellung würde teuer, je nach Variante um die 60 Millionen Euro , berichtet Kurt Kalkreuter, SPD-Mann aus Lage und stellvertretender Vorsitzender der Versammlung des Zweckverbandes Westfalen-Lippe (NWL). Und er wägt ab: Das Vorhaben stehe im Wettbewerb mit neun weiteren stillgelegten Strecken im Bereich des NWL. Für diese werden in den kommenden beiden Jahren Machbarkeitsstudien erwartet, die für Lippe liegt als erste vor. Am Ende werden die NWL-Gremien entscheiden müssen.

"Land finanziert die Schienen nicht auskömmlich" Kalkreuter sagte, er sei trotz des guten Wertes &bdquo;arg frustriert“. Angesichts der Tatsache, dass das Land bis 2031 mit einem Defizit von 6,5 Milliarden Euro für den Schienenverkehr rechne, sei er pessimistisch. &bdquo;Ob überhaupt und wenn ja, welche weiteren der zehn Strecken reaktiviert werden – das ist völlig offen.“ Unter anderem sind die alten Linien Paderborn-Büren-Brilon (Almetalbahn), Lengerich – Ibbenbüren, (Teutoburger-Wald-Eisenbahn) und Sendenhorst – Beckum – Lippstadt im Rennen. Kalkreuter gibt auch zu Bedenken: &bdquo;Jeder Euro für eine reaktivierte Strecke geht zu Lasten der Investitionen des Bestandsverkehrs.“ Und da liege ja einiges im Argen. Das Land finanziere das Netz bekanntermaßen bei weitem nicht auskömmlich. &bdquo;Ich bin äußerst skeptisch, wenn sich die finanzielle Situation nicht ändert.“

Der lippische Kreistag hatte vor Jahren mit einer breiten Mehrheit seine Sympathien für die Reaktivierung der Begatalbahn formuliert, ebenso beispielsweise der Stadtrat Barntrup . Die Macher der Begabahn-Studie haben nun vier Varianten durchgespielt, zwei für den Ist-Zustand und zwei für das möglicherweise 2040 kommende S-Bahn-Netz – jeweils im Halbstunden- und Stundentakt. Stopps gäbe es in Dörentrup, Bega, Barntrup und Barntrup-Ost. Den höchsten Kosten-Nutzen-Effekt mit einem Koeffizienten von 2,8 würde es bei einem 30-Minuten-Takt im jetzigen System geben.

2000 Fahrgäste täglich Am Ende gilt es, politische Mehrheiten zu organisieren, sagt Kalkreuter. &bdquo;Und da zum Teil ja zwei Zweckverbände von Reaktivierungen betroffen sind – bei der Begabahn ist es ja nur der Verkehrsverbund Ostwestfalen Lippe, der VVOWL, – können deren Vertreter in der Verbandsversammlung entsprechend gemeinsam votieren. Bei aller Objektivität gibt es dann politische Argumente.“ Schon vor zehn Jahren habe sich der NWL gegen die Begabahn und damals für die Strecke Münster – Sendenhorst entschieden, obgleich die Vorarbeiten in Lippe viel weiter gewesen seien.

Das Planungsbüro habe umfangreich untersucht: Investitionskosten, technische Machbarkeit, Zeitgewinn für Fahrgäste, potenzielle Nutzer, CO2-Reduktion, Unfallhäufigkeit auf der Straße, Straßenbaukosten. Sie rechnen nach dem Kostenkatalog der Deutschen Bahn von 2016 und haben einen Kostenpuffer von plus 30 Prozent bedacht. 2000 Fahrgäste würden täglich von Barntrup nach Lemgo fahren, bis Lage dann 3000, von dort bis Bielefeld 5000.

Die Strecke sei wunderbar, nahezu kreuzungsfrei, einfach neuzubauen, hätten die Planer gelobt. Aber, sagte Kalkreuter: Vergleiche mit den anderen in Rede stehenden Strecke lägen eben noch nicht vor. &bdquo;Natürlich ist ein Wert von 2,8 nicht schlecht. Aber optimistisch bin ich nicht.“

"2,8 - das ist sehr sehr positiv" Dr. Inga Kretzschmar sitzt ebenso wie Kalkreuter für den VVOWL in der Verbandsversammlung des NWL, und zwar als stellvertretendes Mitglied für die Grünen. Sie interpretiert die Ausführungen zu der Machbarkeitsstudie anders: &bdquo;Ein Index von 2,8 – das ist sehr, sehr positiv. Alles, was über Eins geht, ist ein Erfolg.“

Sie hält die Revitalisierung der Begabahn für &bdquo;sehr wahrscheinlich“ – und zwar schon 2032. &bdquo;Klar müssen wir abwarten, was die Machbarkeitsstudien für die Konkurrenz sagen“, weiß die Vorsitzende des OWL-Bezirksverbandes der Grünen aus Lemgo. &bdquo;Aber wir dürfen doch nicht deswegen schon den Kopf in den Sand stecken, sondern sollten zwei Jahre an dem Ziel der Reaktivierung weiterarbeiten.“ Die Studie zeige eindeutig: &bdquo;Der Bedarf ist da.“ Und die dringend nötige Verkehrswende koste nun mal Geld – was in diesem Fall volkswirtschaftlich 2,8 mal wieder reingeholt werde.

Berghahn klar für Wiederherstellung Jürgen Berghahn, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Blomberg und Verkehrspolitiker, hat eine klare Meinung: &bdquo;Bei einem Wert mit eine Einstufung von 2,8 wäre es sträflich, die Strecke nicht zu reaktivieren und ein fatales Signal angesichts der dringend nötigen Verkehrswende.“ Das Projekt wäre relativ einfach und schnell umzusetzen, die Strecke müsse ja nicht neu geschaffen, sondern nur instandgesetzt werden. &bdquo;42.000 Menschen in der Region würden davon profitieren.“ Allein zu den Phoenix-Contact-Standorten in Schieder, Blomberg und Pyrmont pendelten Tausende, alle Standorte seien von Barntrup aus gut zu erreichen.

&bdquo;Da kämen zumindest einige Mitarbeiter gut mit dem Zug zur Arbeit und wieder nach Hause.“ Wenn man das wolle, könne die Strecke in zehn Jahren bereit sein, wertet er das Zeitfenster ähnlich wie Dr. Inga Kretzschmar. Es komme nun darauf an, welche Priorität der NWL setze, da müssten sich die lippischen Verbandsvertreter stark engagieren. &bdquo;Ich hoffe nicht, dass es einen Wettlauf der Regionen gibt.“ Hinzu komme, dass Unternehmen der Region Interesse an Güterverkehr signalisiert hätten. Es gäbe Unternehmen direkt an den Gleisen Strecke, auch die Verkehrsbetriebe Extertal (VBE) als Besitzerin der Strecke habe Interesse.

&bdquo;Ein überragendes Ergebnis" &bdquo;Ein überragendes Ergebnis für die Bahnstrecke Lemgo-Barntrup“ – so bewertet der lippische Eisenbahn-Experte Jochen Brunsiek das Ergebnis der Studie. Die Region – also der Kreis Lippe, Barntrup, Lemgo und Dörentrup – müsse nun die Ärmel hochkrempeln, um sich sich diese Chance nicht entgehen zu lassen möchte. Es gelte für die lippischen Vertreter in den Gremien des VVOWL und des NWL nun, Mehrheiten zu organisieren und für Lippe anzupacken. Mit dem Verweis auf den Vergleich der Ergebnisse mit anderen Projekten gewinne der NWL weitere zwei Jahre, sagt Brunsiek. Und dass das Gutachten, 2020 beauftragt, drei Jahre gedauert habe, sei eine &bdquo;Nichtleistung“ von Aufgabenträger und Gremien. &bdquo;Das ist keine Machbarkeits- sondern eine Verhinderungspolitik.“

Dass 60 Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden müssten, bezweifelt Brunsiek, das für deutlich weniger Geld. Außerdem vermisse er Transparenz, wie diese Kalkulation überhaupt zustande gekommen ist. &bdquo;Die Region darf auf keinen Fall den Fehler machen und auf den NWL warten. Wer die Begatalbahn möchte, sollte selbst Initiative ergreifen.“ Beispiele für erfolgreiche Re-Vitalisierungen von Strecken gebe es genug: Die Bentheimer Eisenbahn, den Haller Willem oder die Ilmebahn bei Einbeck.

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