Folgen für Pendler: OWL droht jahrelanger Sanierungsstopp wichtiger Bahnprojekte

Bielefeld. Fahrgäste der Bahn müssen sich in OWL auf einen Sanierungsstau einstellen – und darauf, dass spürbare Verbesserungen auf der Schiene um Jahre verschoben werden. Grund sind Sanierungen auf großen Strecken in anderen Landesteilen wie dem Ruhrgebiet, die Umleitungen durch OWL erfordern und somit freie Schienen.

&bdquo;Fahrgäste müssen ihre Bahnreisen jetzt noch mehr planen und sich auf weitere Verspätungen einstellen“, sagt Rainer Engel, Vorsitzender von Pro Bahn in OWL. Bei den jetzt verschobenen Sanierungen handele es sich zum Beispiel um den Bau neuer Weichenverbindungen und dem Verschwenken von Gleisanlagen, um den Betrieb flexibler zu machen. Auch der wichtige Umbau barrierefreier Bahnsteige werde verzögert.

Diese kleineren Bauprojekte sollten in OWL eigentlich bis 2030 fertig sein, jetzt drohen sie bis 2035 verschoben zu werden, bestätigt Kai Schulte, Leiter des Kompetenzcenters integraler Taktfahrplan (ITF) für NRW beim Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). &bdquo;Das bereitet uns ziemliche Kopfschmerzen, denn so lange können wir nicht warten.“

Strecke Minden bis Wunstorf wäre besonders betroffen Laut Schulte ist in OWL vor allem die 40 Kilometer lange und stark befahrene Strecke Minden bis Wunstorf betroffen. Auf der waren eigentlich Umbauarbeiten geplant, um Engpässe und Störungen im Zugverkehr zu beseitigen – zum Beispiel, indem bauliche Möglichkeiten in Minden und in Haste geschaffen werden, dass sich Züge überholen können. So sollen unnötige Wartezeiten vermieden werden. Das droht durch die neuen Pläne der Bahn um Jahre verzögert zu werden. &bdquo;Die Effekte für OWL sind gewaltig“, warnt Schulte. &bdquo;Hoch ausgelastete Strecken brauchen schnellstmöglich infrastrukturelle Entlastungen, damit Fahrgäste wieder pünktlich reisen können – nicht erst in zehn Jahren.“

Heikel seien die Verschiebungen auch deshalb, weil für die Sanierungen in OWL Fördermittel des Bundes in Millionenhöhe bewilligt sind. Die könnten aber verfallen, wenn die Arbeiten nicht wie vereinbart bis 2030 umgesetzt werden sollten, sagt Schulte.

NRW beim Schienen-Zustand deutschlandweit hinten dran &bdquo;Schwierige Situationen mit der Bahn haben wir in OWL ja immer schon, aber im Moment ballen sie sich“, bestätigt Kurt Kalkreuter, Mitglied der NWL-Verbandsversammlung aus Lage. Den Politiker ärgert das Verhalten der Deutschen Bahn. &bdquo;Wenn Absprachen aus dem Herbst im Frühjahr schon nicht mehr gelten, wie will man dann noch ein verlässliches Verkehrsangebot schaffen?“ Wenn jetzt noch überregionale Verbindungen durch die Region führten und es zu einem Sanierungsstopp komme, &bdquo;dann fällt der Bahnverkehr in OWL in sich zusammen“, warnt Kalkreuter. &bdquo;Der Regionalverkehr ist am Ende der Leidtragende.“

Der NWL hält eine grundlegende Sanierung der Infrastruktur in NRW für &bdquo;dringend erforderlich“. Das Land sei beim Zustand des Schienennetzes deutschlandweit derzeit auf dem vorletzten Platz. Zudem würden rund zehn Prozent der Nahverkehrsleistungen in NRW auf überlasteten Schienenstrecken erbracht – mit erheblichen Einbußen bei Pünktlichkeit und Qualität. &bdquo;Der Regionalverkehr in OWL darf nicht das Nachsehen haben“, fordert Schulte. Das wirke sich ansonsten auch auf die Wirtschaft aus, die auf den Schienentransport angewiesen sei.

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