Damm Hornoldendorf: Warum Naturschützer und Heimatbund Nein sagen

Kreis Lippe. Die Naturschutzverbände BUND und Nabu sowie der Lippische Heimatbund lehnen die Pläne für ein Hochwasserrückhaltebecken in Hornoldendorf ab und fordern, die Unterlagen grundlegend zu überarbeiten. Werre-Wasserverband und K reis Lippe planen dort sei Jahren einen Damm samt Umgehungsstraße auf der Dammkrone. Die Pläne sind nur überarbeitet worden, unter anderem zum Fledermausschutz.

Ein Sperrdamm sei ein massiver Eingriff in den Biotopverbund &bdquo;von landesweiter Bedeutung“, schreiben die Verbände unter anderem. Das Biotop werde in isolierte Teilflächen zerschnitten, Auen dauerhaft nicht mehr überflutet. Auenlebensräume gingen verloren oder würden beeinträchtigt. Sowohl der Sperrdamm als auch die neu geplante Umgehungsstraße zerschnitten Leitlinien streng geschützter Fledermausarten.

Der lippische Tierfilmer Robin Jähne weiß da näheres. Er ist selbst Hornoldendorfer, kennt im Tal jeden Baum. Er ist beim Nabu sowie dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein aktiv und hat für diese beiden Verbände an den Stellungnahmen mitgearbeitet. Für ihn ist klar: &bdquo;Alternative Möglichkeiten zum Hochwasserschutz sind gar sind nicht bedacht worden.“ Seitdem der Werre-Wasserverband beispielsweise vor Jahren die Wiembecke bei Horn renaturiert habe, sei diese seltener über die Ufer getreten. &bdquo;Diese Maßnahmen kann man bis Hornoldendorf fortsetzen.“ Auch sei in den vergangenen Jahren immer mehr auf den Feldern gepflügt worden, so dass sich an den Ufern ein kleiner Damm gebildet habe. &bdquo;Auch dadurch steigt die Überschwemmungsgefahr.“

"Bäume und Auen werden überflutet" Jähne ist Fledermauskenner, weiß um den auch vom Gutachter des Werre-Wasserverbandes festgestellten Artenreichtum. &bdquo;Es gibt wenige Bereiche mit so vielen Arten in Lippe.“ Er nennt die Wasserfledermaus, Mops- und kleine Bartfledermaus, verschiedene Mausohren, den großen Abendsegler. Die Tiere seien auf zwei Arten gefährdet: In dem noch recht natürlichen Wald stünden viele alte Bäume, die als Quartiere für den Sommer und als Wochenstube dienten – diese Bäume würden bei Hochwasser überflutet, fatal auch für alle anderen Baumbewohner.

Und, zweite Gefahr: Der Damm würde die abendlichen Flugrouten der Tiere kreuzen und deren Leitlinien unterbrechen. &bdquo;Die Fledermäuse fliegen ja nicht besonders hoch, wie sie es nun einmal gewohnt sind, und würden von den Autos erfasst.“ Sie umzusiedeln oder ähnliches werde nicht funktionieren. Der Kreis will dieser Gefahr mit Schutzwänden entgegentreten.

Wanderwege werden abgeschnitten Robin Jähne hat weitere Argumente. An der Bachaue brüte zum Beispiel der Eisvogel, dazu kämen andere Brutvögel und Orchideen – viele davon stünden auf der Roten Liste. Der Feuersalamander trete nicht nur vereinzelt auf. Und: Falls bei Einstau der Sauerstoffgehalt im Wasser sinke, könne das in der Forellenregion erhebliche negative Auswirkungen haben. Sedimente würden abgelagert – mit negativen Folgen für das Wiembecketal.

Die Verbände schreiben: &bdquo;Es wird argumentiert, dass das Rückhaltebecken Auswirkungen bis Bad Salzuflen haben solle. Der Einzugsbereich der Wiembecke bei Hornoldendorf sind 20 Quadratkilometer, der der Werre bei Lage bereits 200 Quadratkilometer. Die Auswirkung dort lägen damit maximal bei 10 Prozent.“ Hinzu komme die Verschandelung des Landschaftsbildes, wertvolle Natur gehe verloren. &bdquo;Hornoldendorf wird von den Wanderwegen im Osten abgeschnitten, die Flächen hinter dem Damm werden kaum noch zu erreichen sein.“

Die K 90 sei im gesamten Straßenverlauf nicht für große Verkehrsmengen ausgelegt &bdquo;und soll auch nach Entscheidung des Detmolder Stadtrates nicht diese Bedeutung haben.“ Tempo 30 sei ja gerade eingeführt worden, um den zwischenörtlichen Verkehr einzuschränken, dazu komme die Engstelle an der Bahnbrücke. &bdquo;Aufgrund des sehr geringen Fahrzeugaufkommens ist der Bau einer Umgehungsstraße nicht gerechtfertigt.“ Es sei möglich, in Hornoldendorf Fußgänger durch einfache Maßnahmen zu schützen. &bdquo;damit entfällt das Argument jeglicher Umgehungsstraße.“Jähne fasst zusammen: &bdquo;Die schon aus den siebziger Jahren stammenden Pläne sind nicht mehr zeitgemäß – gerade in Zeiten der Klimaveränderung, und wo der Verkehr nicht gefördert werden sollte.“

12 Meter hoch, 600 Meter lang Der bis zu 12 Meter hohe und rund 600 Meter lange Damm soll zwischen Hornoldendorf und Fromhausen an der Wiembecke gebaut werden und ein 1400 Meter langes und 200 Meter breites natürliches Staubecken abschließen. Auf dem Damm plant der Kreis Lippe den Neubau der K 90 als Ortsumgehung Hornoldendorf. Die Breite der Dammkrone würde bei 12,5 Meter liegen, an der Basis wäre der Damm bis zu 90 Meter breit. Im Fall eines Hochwassers könnte sich das Wasser im Tal der Wiembecke bis nach Horn-Bad Meinberg/Fromhausen stauen, einige Häuser dort müssten durch einen kleinen Zusatzdamm geschützt werden, hieß es im Dezember 2003 vom Werre-Wasserverband.

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