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Nationalparks in Lippe: Parteien haben klare Meinung zu Senne und Egge

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Die Grünen möchten einen Nationalpark Senne. CDU, FDP, Freie Wähler und Aufbruch C sind dagegen. Hier zu sehen ist ein Teil der Senne, in dem sich die Spuren der Militärübungen zeigen. - © Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle
Die Grünen möchten einen Nationalpark Senne. CDU, FDP, Freie Wähler und Aufbruch C sind dagegen. Hier zu sehen ist ein Teil der Senne, in dem sich die Spuren der Militärübungen zeigen. (© Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle)

Kreis Lippe. In der Debatte um die Nationalparks auf lippischen Boden gibt es mal wieder klare Meinungsverschiedenheiten. Auf der einen Seite stehen CDU, FDP, Freie Wähler und Aufbruch C, die sich klar gegen den Nationalpark Senne aussprechen. Auf der anderen finden sich Die Grünen, die die "Anstrengungen des Umweltministeriums einen zweiten Nationalpark in NRW [in der Egge] zu gründen", begrüßen.

"Wir unterstützen weiterhin den Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge und die Landschaftspflege und Naturschutzmaßnahmen durch die Biologische Station. Einen Nationalpark auf dem Gebiet des Kreises Lippe lehnen wir hingegen ab", wird der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Andreas Kasper, in einer Pressemitteilung zitiert. Diese Auffassung teilten die Kooperationspartner von CDU, FDP, Freie Wähler und Aufbruch C im lippischen Kreistag.

Ungestörten Ablauf natürlicher Prozesse schützen

Die derzeitigen naturschutzfachlich hochwertigen Strukturen etwa in der Senne seien Folge einer jahrhundertelangen Bewirtschaftung und Nutzung und nicht einer natürlichen Entwicklung. Die bisherigen Nutzungen seien offensichtlich geeignet, sie auf diesem hohen Niveau zu erhalten. "Zweck der Schutzgebietskategorie Nationalpark ist vorrangig, den ungestörten Ablauf natürlicher Prozesse zu schützen. Um Randeinflüsse gering zu halten, werden dafür Flächengrößen von möglichst 10.000 Hektar oder mehr angestrebt. Dadurch wird sich auf der geschützten Fläche die Pflanzengesellschaft einstellen, die auf dem betreffenden Standort unter den jeweils aktuellen Umweltbedingungen am konkurrenzkräftigsten ist", heißt es seitens der Kooperationspartner weiter. In Deutschland seien das auf dem überwiegenden Teil der Fläche Waldgesellschaften.

Im Bereich der Senne habe sich, begünstigt durch die von Natur aus armen Böden sowie die über lange Zeit praktizierte nährstoffzehrende landwirtschaftliche Übernutzung, eine von Heide geprägte Offenlandschaft entwickelt. "Gerade diese macht den hohen naturschutzfachlichen Wert der Senne aus." Die Lebensraumtypen des Offenlandes nähmen aufgrund ihrer Größe und ihres Erhaltungszustandes eine besondere Stellung ein, erklären CDU, FDP, Freie Wähler und Aufbruch C unisono.

"Die natürliche Entwicklung dieser Flächen würde über eine zunehmende Verbuschung und Nährstoffanreicherung wieder zu Wald führen. Das Offenland würde verschwinden. Die Eigenart der Senne lässt sich nur erhalten, wenn der natürlichen Entwicklung fortwährend mit Pflegemaßnahmen entgegengewirkt wird", schreibt das Interessen-Bündnis. Es bedürfe also regelmäßiger aktiver Eingriffe, um die Anforderungen der wertbestimmenden Arten und Lebensräume sichern zu können. "Die passende Schutzgebietskategorie hierfür wäre die eines Artenschutzgebietes mit Management (IUCN Managementkategorie IV), das heißt eines Naturschutzgebietes."

"Einmalige Gelegenheit für Artenschutz, Naherholung und Bildung"

Die Grünen argumentieren in ihrer jüngsten Pressemitteilung, dass gerade der menschliche Eingriff in die Natur ein großes Problem sei. So habe Landesumweltminister Oliver Krischer während einer Informationsveranstaltung zum Thema "Nationalparke" gesagt, dass die aktuelle Phase des Massenaussterbens auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sei und ein natürlicher Raum notwendig wäre, um der Natur Erholung zu ermöglichen. "Ein Nationalpark bietet die einmalige Gelegenheit, sowohl den Schutz bedrohter Arten zu gewährleisten als auch Möglichkeiten für Naherholung und Bildung zu schaffen", schreiben die Grünen.

Davon profitiere nicht nur die Umwelt meint Timo Broeker, Sprecher des Grünen Kreisverbandes Lippe: "Neben dem Schutz der Natur und dem Wohl der Menschen wird auch der Tourismus und die lippische Wirtschaft erheblich profitieren." Der Nationalpark in der Eifel habe gezeigt, welchen ökonomischen Mehrwert ein solcher Schutzraum bieten könne. "Die steigenden Tourismuszahlen und das Wachstum der Wirtschaft sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind beeindruckende Ergebnisse, die wir auch für unsere Region anstreben", wird er in der Pressemitteilung der Grünen zitiert.

Grüne fordern Kreis zum Handeln auf

Die Partei sieht außerdem Bildungspotenziale im Nationalpark. Julia Eisentraut, Grüne Landtagsabgeordnete aus Lippe erklärt dazu: "Ein Nationalpark eröffnet vielfältige Möglichkeiten für Bildungsakteure, von Kitas bis hin zu Hochschulen. Bildung für nachhaltige Entwicklung kann in den Vordergrund rücken, und Studenten könnten vor Ort Forschungsprojekte durchführen." Die Grünen fordern den Kreis auf, proaktiv am Beteiligungsprozess teilzunehmen und zu prüfen, welche lippischen Flächen im öffentlichen Eigentum die jetzige Kulisse aus Landeswäldern ergänzen könnten.

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