Kreis Lippe. Die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) hat ein Laborverfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei entwickelt, das laut Pressemitteilung jetzt zur Serie gebracht werden kann. Der Bundestag hat dafür drei Millionen Euro bewilligt. Darauf haben die Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler und Christian Sauter (beide FDP) hingewiesen.
Einem Team der TH OWL um Professorin Dr. Helene Dörksen aus dem Fachbereich Elektrotechnik und Technische Informatik war es im Labor bekanntlich gelungen, das Geschlecht von Hühnereiern schon ab dem dritten Bruttag zu bestimmen. Der Schlüssel zum Erfolg liege in der sogenannten zeitaufgelösten Laserfluoreszenzspektroskopie, heißt es seitens der Hochschule.
Treffergenauigkeit von konstant 98 Prozent
"Bei einer Treffergenauigkeit von konstant 98 Prozent kann das Geschlecht des entstehenden Kükens ohne Beschädigung der Eischale bestimmt werden. Das vermeidet Stress für die Embryonen", beschreibt Dr. Dörksen die Besonderheit des Verfahrens. Das Verfahren selbst sei nicht neu. Die Messmethode sei bereits für die Analyse von Kraftstoffen angewendet worden. „In unserem Fall regt der Lichtstrahl geschlechtsspezifische Substanzen an, die anfangen zu leuchten. Und hier kommt die Mathematik ins Spiel. Über die von uns entwickelten Algorithmen können wir diese Reaktionen messen“, sagt die Mathematikerin.
Dieses Verfahren sei ein „Paradebeispiel für das erfolgreiche Zusammenspiel der optischen Spektroskopie und geeigneten mathematischen Methoden der Datenanalyse“, erläutert sie. „Mit der Geschlechtsbestimmung am Brutei ist das Anwendungspotenzial des Verfahrens noch lange nicht erschöpft: Unsere Visionen erschließen die Anwendungen etwa in medizinischen Bereichen oder in der Kraftstoffforschung.“
Das Ziel ist der Bau von alltagstauglichen Anlagen
Angewandte Wissenschaften zeichnen sich dadurch aus, Wissenschaft in der Praxis umzusetzen. Die auf drei Jahre angelegte Förderung aus Berlin hat daher zum Ziel, alltagstaugliche Anlagen zur Geschlechtsbestimmung für große und kleine Brütereien zu bauen. Das nutzt dem Tierwohl ganz erheblich und hält zudem deutsche Brütereien wettbewerbsfähig.
Zum Hintergrund erklärt die TH OWL: Die frühzeitige Geschlechtsbestimmung ist für Brütereien wichtig. Seit Anfang des Jahres 2022 dürfen sie männliche Eintagesküken nicht mehr töten. Das Verfahren ermöglicht es, männliche Küken vor dem siebten Entwicklungstag im Ei auszusondern.